FTD Good Times - A Review

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13 Juni 2011 22:45 #837485 von Herbi
FTD Good Times - A Review wurde erstellt von Herbi
..vielleicht kann MW seine "Good Times" review mal hier reinstellen !!

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14 Juni 2011 14:23 #837529 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf FTD Good Times - A Review

..vielleicht kann MW seine "Good Times" review mal hier reinstellen !!

Gerne! Im Gegenzug musst Du dann aber auch sämtliche Stellen konkret benennen und begründen, an denen ich mich (unbegründet) negativ über Elvis äußere.


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<span style='font-size:16pt;line-height:100%'>Good Times - Die neue Doppel-CD von FTD </span>

Michael Werner

Als diese LP im März 1974 erschien, kam seit Elvis Country erstmalig wieder ein reguläres Studio-Album von Elvis auf den Markt, das auch als solches bezeichnet werden kann (wenn man The Wonderful World Of Christmas und He Touched Me mal außen vor lässt, die reine Themen-Alben waren). Love Letters war – trotz einiger wirklich schöner Aufnahmen – der Ausschuss der 70er Session mit teils halbgaren Aufnahmen. Now verdiente diesen Titel absolut nicht, denn es war in Wahrheit eine Resterampe der vergangenen Jahre, auch wenn es – mit Ausnahme von „Hey Jude“ – durchweg hörenswerte Darbietungen enthielt. Fool war eine lieblos zusammengeschusterte Verlegenheitslösung aus Übrigbleibseln und unausgegorenen Tracks; nicht, dass es schlechte Songs waren, aber eben kein „echtes“ Album. Raised On Rock mit gerade mal zwei wirklich herausragenden Songs („For Ol‘ Times Sake“ und „I Miss You“) könnte man sogar als grobe Unverschämtheit bezeichnen. Good Times wartet zwar mit zwei Restbeständen der Session vom Juli 1973 auf und wurde im Dezember 1973 auch nicht am Stück und mit Bedacht aufgenommen, sondern relativ konzeptlos und wild durcheinander mit weiteren Songs, die dann das – meines Erachtens etwas stärkere – im Januar 1975 folgende Album Promised Land ergaben; dennoch war Good Times seit Jahren der erste Lichtblick in puncto Studio-Album. Allerdings kam es zu spät. Nachdem Elvis am 14. Januar 1973 mit Aloha From Hawaii Via Satellite zwar nicht unbedingt Musikgeschichte, aber immerhin Fernsehgeschichte geschrieben und sich dem kulturell westlich orientierten Teil der Welt als gereifter, vielseitiger Sänger und Entertainer präsentiert hatte, wäre es zwingend notwendig gewesen, dem aus der Show resultierenden überaus erfolgreichen Live-Album sofort ein aussagekräftiges Studio-Album vom Kaliber From Elvis in Memphis hinterher zu schießen. Dass stattdessen die Peinlichkeit des Fool-Albums veröffentlicht wurde, kann getrost als einer der größten Fehlgriffe der Geschichte der Popmusik gewertet werden. Und vor allem als Zeugnis von Elvis‘ fortschreitendem Desinteresse an seinem Beruf, welches spätestens nach Aloha seinen fatalen Lauf nahm. Ein Glück, dass wir bei dieser FTD – so viel kann ich vorwegnehmen – einen großartig aufgelegten Elvis zu hören bekommen, der mit Spaß und Engagement bei der Sache war.

Das Cover lässt zunächst einmal Schlimmes vermuten. Man wählte zwar ein Konzert-Foto vom 18. Juni 1972 aus Fort Worth – eigentlich keine schlechte Idee, denn das war eine Zeit, in der Elvis noch wie ein junger Gott aussah; allerdings entschied man sich mit Karacho für ein Bild, worauf genau davon rein gar nichts zu erkennen war. Vielmehr sieht Elvis – mit Verlaub – auf dem Foto wie eine glitzerbehangene, dickliche, alternde Tunte aus. Das Cover hätte einem Liberace in seinen letzten Jahren sicher gute Dienste erwiesen; unfassbar dagegen, wie man einen der bestaussehenden Männer der Welt so unvorteilhaft abbilden konnte. Was den alten Colonel da geritten hat, ausgerechnet dieses Foto vorzuschlagen, und Elvis, es zu genehmigen, haben beide als Geheimnis mit ins Grab genommen.

Die Liedauswahl ist bunt und ohne roten Faden; es werden etliche Stilrichtungen gestreift, ohne dass das Album irgendwo wirklich ankommt: Country-Schmalz („Take Good Care Of Her“), religiöser Kitsch („If That Isn’t Love“), schlageresques („She Wears My Ring“ und „Spanish Eyes“), ein bisschen Funk („I Got A Feelin‘ In My Body“), ein bisschen Chanson („My Boy“), ein cooler Swamp-Song von Tony Joe “Polk Salad” White („I’ve Got A Thing About You Baby“) und sogar eine flotte Nummer („Talk About The Good Times“). Das Ganze gekrönt von zwei grandiosen Balladen („Loving Arms“ und „Good Time Charlie’s Got The Blues“). Insgesamt geht von dem Album eher eine etwas düstere Stimmung aus, eine Spaßplatte ist es gewiss nicht; selbst das positive „She Wears My Ring“ klingt melancholisch und nur wenig euphorisch, wie der Text eigentlich implizieren möchte. So ist dann der Album-Titel Gute Zeiten eigentlich unpassend, denn die Platte verbreitet eher das gegenteilige Flair – Sad Times hätte besser gepasst. Oder es steckt doch mehr feine Ironie dahinter, als man einer Elvis-Platte der 70er allgemein zutrauen möchte. Wie auch immer, die Lieder sind sehr schön, und nur darauf kommt es letztendlich an.

Das kann man vom Sound des Original-Albums leider nicht behaupten. Es ist kaum zu glauben, wie aus so guten Aufnahmen (was man erst durch die Outtakes bemerkt) ein so schlecht klingendes Album entstehen konnte. Die Original-Abmischung ist flach und zu verhallt, was auch beim folgenden Promised Land nicht viel besser sein wird. Erst mit Today wird Elvis in den 70ern erstmalig (und leider auch letztmalig) ein Album abliefern, das auf dem neuesten Stand der Aufnahmetechnik seiner Zeit produziert wurde und auch heute noch frisch klingt – abgesehen davon, dass der Sound von Elvis‘ Stimme (die eigentlich das wichtigste an der Aufnahme ist) ab 1970 grundsätzlich darunter gelitten hat, dass der Mann in ein in der Hand gehaltenes Bühnenmikrofon sang, statt – wie üblich – in ein qualitativ hochwertigeres Studiomikrofon.

In den 90ern wurden die Stax-Aufnahmen anlässlich der 70er Box komplett remixed. Wir finden diese Remixe – neben der Box – als Bonus-Titel auf der 2000er Neuauflage von Promised Land. Hier klingen die Songs, wie sie damals hätten klingen können, wenn man sie zeitgemäß abgemischt hätte. Hat man aber leider nicht.

FTD greift – so muss es wohl sein, wenn es historisch korrekt sein soll – auf die Original-Abmischungen zurück, die sich bereits auf der ersten CD-Ausgabe im Rahmen der Serie Elvis In The 90’s befanden. Sie wurden zwar remastered, sogar recht gut, doch leider kann man aus einer Silbermine kein Gold gewinnen. Wer Good Times lieber im optimalen Sound hören will, sollte sich das Album aus der 90er Box und der 2000er Promised Land selber auf CD zusammenstellen. Ein Juwel ist die vorliegende FTD dennoch, nämlich aufgrund der zahlreichen Outtakes, die einen tiefen Einblick in Elvis‘ Arbeitsweise in den 70ern und in das grandiose Zusammenwirken der beteiligten Musiker ermöglichen. Diesen aussagekräftigen und hochinteressanten Aufnahmen möchte ich mich nun eingehend widmen, wie immer in der Reihenfolge des Original-Albums. Zur besseren Übersicht sind hinter dem Titel alle mitgelieferten Takes aufgelistet.

Take Good Care Of Her (21. Juli 1973) Rehearsal - 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 (Undubbed Master)
Hier bittet der Sänger den Mann, der ihm die Frau ausgespannt hat, gut auf sie aufzupassen, weil sie doch sein Ein und Alles ist. Doch damit nicht genug des Großmuts, ergänzend wird noch darum gebeten, bloß keine Einladung zur Hochzeit zu schicken, denn das wäre zu viel des Erträglichen. Wer glaubt, der Song könnte eine Botschaft an Mike Stone gewesen sein, sollte nicht vergessen, dass die einzige „Botschaft“, die Elvis diesem Herrn am liebsten zugedacht hätte, aus dem Lauf einer Handfeuerwaffe gestammt hätte.
Vor dem ersten Take hören wir eine kurze Probe, in der es hauptsächlich darum geht, das Tempo und den Groove festzulegen. Typisches Country-Wechselbass-Feeling, no big deal. Der erste Take ist auch mehr als Probe anzusehen, denn Bobby Wood spielt den Auftakt auf die 1+ nicht am Piano, sondern setzt erst auf die 3 ein. Außerdem herrscht nicht wirklich Ruhe im Studio, als es losgeht. Der Take wäre also schon zu Beginn unbrauchbar gewesen. Entsprechend geht der Take zwar durch, aber hörbar nur zu Probezwecken, um sich ein wenig im Song zurechtzufinden. Hier haben wir übrigens den seltenen Fall, dass Ronnie Tutt die Snare durchgehend mit Besen spielt. Im ersten Take sogar den ganzen Song über; später wird er nur noch in den Refrains die Snare spielen, sich in den Strophen jedoch alleine auf die HiHat beschränken. Take 2 scheitert bereits in der ersten Zeile an Elvis‘ schiefem Gesang. Dafür geht Take 3 komplett durch, wackelt aber an einigen Stellen noch. Es ist zwar jetzt schon allen klar, wie das Endergebnis klingen muss, doch steckt der Teufel halt im Detail. Apropos Detail: Es ist eine wahre Freude, die Outtakes dieses Songs einmal durchzuhören und dabei jeweils nur auf Burtons E-Gitarre (links) und Woods Piano zu hören. Wenn man mal darauf achtet, wie gekonnt sie sich gegenseitig und Elvis‘ Gesangslinien mit kleinen, feinen Licks umspielen, weiß man, welch geniale Musiker da am Werk waren. Der Einfallsreichtum der beiden scheint schier unbegrenzt, nie wird zweimal das gleiche gespielt. Take 4 geht durch, jedoch zieht Elvis bereits in der ersten Strophe zu sehr am Tempo, so dass der Song irgendwie schwimmt. Außerdem ist Burton hier sehr zurückhaltend. Bei Take 5 hätte man eigentlich schon bei Elvis‘ Einsatz auf „I suppose…“ abbrechen können, weil ihm die Stimme wegbricht. Als das gleiche dann bei „face the situation“ nochmals passiert, reicht es Felton Jarvis offenbar, er bittet um einen neuen Versuch. Elvis witzelt, dass Jesus wohl in einen Dorn an seiner Seite gefallen ist. (Wortspiel mit „thorn in my side“, was soviel bedeutet wie „Dorn im Auge“.) Der folgende Take 6 sollte dann bereits der Master werden, den wir hier so zu hören bekommen, wie er damals im Studio aufgenommen wurde, ohne das später overdubbte Orchester.
Die Probe und den Take 1 gab es bereits auf Today, Tomorrow And Forever (dort fälschlicherweise als Take 3 gelistet), Take 4 auf Platinum.

Kurz dazwischengeschoben, zur allgemeinen Klärung von Begrifflichkeiten: Was wir auf dieser FTD als “Undubbed Master” geboten bekommen, ist natürlich kein Master, sondern lediglich der Mastertake, also derjenige Take, der die Grundlage für den letztendlich veröffentlichten Master bildete, bevor Overdubs (also zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommene Spuren) wie z.B. Orchester hinzu kamen und weitere Bearbeitungen stattfanden. Viele Fans lieben diese „rohen“ Versionen, weil sie nach ihrer Ansicht mehr den „puren“ Elvis zu Gehör bringen als die nach ihrer Meinung oft überproduzierten Master. Das kann man sehen, wie man will, doch letztendlich handelt es sich um nichts anderes als unvollständige Musikaufnahmen. Das wusste man bereits beim Einspielen im Studio und hat entsprechend Raum gelassen für weitere Instrumente, die später hinzukommen sollten. Was wir bei den „Undubbed Masters“ zu hören bekommen, ist daher nicht das, was Elvis gewollt und sich unter dem fertigen Song vorgestellt hat. Warum das in Fan-Kreisen trotzdem so hochgehalten und gerne auch über die fertige Produktion gestellt wird, ist mir schleierhaft, denn es isst schließlich auch kein Mensch Nudeln ohne Soße, und niemand würde ein Auto fahren, bei dem die Türen fehlen, oder in ein Haus ohne Dach ziehen. Die „Undubbed Master“ geben einen Einblick in die Studioarbeit, ersetzen aber nie die fertige Produktion, wie sie von Elvis gewollt und abgesegnet und daher auch genau so veröffentlicht wurde.
Kurz nach Elvis‘ Tod erschienen zwei LPs mit dem Titel Our Memories Of Elvis; darauf befanden sich Neuabmischungen von Studio-Aufnahmen zwischen 1971 und 1976, bei denen allerlei Instrumente, das Orchester und meist auch die Chöre weggelassen wurden, um eben diesen „puren“ Elvis-Sound zu erzeugen. Vom Album Good Times waren „Take Good Care Of Her“, „My Boy“, „Spanish Eyes“, „I Got A Feelin‘ In My Body“ und „She Wears My Ring“ vertreten. Jedoch handelte es sich hierbei nicht um „Undubbed Masters”, denn meistens fehlte auch der Chor, welcher aber bei der Aufnahme im Studio anwesend war und somit Bestandteil eines „Undubbed Masters“ sein muss.

Loving Arms (13. Dezember 1973) 1 - Rehearsal - 2 - 3 (Undubbed Master)
Nochmal eine gehörige Portion Selbstmitleid, diesmal aber etwas weniger plakativ, dafür textlich und musikalisch ansprechender verpackt: Der gute Mann suchte einst die Freiheit, doch nun, da er sie hat, sehnt er sich zurück nach der Frau, die er dafür verlassen hat. So geht es offenbar vielen Männern; sie wissen erst, was sie an einer Frau hatten, wenn sie nicht mehr da ist. Der Song findet für diese verlorene Liebe eine wunderschöne Metapher: „The freedom of my chains“, also die Freiheit, die er empfunden hatte, als er bei ihr noch „in Ketten lag“, was ihm nun, da er alleine ist, rückblickend als die wahre Freiheit erscheint – da war er nämlich frei von Kummer und Sehnsucht, wovon er jetzt mehr als genug hat und das alles hier herausschreit. Wer diesen Song mag, dem sei das Original von Dobie Gray empfohlen, das Elvis eindeutig als Vorlage gedient hat und noch eine Spur besser gesungen ist.
Bereits Take 1 ist komplett, doch hat Elvis an etlichen Stellen hörbare Probleme, den Text auf den richtigen Zählzeiten unterzubringen. Am Ende bittet er Felton um eine Korrektur seiner Kopfhörer-Mischung. Ronnie Tutt schlägt vor, das instrumentale Ending in der Dynamik zu steigern, was dann kurz geprobt wird. Offenbar fand die Idee aber keinen Anklang, denn stattgefunden hat das am Ende doch nicht. Take 2 geht auch wieder komplett durch, wobei Elvis bei der zweiten Strophe („If I could hold you now“) nicht präzise einsetzt und obendrein Phrasierungsprobleme mit der Zeile „if I could really make you mine“ hat. Letzteres sollte auch beim Mastertake so bleiben, dennoch beließ man es beim folgenden Take 3, den wir hier in Rohfassung geliefert bekommen. Am Anfang hört man Elvis kurz „Farther Along“ anstimmen. Interessant ist hierbei, dass bei allen drei Takes der Chor den Schlussakkord fortissimo singt, auch beim Mastertake. An dieser Stelle hat man beim endgültigen Mix des Masters, wie er auf Platte erschien, den Chor-Kanal stummgeschaltet. Eine weise Entscheidung, denn dieses überflüssige „Sound-Brett“ hätte die Wirkung des Songs unnötig ruiniert, dem mit dem analog zum Intro leisen Ausklang sicher besser gedient ist.
Take 2 gab es bereits auf Essential Vol. 5.

I Got A Feelin’ In My Body (10. Dezember 1973) 1 - 2 - 3 (Undubbed Master) - 4 - 7
Von Elvis-Fans fälschlicherweise gerne mal als „Gospel“ bezeichnet, so wie jeder Song mit religiösem oder pseudo-religiösem Inhalt, den der King uns schenkte. Korrekt handelt es sich hier jedoch um „Contemporary Christian Music“, also zeitgemäße christliche Musik.
Bevor es losgeht, hören wir die Band den Groove proben. Es folgt ein vollständiger Take 1, der zwar voller Fehler ist, aber musikalisch hochinteressant. Die Band sucht noch den richtigen Groove für die verschiedenen Songteile, derer der Song ganze fünf aufweist, mit jeweils unterschiedlichen Rhythmen: Die Strophe, den Refrain, die Bridge mit den Stops, den Solo-Part des Wurlitzer-Pianos und die sich stetig steigernde Coda am Ende. Apropos Solo: Was Per-Erik Hallin hier am Wurlitzer abliefert, ist einfach unfassbar. Allein das macht die Aufnahme schon hörenswert. Elvis ist so sehr in den komplexen rhythmischen Strukturen des Songs gefangen, dass er diverse Male seinen Gesangseinsatz vergisst. Er gerät förmlich ins Schwitzen, weil die Band ihm mehrmals davonläuft, was er auch mit dem Wortspiel „leavin‘ sweat along the way“ (verlier einiges an Schweiß auf dem Weg) zum Ausdruck bringt. Vielleicht wollte man Elvis einen Gefallen tun, denn Take 2 ist deutlich langsamer gespielt. Das hat aber nichts gebracht, denn Elvis quittiert diesen Versuch mit einem mehr als müden Gesangspart. Erst gegen Ende des Takes scheint er aufzuwachen, aber da überkommt ihn bereits die Albernheit, weil er wusste, dass der Take eh versägt war und das langsamere Tempo nicht aus den Puschen kommen wollte. Das zu lahme Tempo bemängelt er auch zu Anfang von Take 3, dem ein kurzes Antesten des richtigen Tempos vorausgeht. Dieser Take 3 sollte dann auch am Ende als Mastertake fungieren. Elvis dachte wohl, er könne es noch besser, denn es folgen mindestens noch 4 Takes, von denen wir hier 4 und 7 geboten bekommen. Warum Take 4 abgelehnt wurde, ist mir schleierhaft, denn für meine Ohren ist er um Längen besser als der Mastertake 3. Bei Take 7 hört man dann schon deutliche Ermüdungserscheinungen, insbesondere bei Elvis. Er ist einfach „durch“ mit der Nummer, knödelt noch schlimmer als in den bisherigen Takes, singt streckenweise schief und seine Stimme bricht mehrfach weg.
Take 1 gab es bereits auf Essential Vol. 5, Take 4 auf Today, Tomorrow And Forever und Take 7 auf der FTD Easter Special.

If That Isn’t Love (16. Dezember 1973) 1 - 4 (Undubbed Master) - 5 & 7 (Splice) 6 - 7
Nochmal „Contemporary Christian Music“. Hier wird der Liebesbegriff religiös gedeutet, nämlich in Form der Liebe, die Jesus für die Menschen empfand, dass er sich für ihre Sünden sogar ans Kreuz nageln ließ. Entsprechend der Tiefe dieser Botschaft ist Elvis hier auch hörbar ergriffen. Vielleicht sogar ein bisschen zu sehr, was der King ab diesem Zeitpunkt gerne mal durch bedeutungsschwangeres Knödeln zum Ausdruck brachte.
Wobei man gerechterweise sagen muss, dass es auch ohne Knödeln geht, wie der meines Erachtens sehr gelungene Take 1 beweist. Offenbar wurde hier zuvor sorgfältig geprobt, denn sowas schüttelt man sich nicht aus dem Ärmel. Leider hat Elvis sich von diesem schönen Stimmklang bis Take 4, der bereits der Master ist und den wir hier „undubbed“ zu hören bekommen, verabschiedet. Auch hier dachte unser Mann wieder, er könne es noch besser und hat noch ein paar Takes nachgelegt, sich aber letztendlich für Take 4 als Master entschieden. Take 6 besteht nur aus einem Verspieler des Pianos im Intro, dann folgt ein kompletter Take 7, bei dem Elvis einige Melodiebögen verändert und streckenweise seiner Knödel-Leidenschaft ein wenig zu heftig nachgeht. Als keines Schmankerl bekommen wir noch ein Kunstgebilde geliefert, das es so nie gegeben hat: FTD hat aus den Takes 5 und 7 einen komplett „neuen“ Take zusammengeschnitten und ihn „Splice“ genannt. Der (unhörbare) Schnitt, wo Take 5 in Take 7 übergeht, ist exakt bei 1:32, kurz vor der Textzeile „then heaven’s a myth“.
Take 1 gab es bereits auf Essential Vol. 5, die Takes 6 und 7 auf der FTD Easter Special.

She Wears My Ring (16. Dezember 1973) 1 bis 7 - 8 - 10 (Undubbed Master)
Offensichtlich hat die Dame Elvis‘ 15 Jahre zuvor geäußerten Wunsch „Wear My Ring Around Your Neck“ erfüllt, was er ihr in diesem Liedchen nun mit aller ihm zur Verfügung stehenden Schwülstigkeit dankt. Hier trieft der Schmalz gleich literweise aus den Boxen. Ein seltener Fall übrigens, dass ein Song durch einen deutschen Text (hier Udo Jürgens 1968 unter dem Titel „Dein letzter Brief“) gegenüber der weltbekannten amerikanischen Fassung eine deutliche Verbesserung erfahren hat; sonst sind ja die deutschen Texte immer kitschiger und schnulziger.
Bei den Takes 1-7 gibt es nun jede Menge zu lachen. Offenbar hatte man ursprünglich geplant, den Song mit einem kleinen Intro von James Burton an der akustischen Gitarre zu beginnen. Das scheitert allerdings daran, dass der Rest der Band nicht weiß, wie es danach weitergeht. Elvis poltert scherzhaft, dass die Jungs einfach drauf losspielen, ohne das „gottverdammte“ Intro geübt zu haben. Bei Take 2 verspielt sich James bei ebendiesem Intro, woraufhin er sich Elvis‘ Spott gefallen lassen muss. Take drei beginnt mit einem Einzähler, dann ist allerdings Ruhe, niemand spielt, niemand singt, was in allgemeinem Gelächter endet und Elvis‘ ironischer Bemerkung, dass ihm diese Variante besonders gut gefällt. Offensichtlich wurde danach die Bandmaschine kurz angehalten, um die Intro-Problematik zu klären, denn Take 4 hat kein instrumentales Intro mehr, stattdessen singt Elvis den Auftakt „She wears my ring“, so wie wir es dann auch vom Master kennen. Take 4 hält sich ein Weilchen, jedoch hört man Elvis‘ Stimme an, dass er mit dem Lachen kämpft. Bei den Vierteltriolen auf „tender emotion“ verspielt sich zudem der Bass. In der Folgezeile singt Elvis dann „an endless sea of love“ statt „pool of love“, was er mit einem „Shit!“ quittiert. Abbruch. Die Takes 5 und 6 bestehen dann nur aus etlichen Versuchen von Elvis, den Auftakt zu singen, was er aber aufgrund eines fortlaufenden Lachanfalls nicht auf die Reihe kriegt. Wir hören ihn so feine Worte wie „goddamned“ und „sonofabitch“ sagen. Nachdem Felton Take 7 angesagt hat, vergeigt Elvis ganze sechs weitere Anläufe, bricht in Lachen aus und hat ein Problem mit seiner Stimme, als er das tiefe G auf „she“ treffen will. Er fragt ihm Scherz J.D. Sumner, wie er die tiefen Töne kriegt, wenn er sich gerade „den Arsch abfriert“. Take 7 wird auch nicht alt, da Elvis an der Stelle „fingers“ wieder einen Lachanfall bekommt. Felton versucht ihn wohl zu motivieren, indem er ihm bestätigt, dass er sehr gut klingt. Das kann man auch vom folgenden Take 8 behaupten, der fast fehlerfrei durchgeht, bis auf eine kleine Timing-Ungenauigkeit der Band im Gitarrensolo. Take 9 fehlt leider, als nächstes folgt daher Mastertake 10 „undubbed“.
Take 8 gab es bereits auf Essential Vol. 5.

I’ve Got A Thing About You Baby (22. Juli 1973) 1 - 5 - 6 - 8 - 10 - 11 - 14 - 15 (Rough Mix Master)
Wie klingt eine Liebeserklärung, wenn sie von einem so coolen Typen wie Tony Joe White stammt? Genau so! Also mal erfrischend anders nach dem ganzen – teils übertriebenen – Pathos der Nummern zuvor.
Take 1 ist zwar komplett, wird aber in einem viel zu schnellen Tempo gespielt, was dem eigentlich eher „laid back“ gedachten Song (wie Whites Swamp-Musik generell aufzufassen ist) nicht gut tut. Und Elvis auch nicht, denn er hat etliche Probleme, den Text unterzubringen. Take 5 ist ebenfalls deutlich zu schnell, doch Elvis ist sich inzwischen über die richtige Phrasierung im Klaren. Vor Take 6 hört man die Band sich aufs richtige Tempo eingrooven. Der Take selber scheitert an Elvis, der bereits in der ersten Strophe den Text vergeigt. Nach einem Kraftausdruck folgt Take 8, bei dem Elvis sich dann am Anfang der zweiten Strophe erneut im Text verhaspelt. Daraufhin meint er, er bräuchte eigentlich riesengroße, idiotensichere Texttafeln. Passend dazu stimmt er die Refrainzeile des Songs „Wasted Years“ von Porter Wagoner (1962) an, die Stamps singen spontan mit. „Verschwendete Jahre“ heißt das übersetzt – wahrer Humor ist, über sich selber lachen zu können, und das konnte Elvis. Take 10 beschert uns dann einen Texthänger des Meisters im ersten Refrain. Elvis meint, man könne keine Sekunde von dem „sonofabitch“ (mit „Hurensohn“ ist hier das Textblatt gemeint) wegschauen, ohne den Anschluss zu verlieren. Mit der Bemerkung, er sei zu verrückt, um die Sache ernst zu nehmen, startet ein durchgehender Take 11, bei dem Elvis‘ Textprobleme nur zu deutlich hörbar sind. Seine Unsicherheit macht sich dahingehend bemerkbar, dass er – besonders in der ersten Strophe – zu sehr am Tempo zieht. Am Ende kommt er dann wieder raus und liefert uns eine Verballhornung der letzten Textzeile: „Shove it up your shoe“. Take 14 stellt dahingehend schon eine enorme Verbesserung dar, er klingt nur noch an wenigen Stellen etwas holprig. Dass Elvis‘ Gesang eher matt und müde klingt, liegt wohl daran, dass das bei der Juli-Session allgemein so war, wie das dabei entstandene Album Raised On Rock eindrucksvoll beweist.
Es folgt Take 15, der Mastertake. Warum heißt es hier plötzlich „Rough Mix Master“ statt „Undubbed Master“? Ganz einfach: Das nachträglich overdubbte Orchester ist hier mit von der Partie, also ist es kein „Undubbed Master“ mehr. Warum man von diesem Song nicht auch den „Undubbed Master“ – also ohne Orchester – auf die FTD gepackt hat, sondern einen (überflüssigen) Roh-Mix, auf dem das gleiche zu hören ist wie auf dem Master, weiß der Henker.
Take 14 gab es bereits auf Essential Vol. 5.

My Boy (13. Dezember 1973) 1 - 2 - 3 (Undubbed Master)
Nach der kurzen Swamp-Unterbrechung ist Elvis hier wieder mit voller Inbrunst bei der Sache, als er zu Protokoll gibt, dass er trotz erkalteter Liebe die Ehe aufrecht erhalten und bei seiner Frau bleiben will, dem Sohnemann zuliebe. Eine wunderschöne Komposition mit den typischen Harmoniefolgen französischer Chansons, die Elvis mit einer ergreifenden Interpretation veredelt, ohne auch nur eine Sekunde in Kitsch abzudriften. Die Nummer ist ehrlich und geht ans Herz bzw. unter die Haut.
Die zwei bisher unveröffentlichten Outtakes sind eine Offenbarung in jeglicher Hinsicht. Zunächst einmal kann davon ausgegangen werden, dass vorher gründlich geprobt wurde, denn diese höchst anspruchsvolle Komposition mit ihrem komplexen Arrangement improvisiert man sich nicht mal eben so zusammen. Es lohnt sich, sämtliche Takes mehrfach anzuhören und dabei jedes Mal auf ein anderes Instrument zu achten, denn es ist einfach der helle Wahnsinn, was die Band hier abliefert. Besonders Ronnie Tutts Schlagzeugspiel, das den schweren Spagat zwischen einfühlsam und druckvoll problemlos meistert, sticht hier hervor. Take 1 weist nur einen klitzekleinen Fehler auf bei 1:09, wo die Band bei dem harmonisch vertrackten Übergang vom F#4-Akkord auf die Tonika D-Dur keinen Übergang spielt, sondern die Stelle einfach freilässt und leider nicht gemeinsam auf der „1“ des folgenden Taktes ankommt. Take 2 hat auch nur einen winzigen Schnitzer, als Elvis bei „Sleep on“ leicht ins Stottern gerät. Vor dem Take bittet er Felton noch flott, ihm ein wenig mehr seines Gesangs auf den Kopfhörer zu geben – mit seinem typischen Humor: „A little more head on the Elvis phone“ statt „A little more Elvis on the headphone“. Nach dem gelungenen Take verstellt Elvis die Stimme und sagt scherzhaft: „And I told you to get that goddamned thing in two takes, I can’t sing it no more!” („Und ich habe dir noch gesagt, du sollst das gottverdammte Ding in zwei Takes auf die Reihe kriegen, denn ich kann es nicht mehr singen!”)

Spanish Eyes (16. Dezember 1973) 1 - 2 - 3 - 4 (Undubbed Master)
Eine Abschieds- und Liebeserklärung an eine Spanierin, zumindest an ihre Augen. Elvis goes Kaempfert. Unser Mann mochte diesen Song, wie wir von Privataufnahmen wissen. James Burton – der hier eine grandiose spanische Gitarre beisteuert – übrigens auch, denn er nahm ihn bereits 1968 für seine erste Solo-LP Corn Pickin‘ And Slick Slidin‘ im Duett mit dem Steel-Gitarristen Ralph Mooney auf.
Take 1 endet recht schnell, weil Elvis bereits auf dem Wort „eyes“ lachen muss. Bevor Take 2 losgeht, wird noch kurz angemerkt, dass der Auftakt von James‘ Gitarre drei Zählzeiten hat, daher braucht er 5 Zählzeiten Vorgabe, um die zwei Takte (= 8 Zählzeiten) vollzukriegen. Take 2 geht durch und hätte fast als Master getaugt, doch bleibt James bei seinem Gitarrensolo deutlich hinter seinen Möglichkeiten. Man merkt, dass Elvis mit dem Song sehr vertraut ist – daher bleibt es umso mehr ein Rätsel, warum er die zweite Strophe („Blue Spanish eyes, prettiest eyes in all of Mexico, true Spanish eyes, please smile for me once more before I go“) bei allen Takes komplett weggelassen hat. Vor Take 3 bittet Elvis Felton, die Band auf seinem Kopfhörer etwas lauter zu drehen. Take 3 scheitert dann bereits im Intro an einem Verspieler von David Briggs am Piano, woraufhin Elvis auf dem armen Mann kräftig herumhackt. Take 4 wird dann bereits der Mastertake sein.
Take 2 gab es bereits auf Essential Vol. 5.

Talk About The Good Times (14. Dezember 1973) 1 - 2 - 3 - 4 (Undubbed Master)
In dieser flotten Nummer von Jerry Reed beschwört Elvis mit nahezu religiösem Pathos die guten alten Zeiten – und das zu einer Zeit, die man heute gerne als die „gute alte“ bezeichnen möchte. So ist halt der Lauf der Dinge, früher war immer alles besser. Auf jeden Fall wird hier nochmal richtig abgerockt, vor allem von der Band, die ihre Virtuosität bei dem mehrfach wiederholten Intro-Lick so richtig unter Beweis stellen kann.
Bei Take 1 verpatzt Elvis bereits die Phrasierung der Zeile „When a man was proud to walk up and shake his neighbor’s hand“, doch es wird weitergespielt, bis Elvis dann in der zweiten Strophe bei „who their neighbors are“ erneut aus dem Takt gerät, was dann den Abbruch zur Folge hat. Der Text ist aber auch wirklich schwierig an den Stellen, das kann ihm niemand verübeln. Take 2 fängt dann auch mit dem Auftakt der Gitarre an, der beim ersten Take noch fehlte. In der Strophe spielt Ronnie Tutt in den ersten zwei Takten einen unpassenden Groove, aber das macht nichts, weil Elvis kurz darauf an der gleichen Zeile scheitert wie beim ersten Durchgang. Bei diesem vertrackten Text darf man auch keine Sekunde das Blatt aus den Augen lassen, da hilft noch nicht einmal das Vaterunser, das Elvis kurz anstimmt. Take 3 ist vollständig und durchweg grandios gespielt und gesungen, muss aber durch gelegentliche Phrasierungsfehler des Meisters (z.B. bei 1:11 und 2:01) leider zum Outtake werden. Es ist allerdings eine wahre Freude, der Band bei den Refrain-Wiederholungen am Ende zuzuhören: Jeder Durchgang wird mit einer Steigerung der Dynamik und einer neuen Variation des Grooves bedacht, so dass keine Wiederholung langweilig wird, im Gegenteil. Elvis kann hier zur allgemeinen Freude zeigen, welch genialer Rhythmiker er ist. Man achte nur mal darauf, wie präzise er die Textsilben in die rhythmischen Betonungen der Band legt. Das gleiche hört man beim nun folgenden Mastertake 4, der hier noch rund 12 Sekunden länger als auf der Platte dauert. Eines verwundert jedoch beim „Undubbed Master“: Auf dem Track hört man Piano, Wurlitzer und Clavinet gleichzeitig. Dafür hätten auch drei Keyboarder bei der Session anwesend sein müssen. Es waren aber laut Unterlagen nur David Briggs und Per-Erik Hallin mit dabei. Entweder hat Vic Anesini uns (versehentlich?) ein overdubbtes Instrument in den angeblich unbearbeiteten Master geschmuggelt oder bei den Session-Unterlagen blieb ein Keyboarder unerwähnt. Wie auch immer, es bleibt rätselhaft.
Take 3 gab es bereits auf Essential Vol. 5.

Good Time Charlie’s Got The Blues (13. Dezember 1973) 1 - 4 - 6 - 7 - 8 - 9 (Unedited Undubbed Master)
Auch hier geht es um die guten alten Zeiten, die nun vorbei sind. Alles wird anders, sprich: Schlechter. So schlecht, dass sogar der (fiktive) titelgebende stets gutgelaunte Charlie den „Blues“ (= Kummer) bekommt. Ein düsterer Song über den Verfall des Vertrauten. Auch über den eigenen Verfall. Doch diesen wunden Punkt umschifft Elvis geschickt durch Weglassen der Zeile mit den Pillchen. Manchmal sagt man halt am meisten durch das, was man nicht sagt. Auf jeden Fall wartet das Album dank dieser Nummer am Ende mit einer wahren Glanzleistung auf, sowohl Elvis‘ Interpretation betreffend als auch das musikalische Gerüst der Band.
Bevor es mit Take 1 losgeht, singt Elvis noch die erste Zeile von „Rags To Riches“ an. Doch dann ist er bereits ganz bei der Sache: „Good Time Charlie’s Got The Blues“ steht in G-Dur und fängt mit einem Gmaj7-Akkord an – einer Akkordverbindung (Grundharmonie mit großer Septime), die bei Elvis‘ gradliniger und harmonisch eher simpel gestrickter Musik selten stattfindet, sondern eher im Jazz zuhause ist. Elvis – mit seinem treffsicheren Gehör für solche Feinheiten – merkt scherzhaft an, die Jungs sollen keine zu „modernen“ Akkorde spielen, sondern schön bodenständig bleiben. Mit dem Gag platzt er dann nochmal in den Anfang des ersten Takes – Abbruch. Take 4 muss abgebrochen werden, weil Elvis nach der ersten Strophe die Titelzeile „Good Time Charlie’s got the blues“ versehentlich dreimal statt nur zweimal singt. Als „Entschuldigung“ führt er an, dass er die ganze Zeit auf Charlie (Hodge) geguckt und deswegen wie ein Bekloppter diesen Satz immer weitergesungen hat. Der arme Charlie muss dann auch noch für einen weiteren Gag herhalten: Elvis verlangt im Spaß, dass Hodge rausgeworfen wird, weil ihn dessen Anwesenheit zu sehr ablenkt, und zwar „Good Time Charlie’s got his ass kicked“ – mit einem Arschtritt. Bei Take 6 verstummt bei 2:49 aus unerklärlichen Gründen der Bass und taucht auch nicht mehr auf, es wird aber weitergespielt. Doch der ansonsten fehlerfrei durchgehende Take wird dadurch leider unbrauchbar. Take 7 fängt zunächst harmlos an, doch dann singt Elvis bei der ersten Zeile der zweiten Strophe statt „Some caught a freight, some caught a plane“ versehentlich „Some caught a freight train, caught a crane, crash“ – statt in ein Flugzeug (plane) hat sich da wohl einer auf einen Kranich (crane) geschwungen – Krawumm! Elvis fragt sich, wie er anstelle von „plane“ auf den „verrückten Vogel“ Kranich kommt – die Lufthansa hätte ihm für diese Assoziation mit ihrem Logo sicher viel Geld bezahlt. Von dem Moment an war für Elvis kein Halten mehr, er dichtet den Song um: „Left old Charlie here behind, Good Time Charlie’s lost his mind“ – Habe den alten Charlie hier zurückgelassen, daraufhin hat er den Verstand verloren. Und gleich weiter: „Some gotta win, some gotta lose – Goddamn Charlie, pick up your shoes!“ Übersetzt würde es heißen: “Einige müssen gewinnen, einige müssen verlieren – gottverdammter Charlie, heb Deine Schuhe auf!“ Witzig ist das auf Deutsch nicht, der Reim macht den Gag aus. Und natürlich das Wortspiel „Good Time“ / „Goddamn“, weil das ähnlich klingt. Typischer Elvis-Humor vom feinsten. Felton Jarvis sagt Take 8 an, woraufhin Elvis erstaunt fragt: „Echt, schon Take 8? Verdammt, diese Takes gehen aber schnell vorbei!“ Felton pariert ausgezeichnet: „Ja, einige davon waren ja auch sehr kurz!“ Warum der nun folgende Take 8 nicht zum Master auserkoren wurde, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, denn es gibt absolut nichts daran auszusetzen.
Wie wir lesen, ist der Mastertake 9 hier nicht nur „undubbed“, sondern auch „unedited“, also unbearbeitet. Das liegt daran, dass er über eine Minute länger läuft, während der letztendlich veröffentlichte Master stark gekürzt wurde. Hier bekommen wir das Ding nun komplett. Die „Bearbeitung“ bestand lediglich darin, dass nach dem zweiten Refrain ausgeblendet wurde, während Elvis bei der vollständigen Aufnahme noch mit James Burton das Solo um die Wette singt (hört man ansatzweise beim Fade-Out des Masters) und anschließend die zweite Strophe „You know my heart keeps telling me“ samt Refrain wiederholt. Eigentlich unsinnig, man hätte es auch vollständig lassen können, denn es war gelungen und hätte die Freude an dieser großartigen Darbietung noch ein wenig verlängert.
Take 8 gab es bereits auf Essential Vol. 5.


Fazit: FTD liefert uns ein fein aufgemachtes „Classic Album“ auf zwei CDs. Das Booklet ist informativ, wir bekommen alle Daten und Fakten zum Album und zu den Sessions sowie einiges an lesenswerter Korrespondenz zwischen Parker und Joan Deary (die der alte Spaßvogel liebevoll-neckisch „Lady Joan“ nennt), worin es um die Gestaltung des Albums geht. Besonders interessant ist die Bemerkung des Colonels, dass er Deary erst genaueres sagen kann, wenn Elvis entschieden hat, welche Songs auf das Album kommen – das sei allen Zweiflern ins Stammbuch geschrieben, die immer noch glauben wollen, in Elvis‘ Karriere hätte jeder andere zu bestimmen gehabt, nur nicht der Sänger selber. Lediglich die Live-Fotos von 1972 mögen so rein gar nicht zum musikalischen Inhalt passen, zeigen aber, dass es vorteilhaftere Vorlagen fürs Cover gegeben hätte. Wir erhalten das eigentliche Album in der gut remasterten Original-Abmischung. Dazu haufenweise Proben, Outtakes (davon 29 bisher unveröffentlicht, auch wenn einige davon nur Fehlstarts sind) und sämtliche rohe Mastertakes, womit der Ablauf dieser letzten wirklich produktiven Studio-Session in Elvis‘ Leben eingehend und fesselnd dokumentiert wird. Das alles im Top-Sound. Eine runde Sache. Daher: Uneingeschränkte Kaufempfehlung! Minderwertiger Live-Kram der letzten Zeit wie Dixieland Delight oder gar New Haven mag sich allenfalls als Staubfänger fürs Regal eignen, aber Good Times verdient es, mehrfach aufmerksam gehört zu werden, denn es lohnt sich! Bleibt nur zu hoffen, dass Promised Land als konsequente Fortsetzung in Kürze folgen wird.

Hinweis: Die meisten der bisher veröffentlichten Outtakes der Good Times befinden sich auf der CD Essential Elvis Vol. 5. Der Rest ist verteilt auf Platinum, Easter Special und Today, Tomorrow And Forever
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14 Juni 2011 15:16 #837535 von king77
king77 antwortete auf FTD Good Times - A Review
Michael willst du Peter Beines imitieren,diese Schrift hat mich sehr an seine Web-Side erinnert.

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14 Juni 2011 15:18 #837536 von Taniolo
Taniolo antwortete auf FTD Good Times - A Review

diese Schrift hat mich sehr an seine Web-Side erinnert.

Wahrscheinlich aber auch nur die.

Ich persönlich bin hochgespannt, wie sich herbert200066 dazu äussern wird. (Also nicht zur Schriftfarbe sondern zum Inhalt.) :up:

... with a barefoot ballad you just can't go wrong.

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14 Juni 2011 17:49 #837578 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf FTD Good Times - A Review

Michael willst du Peter Beines imitieren,diese Schrift hat mich sehr an seine Web-Side erinnert.

Wer's optisch angenehmer haben will, muss das Heft kaufen, da sind sogar bunte Bildchen dabei. Ich kann ja hier nicht alles für lau und in gleicher Qualität raushauen. :devil:

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14 Juni 2011 17:53 #837579 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf FTD Good Times - A Review

Ich persönlich bin hochgespannt, wie sich herbert200066 dazu äussern wird.

Ich auch. Wahrscheinlich können wir da aber lange warten, und zwar bis zum von Elvis bereits zitierten Twelfth Of Never, dem sogenannten Sanktnimmerleinstag.

Meistens ist es ja so, dass laut rumgeplärrt und irgendein Mist in die Welt gesetzt wird, aber sobald man dann mal kritisch nachfragt und es argumentativ belegt haben möchte, ist das große Schweigen angesagt. Und zwar meistens aus zwei Gründen: Weil es mit Arbeit verbunden ist und weil es oft keine Argumente gibt.

Oder es wird wieder irgendein alter Kram ausgepackt, der längst schon mehrfach und abschließend geklärt wurde, z.B. die Tunten-Nummer.

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14 Juni 2011 17:58 #837581 von Richard Burton
Richard Burton antwortete auf FTD Good Times - A Review
Die Review von diesem komischen Schnoesel MW enthaelt gleich 3 gravierende Fehler, besser; Unverschaemtheiten:

Kleinreden der ausnahmslos genialen Alben Anfang der 70er bis zum Opus Masgnum dieser Review, also "Good Times". :noldno:
Elvis' bis heute andauernde und manifestierte Eleganz in Abrede stellen zu wollen, indem er "All-Superpimpin' Elvis" als Tunte abzukanzeln versucht. Wohlgemerkt, ein K-o-e-l-n-e-r will Elvis also was von Style! erzaehlen? :lach2:
Kleinkariertes Aufhaengen an einem Handmikrofon..... Ooooooooooooooh yeaaaaaaaaaaah, Baby! :kopf1:

Fazit: MW Artikel, die nur dessen Hasskappe auf Elvis verschleiern sollen, auf keinen Fall durchlesen, dann hat man auch weiterhin Spass und Freude an Elvis! :up:

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14 Juni 2011 18:35 #837589 von DumbAngel
DumbAngel antwortete auf FTD Good Times - A Review
Danke für die Rezension ! Die Memphis-Sessions aus denen dieses Album (und Promised Land) entstanden, gehören zu meinen Lieblingssessions. Ist auch schön, dass er im Stax-Studio doch noch brauchbares Material aufnahm und nicht nur mit Raise On Rock ankam

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14 Juni 2011 18:49 #837590 von king77
king77 antwortete auf FTD Good Times - A Review
Ich habe es gelesen u. habe immer noch Spaß u. Freude daran.Was ist los mit mir?

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14 Juni 2011 19:40 #837593 von Blues Boy
Blues Boy antwortete auf FTD Good Times - A Review
Ich habe es gelesen und hatte schon vorher nicht wirklich Freude an der "Good Times"-Scheibe. Das Cover-Bild finde ich allerdings auch okay, auch wenn da natürlich noch ein bisschen "Luft nach oben" ist.

Das "Raised On Rock"-Cover ist allerdings völlig geil! :adeal:

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