"Binaural" Anhören - einmal anders

Es gibt ja nicht nur die 2-Spur Stereo Aufnahmen aus den 50ern, gerne als binaural bezeichnet, sondern auch diverse Bootleg CDs (60er oder 70er), die Elvis' Stimme nur auf dem linken Kanal haben.

Diese isolierte Gesangsspur links war für mich beim Anhören immer etwas unbefriedigend, ein Stereogefühl für die 50er Jahre Songs ist ja ganz nett, aber die Stimme nur auf einer Seite?

In einem Steve Hoffmann Forum las ich neulich über die Nat King Cole SACDs, die Multichannel abgemischt sind. Die alten 3-Spur Bänder werden über die Frontkanäle (Links-Center-Rechts) original abgebildet. Trotzdem wirkt auch Nat's Stimme, die nur aus dem Center kommt, irgendwie eingesperrt, so wie Elvis' Stimme aus dem linken Kanal.

Da kam jemand auf die gute Idee, den Center Kanal auf die Rear Kanäle zu legen. Für die Mehrkanalwiedergabe von DVD-Audio oder SACD benötigt man ja einen analogen 5.1 Ausgang am Abspielgerät (Bild 1), der dann mit einem Decoder/AV-Verstärker (Bild 2) verbunden wird.





Man stöpselt einfach um, und verbindet die Center Buchse mit Rear R/L über eine Cinch Kupplung (Bild 3).
Dann kommt die Stimme von hinten oder man steckt die Front auf Rear um, und den Center auf Front R/L, dann kommt die Stimme von vorne. Die Band ist also nun hinter/neben einem und der Sänger steht über die beiden Front-Boxen im wahrsten Sinne des Wortes alleine vor einem. Aber eben nicht eingesperrt in der Mitte, sondern über die ganze Front. Wenn man bei entsprechend großen Standboxen die Augen schließt, bekommt man direkt eine Gänsehaut, so real hört sich das an.

Das gleiche Prinzip kann man auch für die „binaural“ Elvis CDs anwenden. Vom CD-Spieler den linken Kanal beim Decoder/AV-Verstärker bei Front R/L, den rechten bei Rear R/L über die Kupplung einstecken, dann steht Elvis alleine vor einem, während von hinten/seitlich die Band erklingt. Natürlich ist das hintere Signal nur Mono, wodurch ein wenig Räumlichkeit im Vergleich zu den SACDs verloren geht.

Ein ganz neues Hörgefühl. Ein paar besonders nette Möglichkeiten zum Ausprobieren, außer den 50er Songs:

- Unsurpassed Masters Box 4 - I got a thing about you baby/The wonderful world of Christmas
- Celluloid Rock Vol.2 - Suppose (Track 19)
- Singer presents Elvis (Venus) - If I can dream
- High Voltage! Birmingham '76 revisited - You gave me a mountain/Unchained melody

Natürlich auch viele Movie Versionen der Celluloid Rock Boxen inkl. dem Girls!Girls!Girls! Soundtrack, wobei die Stimme hier nicht vollständig isoliert ist.

Nur 'mal so, vielleicht hat jemand Lust, das einmal auszuprobieren.

Klingt ja geil. Das würde mir garantiert auch gefallen und Spaß machen. Mit meiner 7.1-Soundbar habe ich da aber leider keine Möglichkeiten des Umstöpselns, schade.

Wenn ich das kurz anmerken darf: Es gibt (meines Wissens) keine binauralen Aufnahmen von Elvis. Das, was allgemein so verstanden wird, ist nichts anders, als zwei voneinander getrennte, gleichzeitig abgespielte Monospuren. Das hat mit Binaural ungefähr so viel zu tun, wie Cabriofahren mit aufgesetztem Helm mit Formel 1 zu tun hat. Genauso gut könnte man drei Monospuren gleichzeitig abspielen und es "triaural" nennen oder vier Spuren "quattroaural".

Binaural-Aufnahmen ahmen das menschliche Gehör nach, indem an einem Kunstkopf an den Positionen der Ohren Mikrofone ein echtes Stereobild aufnehmen, statt das üblicherweise via "Phantom Source" gefakte Stereo.

Aber das nur nebenbei.

Naja, vielleicht gibt es ja noch User, die das nicht wissen. Den meisten aber dürfte das wohl bekannt sein. Deswegen schrub Mike ja "gerne als binaural bezeichnet", und hat es schon im Titel in Anführungszeichen gesetzt.

Genauso ist es, danke Donald. Man weiß ja Bescheid und kennt die entsprechenden Fachbeiträge und langen Diskussionen zu früherer Zeit hier im Forum. Ich habe den Begriff nur verwendet, weil er sich im Elvis-Jargon mehr oder weniger eingebürgert hat.

In der Tat, Donald, klingt das richtig geil. Ich hab das nur mal so als Spaß ausprobiert und war total verblüfft. Du meinst echt, Elvis steht vor Dir. Man kann das natürlich auch mit 4 Boxen und zwei getrennten Audioverstärkern machen. Ich habe bloß das Beispiel gebracht, weil ja heute fast jeder nur noch einen Mehrkanal-Verstärker für alle Boxen hat.

@ Donald
Weil wir gerade dabei sind, ist Nat King Cole auch bei Deinen Swing-Favorites dabei? Die Analogue Productions SACDs sind sensationell, dann noch der 3 Kanal Mix. Vor Dir steht Nat King Cole, hinter Dir das Nelson Riddle oder Gordon Jenkins Orchestra in vollem Stereo. Das bringt dann richtig Spaß. Man hört den Sänger auch ganz anders und die Details viel deutlicher, wenn er vom Rest entkoppelt ist. Und man kann ja selber auch bestimmen, wie laut man Sänger oder Band im Verhältnis zueinander haben möchte. Genial, wie wenn Du im Studio zwischendrin hockst.

Also, Nat King Cole mit Deiner oben beschriebenen Methode gehört, meinst Du?

Ein klitzekleines bisschen ärgere ich mich jetzt ja doch, dass ich vor ein paar Jahren vor der Entscheidung stehend, einen neuen Verstärker kaufen zu müssen, ganz bewusst bei Stereo verblieben bin.

Bei NTC bin ich über den recht gelungenen Capitol-Sampler "The World of Nat King Cole" noch nicht hinausgekommen.

Witzig: Bei ihm muss ich immer an die sehr gelungene Imitation von Sammy Davis jr. denken.

Donald schrieb: Also, Nat King Cole mit Deiner oben beschriebenen Methode gehört, meinst Du?

Ein klitzekleines bisschen ärgere ich mich jetzt ja doch, dass ich vor ein paar Jahren vor der Entscheidung stehend, einen neuen Verstärker kaufen zu müssen, ganz bewusst bei Stereo verblieben bin.

Bei NTC bin ich über den recht gelungenen Capitol-Sampler "The World of Nat King Cole" noch nicht hinausgekommen.

Witzig: Bei ihm muss ich immer an die sehr gelungene Imitation von Sammy Davis jr. denken.

Verstehe . Wobei Nat bei mir auch nicht zu der Top Garde gehört, weil er doch eher der Balladen Sänger ist. Aber es gibt halt auch ein paar ganz herausragende Konzept-Alben. Er musste einfach zu viel Fließband Alben für Capitol in den späteren Jahren machen.

Ganz verkehrt ist ein Stereo-Verstärker ja auch nicht, man könnte das ja über einen Mehrkanal-Dekoder immer noch erweitern, aber es gibt eigentlich zu wenig Mehrkanal-Musik Tonträger, als dass sich das lohnen würde. Und Du hast halt überall Boxen 'rumstehen. Mit den üblichen kleinen Surround Boxen Systemen, wo Du wieder einen Subwoofer brauchst, bringt die Musik auch keinen Spaß. Man braucht dann schon mindestens vier größere Boxen. Filme hörst Du ja über eine Soundbar? Naja, das passt doch. Mit den ganzen neuen Tonformaten True-HD/Atmos passen Musik- und Filmton immer weniger zusammen, das aufzutrennen macht also Sinn.

Ja, das denke ich auch. Mit der Soundbar mit ihren kabellosen Satelliten und dem ebenso kabellosen Sub habe ich vollen Filmsound-Spaß, ohne Kabel in der Bude verlegt haben zu müssen, und die Musik läuft weiterhin idealerweise im Stereo-Betrieb.

Thema NTC: Ja, auf dem o.g. Sampler sind durchaus ein paar sehr, sehr gute Versionen von Songs drauf. Aber eben auch mich persönlich eher etwas langweilende Balladen mit viel Streichergedöns. Vielleicht sollte ich mal einen wohlwollenden Blick auf die Sessions/Alben werfen, von denen diese coolen Songs stammen.

Das lohnt sich schon, die Sampler werden ihm meist nicht so gerecht. Analogue Productions haben sich bei ihrer SACD Auswahl schon die richtigen Alben herausgesucht, davon sind 1 nur Trio, 3/4 Swing, 2/5 reine Balladen: