Adios Lake Tahoe

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08.01.2004 20:45 #233437 von Taniolo
Adios Lake Tahoe wurde erstellt von Taniolo


<span style='font-size:14pt;line-height:100%'><span style='color:red'>Adios Lake Tahoe</span></span>

Als Elvis am 30. April 1976 eine weitere Gastspielreihe in Del Webb's High Sierra Hotel am Lake Tahoe eröffnete, ahnte noch niemand, dass es das letzte Mal sein würde, dass er im Spielerparadies an der Staatsgrenze von Kalifornien und Nevada zu Gast sein würde. Nur drei Tage nachdem Elvis mit einem Konzert am 27. April 1976 in Spokane eine weitere Städtetournee - seine dritte in jenem Jahr - abgeschlossen hatte, stand er bereits wieder für diesmal zwei Opening Shows, die er an jenem 30. April geben sollte, auf der Bühne. Vom 30. April bis zum 9. Mai absolvierte er am Lake Tahoe jeden Abend ein bis zwei Konzerte. Am 6. Mai 1976 sollte er im Rahmen dieser Gastspielreihe eine Show geben, die allein schon wegen der außergewöhnlichen Setlist jedem Anwesenden in ganz besonderer Erinnerung geblieben sein muss.

„See See Rider“ ist wie gewöhnlich Elvis’ Opener als er an diesem 6. Mai 1976 gegen 10 Uhr abends die Bühne betritt. Gerade erst ist das 2001 Theme verklungen und die Botschaft ist wie selbstverständlich bei den Fans angekommen: Der König kommt!
Der Mann, der dort die Bühne betritt, ist tatsächlich eine sehr stattliche Erscheinung, sieht mit seinen 41 Jahren schon ein wenig rund um die Hüften aus, aber versprüht gerade in solchen Momenten, wo er mit einem seiner Rocker, die ihn über die Jahre begleiteten, die Bühne zu seinem Imperium macht, irgendwie immer noch den Glanz alter Tage. Und doch sind es gerade auch diese schnellen Titel, die so ein wenig nicht mehr ins Bild passen wollen - in das Bild eines Mannes, der genau wie seine Fans auch älter geworden ist. Bereits während „See See Rider“ fällt auf, dass David Briggs mit seinem Electric Piano sich überdeutlich in den Vordergrund spielt oder besser gesagt durch die Soundanlage dieser Art in Szene gesetzt wird. Das was den Autoren vorlag, ist ein Publikumsmitschnitt und kein Soundboard und so hat es nichts mit der Abmischung selbst zu tun. Vielmehr ist es die Art, wie es auch beim anwesenden Publikum angekommen sein muss.

„See See Rider“ ist nach gut zweieinhalb Minuten im Kasten und Elvis bedankt sich zum ersten Mal während dieser Show: „Thank you, Ladies And Gentlemen!“
Elvis scheint sich mit dem Beginn seiner Show ein wenig verspätet zu haben, denn er scheint so etwas wie eine Entschuldigung ins Publikum zu schicken, wenn er sagt: „I couldn’t help it .... so I figured it was gonna die so I better play something.“ Und Augenblicke später kommt das, was kommen muss: Elvis schickt via Mikrofon die ersten Wells ins Publikum und amüsiert sich zwischendurch über die Reaktionen seines Publikums. „We have a cowboy in the audience“, ist eine seiner Bemerkungen, mit der er das Geschreie eines all zu lauten Zuschauers kommentiert. Die Lacher hat er - wen wundert’s - natürlich auf seine Seite. Nach einem weiteren Dutzend „Wells“, die er ins Publikum schickt, startet er dann endlich durch: „Well, I got a woman way cross town …“ Das ganze dauert nicht ganz zwei Minuten und es folgt was folgen muss: Elvis und Band vollziehen einen abrupten Rhythmuswechsel und man befindet sich im Handumdrehen in „Amen“, jenen Song, der 1970 noch sporadisch an dieser Stelle erschien und sich u.a. mit „Ave Maria“ abwechselt, dessen dramaturgisches Hinweinweben in „I Got A Woman“ im Laufe der Jahre und Hunderte von Konzerten immer mehr entwickelte und der irgendwann nicht mehr wegzudenken war aus Elvis’ Showprogramm. Und mit Amen startet gerade erst Teil 2 des Medleys „I Got A Woman / Amen / I Got A Woman“, das hier während dieses Auftritts erst nach insgesamt 6 Minuten ein Ende finden soll.

Wieder ist es JD, der nach dem „Amen“ - Part dafür herhalten muss, von Elvis kritisiert zu werden. Elvis sagt mit gespielter Verwunderung, dass es doch ein wenig überrascht sei, dass „the world’s lowest bass singer“ offensichtlich nicht tiefer komme mit der Stimme und obgleich JD seinen Part wie so oft hervorragend absolviert hat, wird das Ende von „Amen“ nochmals wiederholt, um angeblich JD die Chance zu geben, sich zu rehabilitieren. Mit Bravour arbeitet er sich noch einmal durch seinen Vortrag und die Band und Elvis enden mit einem wilden „I Got A Woman“ - Finale.



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Danach albert Elvis wieder ein wenig mit Band und Publikum herum. Ronnie Tutt ist diesmal im Mittelpunkt seiner Späße, wenn er erzählt: „He’s my drummer. When he first started with me he was normal...but he's been watching my behind for so long.” Mag man Elvis trauen, dann war Ronnie früher ein “ganz normaler” Junge, aber inzwischen hat er sich Elvis so lange von hinten anschauen müssen …
„Treat me like a fool …“ startet Elvis den nächsten Vortrag und es ist wiederum keine Überraschung, dass sich „Love Me“ in das Showprogramm einreiht. Es ist eine der typischen Versionen, wie man sie aus hunderten seiner Konzerte kennt. Elvis scherzt mit den Fans in Publikum und reißt vorwiegend die weiblichen Fans immer zu Begeisterungsstürmen hin.

Die letzten Takte sind kaum verklungen und einem “Thank you very much“ folgt bereits die Ansage „this next song is from …. Olivia Newton-John“, wobei er den Namen der Sängerin beim ersten Versuch ausspricht als hätte er einen Knoten in der Zunge und ihn gleich noch ein zweites Mal in ähnlicher Weise wiederholt, was das Publikum erneut zum Lachen zwingt und als hätte er gar nicht vor zur Ernsthaftigkeit zurück zu kehren, sagt er auch den Songtitel noch falsch an „I hope you like it … If You Love Me Let Me Go ... if you don’t then don’t do it”. James startet in den Song, den Elvis nun schon ein paar Jahre fast regelmäßig im Programm hat und David Briggs setzt Bruchteile später überdeutlich ein. „You came when I was happy …“, setzt nun auch Elvis ein und liefert eine seriöse Version von „If You Love Me (Let Me Know)“ ab.

Nahtlos reiht sich „You Gave Me A Mountain“ an und auch hier trägt der Mann auf der Bühne, eine absolut ernsthafte Version vor. Das „blame fort he loss of his wife“ wird diesmal nicht, so wie an vielen anderen Abenden, zum „loss of his eyes“. Die Fans kennen und lieben den Song spätestens seit seiner ersten Albumveröffentlichung auf der LP zum Aloha-Special Anfang 1973, aber schon davor war das Lied, das aus der Feder von Marty Robbins stammt, Bestandteil seines Live-Repertoires. Und noch immer hält sich mehr oder weniger hartnäckig das Gerücht, dass Elvis nur wenige Tage vor diesen Auftritten am Lake Tahoe einen anderen Marty-Robbins-Klassiker gesungen haben soll. So soll er 27. April in Spokane „My Woman, My Woman, My Wife“ gesungen haben.

Elvis’ Vortrag wird mit viel Applaus honoriert und Elvis scherzt noch ein wenig mit dem Publikum, bevor er beginnt, kurz über einen Film zu reden, den er einst drehte: Blue Hawaii. Und das ist - sofern es nicht am Ende der Show passiert - die Einleitung zum „Hawaiian Wedding Song“. „This is the moment I’ve waited for …“ startet Elvis und singt eine sehr gefühlvolle Version des Liedes, die mit einem wenig dramatischen Ende schließt. Scheinbar muss sich der King erst noch warm singen.

„Thank you!“, ist beinahe schon alles, was er danach sagt, um in eine genuschelte Version von „All Shook Up“ zu starten, die wiederum David Briggs an der Electric Clarinet dominiert. Elvis ist mehr mit dem Publikum beschäftigt als mit dem Song und so singen eher seine Backing Vocalists den Song als er selbst. Man benötigt - und das ist nun keineswegs ungewöhnlich für den Vortrag - gerade mal eine Minute für „All Shook Up“ und ein ähnlich heruntergerattertes Medley aus „Teddy Bear“ und „Don’t Be Cruel“ schliesst sich an. So ungefähr etwas über die Hälfte der ohnehin nicht sehr langen „Don’t Be Cruel“ - Lyrics werden tatsächlich von Elvis gesungen und doch hört man die Begeisterung der Fans deutlich hinaus, wenn er seine alten Klassiker präsentiert. Irgendwo in der Nähe der Aufnahmequelle saß ein Fan, der an dieser Stelle (und auch im späteren Verlauf des Konzerts) immer wieder mit den begeisterten Ausrufen „All right, Elvis! All right, Elvis!“ zu hören ist.

Wieder scherzt Elvis wieder mit dem Publikum und hält ein wenig Small-Talk und kündigt mit „this next song is a song about, I dont know what its all about... “ einen Song an, welchen „we recorded a long time ago … when I first started recording for RCA Victor.” Hier irrt sich Elvis zwar unwesentlich, denn bekannter Weise nahm er das nun folgende Lied, “Trying To Get To You”, bereits unter der Ägide von Sam Phillips für SUN Records auf. Egal! Elvis kündigt noch kurz an “... and I’d like to play the piano” und wünscht gute Unterhaltung: “I hope you guys enjoy the show ....“. Das Publikum applaudiert und Elvis startet „Trying To Get To You“. Der Vortrag gehört in jedem Fall zum gehobenen Teil des Abendprogramms. Elvis gibt sich nicht nur sichtlich Mühe, sondern präsentiert wie so häufig eine absolut hochklassige Version dieses Stückes.

“Ladies and Gentlemen I’d like to do a song .... and it’s a true story ...” erzählt Elvis noch in den enthusiastischen Applaus, den er für “Trying To Get To You” erhält, hinein und der Elvis-Fan weiß, was nun folgt: “Softly As I Leave You”, jener Song, den Elvis zum allerersten Mal in der Closing Show vom 3. September 1973 in Las Vegas ins Programm aufnahm und den er später fast ausschließlich nur in Vegas - und jetzt 1976 auch in Tahoe - immer mal wieder ins Programm aufnahm. Der Song selbst stammt bereits aus den frühen 60er Jahren und ist eine Komposition von Matt Monroe, der ihn 1962 und nochmals 1964 selbst im Studio einspielte. Elvis singt den selben Text (die Lyrics stammen von Hal Sharper), den auch schon Frank Sinatra im Jahre 1964 aufnahm und damit einen Charterfolg landete. Während es von Sinatra diesen Song nie live und Elvis ihn nur live sang, so weisen beide doch im weiteren Sinne eine gewisse Gemeinsamkeit auf. Während Elvis den Song um diese pathetische Einleitung ergänzt, in welcher er von einer wahren Geschichte erzählt, in der eine Frau drei Tage und drei Nächte am Bett ihres todkranken Mannes sitzt und dieser während sie irgendwann der Schlaf überwältigte im Sterben noch die Zeilen des Textes von „Softly“ für sie niederschreibt, so stellt auch die Version von Sinatra einen Bezug zum Tod her - wenn auch viel später. Als Sinatra im Jahre 1998 starb, war es seine Tochter Nancy, die diesen Song noch in der Todesnacht in der Fassung ihres Vaters auf der offiziellen Homepage als „letzten Gruß an die Fans“ online stellen ließ. „Softly As I Leave You“ war im Ursprung nie ein Lied über den Tod und woher Elvis die Geschichte des sterbenden Mannes nahm, ist bis heute ein Geheimnis. Kein Geheimnis ist es, dass er es ganz offensichtlich mochte und gerne in seine Konzerte einbaute und damit dem Saal eine fast mystische Atmosphäre einhauchte. Und so war es auch an diesem Abend am Lake Tahoe. Während Elvis wie üblich die Einleitung rezitiert und den eigentlichen Text des Liedes als Sprechpart absolviert, ist es Shaun Nielsen, der an der Stelle, an der Elvis zitiert „so he took his notepad and wrote“ zu singen beginnt: „Softly, I will leave you softly, long before you miss me …“.
Das Ende des Songs singen Elvis und Shaun gemeinsam und ernten ihren wohlverdienten Applaus.



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Doch als wolle Elvis die Schatten der Wehmut, die er mit dem Vortrag herauf beschwor, mit einem Schlag wieder vertreiben, fragt er fordernd ins Publikum: „What do you wanna hear Polk Salad Annie or Burning Love?“. Und weil das Publikum sich vermehrt für die Tony-Joe-White-Komposition zu begeistern scheint, sagt Elvis nur „Polk!“ und die Band startet erneut durch. Diesen späten Versionen fehlt leider das lange Intro, mit dem Elvis auch in den Aufnahmen zu „That’s The Way It Is“ zu hören und zu sehen ist. Trotzdem ist es eine sehr starke Version mit viel Dampf, was speziell auch durch das Zusammenspiel der Band forciert wird. Die Kraft des Vortrags greift wie ein Feuer auf das Publikum über, welches beinahe euphorisch den harten Rhythmus mitklatscht.

Nach „Polk Salad Annie“ ist unschwer zu hören, dass der King mächtig außer Atem ist und er nutzt die Gelegenheit und leitet in die inzwischen längst üblichen und sehr umfangreichen Introductions über, während jener quasi jedes Bandmitglied die spezielle Gelegenheit erhält, sein Können noch einmal separat unter Beweis zu stellen. Elvis stellt wie gewöhnlich „the ladies to my left“, die Sweet Inspirations, vor, Sherill Nielsen wird vorgestellt und es folgen J.D. Sumner und die Stamps, die Elvis der Reihe nach namentlich erwähnt: J.D. Sumner, Larry Strickland, Ed Hill, welchen Elvis im ersten Anlauf noch als Captain Kangaroo vorstellt, Ed Enoch und Bill Baize. Anschliessend wird „the little girl who does the high voice singing“ mit dem Publikum „bekannt“ gemacht, womit natürlich keine andere als Kathy Westmoreland gemeint sein kann. Danach ist John Wilkinson, der Mann an der Rhythmusgitarre, an der Reihe, der mit „Early Morning Rain“ ein kurzes Solo spielen darf, welches Elvis ein paar Zeilen weit mitsingt. James Burton schließt sich mit einem fetzigen „What’d I Say“-Solo an, welches Elvis wiederum off-mike mitsingt. Danach darf sich „hard working“ Ronnie Tutt einmal so richtig ins Zeug legen, und er scheint sich fast überschlagen zu wollen während seines Schlagzeug-Solos, welches Elvis auch gleich mit dem Ausruf „Fantastic, Ronnie!“ kommentiert. Mit Jerry Scheff am Fender Bass geht es in die Verlängerung, denn natürlich erhält auch er die Gelegenheit zu einem Solovortrag. Mit „the fellow that you don’t see because he’s behind the piano … he’s a fantastic piano player“ stellt Elvis seinen Pianisten Tony Brown vor. Dieser spielt einen flotten Boogie, der so richtig abrockt und auch Elvis scheint das richtig Spaß zu machen, denn er fordert Tony zu einem zweiten Solo auf, welches er mitsummend begleitet und ganz zum Schluss mit der spontan gesungenen Textzeile „ain’t that a shame“ (aus einem alten Fats-Domino-Klassikers) selbst beendet.
Auch David Briggs „on the electric clarinet“ erhält seine Gelegenheit zum Solo und darf als übliche Zugabe zusammen mit Elvis noch „Love Letters“, welches aus der ersten gemeinsamen Recording Session der beiden Musiker stammt, zum besten geben. Joe Guercio und das Al Tronti Orchestra runden die Bandvorstellung mit „Hail Hail Rock’n’Roll“ ab.

Dann ist der König wieder an der Reihe und regiert den Saal mit fester Stimme und mit „Hurt“ - ein Song, der erst seit Anfang des Jahres (1976) im Programm ist und den er seitdem in quasi jedem 1976er Konzert zelebriert. Dass die Live-Fassungen oftmals wesentlich druckvoller und ergreifender wirken, liegt nicht allein daran, dass Elvis sein Publikum nun schon regelmäßig nach so einem Vortrag „want you hear it again?“ fragt und mit einer erneuten Darbietung - beinahe so als sei er mit der ersten Fassung noch nicht zufrieden - noch eine Zugabe (meist in Form einer full reprise) auspackt. Auch dieses Mal hat er wieder den richtigen Nerv mit seiner Version getroffen und erntet dafür den entsprechenden stürmischen Beifall aus dem Zuschauerraum.

So seriös wie Elvis eben noch „Hurt“ sang, so wenig lustvoll arbeitet er sich durch „Hound Dog“, welches trotz alledem von einer Menge von verzückten Schreien aus dem Publikum - vorwiegend von weiblichen Fans - begleitet wird. Ganz egal, wie man so einen Vortrag heutzutage bewerten mag, zum aktuellen Zeitpunkt von Elvis’ Auftritt, war es das, was die in der Regel von weither angereisten Fans noch mal sehen wollen: Einen rocken- und rollenden Elvis!

Und wieder ist ein ruhigeres Stück angesagt. Elvis entscheidet sich für „It’s Midnight“, das er aber bereits nach „Maybe it’s too late“ wieder abbricht und damit den Fehlstart riskiert. Noch einmal setzt die Band ein, um Elvis durch den Song von seiner LP „Promised Land“ zu führen. Elvis hat ein paar Textschwierigkeiten, singt aber sehr emotional und präsentiert letztendlich eine ergreifende Version.

Der nächste Song beginnt ebenfalls mit einem Fehlstart, aber das ist kaum verwunderlich, ist es doch einer jener Titel, die quasi die Raritätenecke der Show eröffnen sollen. Denn als Elvis und Band sich nun anschicken für ihr Publikum „I’ll Remember You“ zu spielen, jenen Song, den Elvis schon während des Aloha-Specials dem Komponisten Kuiokalani Lee widmete. „Hold it! Hold it!“ ruft Elvis der Band zu als man bis zur Zeile „long after this (endless summer)“ gekommen ist. Es ist die Feinabstimmung, die zwischen Elvis und Band in Bezug auf dieses Stück noch nicht da ist, doch Elvis verwirft den Versuch keineswegs gänzlich, sondern setzt auch hier erneut an und bringt eine schöne Fassung dieser Komposition.

„Thank you. I’d like to do a gospel song. This features The Stamps on How Great Thou Art” kündigt Elvis nun erstmal seinen Vortrag des Gospelsongs an, den er bereits 1966 im Studio einspielte und der wenig später dem gleichnamigen Album zu einem Grammy verhalf. Das Publikum verfällt in ergriffenes Schweigen und The Stamps begleiten Elvis auf dem Weg durch dieses Lied in ihrer unnachahmlichen Weise. Ronnie Tutt intoniert den „rolling thunder“ an den Drums und Elvis trifft im Finale des Songs auf „Myyyyyyyyyy Goooooddddddddd, How great Thou Art“ seinen höchsten Ton.

Anschliessend stellt Elvis mit „there’s a fellow in the audience“ noch den Mann vor, der 1973 das Elvis-Special „Aloha From Hawaii“ produzierte: Marty Passeta.
„There’s a song that I recorded in 1947 …“ leitet Elvis zum nächsten Vortrag über. „Bridge Over Trouble Water?“, fragt er noch ins Publikum und erhält begeisterten Applaus, der ohne Zweifel einhellige Zustimmung signalisiert, und mit den Worten „Okay - Bridge“ gibt Elvis der Band zu verstehen, dass die Sache positiv entschieden sei. Jerry Scheff’s Piano setzt ein und Elvis singt „when you’re worry“, kommt aber wiederum nicht weit, sondern unterbricht sich selbst und die Band mit einem „no, no, no. no. no!“. Der zweite Versuch führt zum Erfolg und was folgt ist eine sensationell gut 4-minütige Version der Simon-&-Garfunkel-Komposition, die Elvis bereits 1970 erstmals ins Programm aufnahm und am 26. Juni 1977 während seines allerletzten Konzertes in Indianapolis ein letztes Mal singen sollte. Er singt das Lied hier wie immer in C-Dur, diesmal aber ohne die so oft eingebaute „Silver girl“-Strophe - wahrscheinlich auch deshalb, weil er während des Vortrages gerade an dieser Stelle mit ein paar Textschwierigkeiten zu kämpfen hat. Und trotz alledem packt er noch einmal ein fantastisches Gänsehaut-Ending aus. Das auch das Publikum in Del Webb’s Sahara Tahoe Hotel so sieht, lässt es diesem Mann dort auf der Bühne, der an diesem Abend offensichtlich alles gibt, durch stürmischen Beifall wissen.

„I recorded a song in 1960s. It’s one of my favorite songs so ... it’s called Now Or Never”. Zwar hatte Elvis “It’s Now Or Never” 1976 sporadisch und später auch 1977 wieder regelmäßig im Programm, aber hier war es für eine kleine Überraschung gut, denn es war eben kein „Teddy Bear“ oder „Hound Dog“, das praktisch in jeder Show auftauchte. Elvis startet in diesen Song, der sich an das italienische Original „O Sole Mio“ anlehnt, hier noch ohne das spätere „italian“ Intro gesungen von Sherill Nielsen, welches vor allem in 1977 immer dem eigentlichen Vortrag von Elvis vorangestellt war. „It’s Now Or Never” scheint aus Elvis’ Sicht für Tahoe offensichtlich wie geschaffen zu sein - zumindest um es speziell hier hin und wieder zu präsentieren. Schon im Mai 1974 wusste er mit speziell diesem Lied eines Abends sein Publikum zu überraschen.

Elvis scheint selbst ein wenig von sich beeindruckt zu sein und man hört ihm seine Freude förmlich an während er sich nach dem Song mit dem Publikum unterhält, und als ob es ihm noch nicht genug sei in Sachen Überraschung stimmt er noch einen weiteren Song an, den er ebenfalls zum ersten Mal im Jahre 1960 im Studio aufnahm. „Crying In The Chapel“ stimmt Elvis plötzlich an und die Band fällt mit ein. Ronnie gibt am Schlagzeug den Rhythmus vor und James begleitet an der Gitarre und glücklicherweise bleibt Elvis nicht nach den ersten Takten auf Grund von Textschwierigkeiten stecken, sondern singt eine gut anderthalbminütige Version.

Plötzlich scheint das Publikum mehr als nur elektrisiert zu sein. An diesem Abend ist offenbar alles möglich bei Elvis. Auf einmal ruft alles durcheinander. Jeder scheint seinen persönlichen Musikwunsch des Abends beim King platzieren zu wollen. Nach „Fever“ wird verlangt und nach „Welcome To My World“. Elvis aber fragt nur kurz „Loving You?“ und ehe man sich verzieht startet er auch schon mit „I will spend my whole life …“. Knapp eine Minute dauert der Ausflug zurück ins Jahr 1957, als Elvis diesen Song für seinen zweiten Spielfilm aufnehmen sollte. Ein paar Mal hatte Elvis während der Jahre zwischen 1969 und 1977 die Leiber/Stoller-Komposition oft nur ganz kurz angesungen, aber es gibt bis dato nur drei bekannte Elvis-Live-Versionen von „Loving You“; eine aus dem August 1969, die ebenfalls gut eine Minute andauerte, jene Version vom 19. August 1975, die Elvis im verlaufe seiner so genannten Request-Box-Shows sang und eben diese Version vom 6. Mai 1976. Eine kleine Rarität!



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Dass Elvis danach auch noch „Young And Beautiful“ anstimmt, welches eine ebensolche Live-Rarität darstellt, bringt die Herzen der Fans fast zum Stillstand. Leider bricht Elvis dieses Lied aber schon nach 20 Sekunden wieder ab, da er sich offensichtlich des Textes nicht mehr entsinnen kann. Doch dieses „Young And Beautiful“ scheint Elvis zu einem anderen Vortrag zu inspirieren. Er gibt der Band ein kurzes Zeichen und bevor es alle im Saal wirklich realisiert haben, rockt Elvis los: „The warden threw a party in the county jail … “. „Jailhouse Rock“ heizt noch mal richtig ein und Elvis rockt sich durch eine recht wilde Version, in der er zum Schluss auch noch den Text durcheinander wirft, indem er während er das typische Elvis-Ending auspackt statt „me“ ein „you“ singt, sich schnell korrigiert und heraus kommt „dancing to the Jailhouse Rock with you - me - somebody else ….“.

Mit „Thank you Ladies and Gentleman. Until we meet you again be careful and God bless you!” verabschiedet Elvis sich recht unvermittelt, die Band setzt wieder ein und Elvis setzt mit “Can’t Help Falling In Love” das ultimative Zeichen zum Ende des Showabends und beschließt damit zwar nicht die allerletzte Show am Lake Tahoe, aber eine der letzten. Der Showroom in Del Webb’s Sahara Tahoe Hotel sollte ihn nach diesen Auftritten im Mai des Jahres 1976 nie wieder sehen. Adios Lake Tahoe!


Aus "MEMORIES OF ELVIS" (ECB Magazin), Heft 114, Nov./Dez. 2003

... with a barefoot ballad you just can't go wrong.

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08.01.2004 21:11 #233445 von susan
susan antwortete auf Adios Lake Tahoe
Vielen Dank :up:
Tolle review!

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08.01.2004 23:06 #233536 von Manhattoe
Manhattoe antwortete auf Adios Lake Tahoe
Finde ich auch: tolle Review. :beifall:

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08.01.2004 23:45 #233540 von Manhattoe
Manhattoe antwortete auf Adios Lake Tahoe
Jetzt musste ich aber lange kramen, bis ich die beiden CDs wiedergefunden habe.
Die Show werde ich mir morgen mal während der Autofahrt reinwerfen.

Die Review hat richtig Appetit gemacht. :up:

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09.01.2004 09:37 #233600 von Charles
Charles antwortete auf Adios Lake Tahoe
Seid langem mal wieder eine schön zu lesende Review!!! DANKE :rose:

„Zeit, die man zu verschwenden genießt, ist nicht verschwendet.“ —  John Lennon

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  • Omaha 1974
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09.01.2004 14:55 #233858 von Omaha 1974
Omaha 1974 antwortete auf Adios Lake Tahoe
Tolle Review, Tanilo :up: :up:

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13.01.2004 20:59 #235724 von Taniolo
Taniolo antwortete auf Adios Lake Tahoe

Wer ist dieser "Tanilo" :huh: Egal, hat er gut gemacht! :up: :devil:

... with a barefoot ballad you just can't go wrong.

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13.01.2004 21:15 #235733 von Harty
Harty antwortete auf Adios Lake Tahoe
Super Bericht. Danke

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14.01.2004 07:01 #235897 von Datcheffe
Datcheffe antwortete auf Adios Lake Tahoe
Solche tollen Reviews zeigen einem aber auch immer wieder , was für feine *Perlen* man doch im CD-Ständer zu stehen hat.

Manchmal ist einem DAS bisher wirklich nicht richtig klar gewesen. :klatsch:

Thx Tanny :up:

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14.01.2004 07:17 #235899 von Copperhead
Copperhead antwortete auf Adios Lake Tahoe

Elvis aber fragt nur kurz „Loving You?“ und ehe

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