großer Elvis Bericht bei "Mojo"

  • Vincent-The-Falcon
  • Vincent-The-Falcons Avatar
  • Offline
  • ECB-Mitglied
  • ECB-Mitglied
Mehr
27.04.2006 09:11 #477844 von Vincent-The-Falcon
Vincent-The-Falcon antwortete auf großer Elvis Bericht bei "Mojo"

besonders die Viva Las Vegas Version von den Dead Kennedys... :devil: :grin: :up:

:up:

Ich fand, dass die überraschend gut geworden ist - un das auch noch live!

Bitte Anmelden oder Registrieren um uns Deine Meinung zu dem Thema mitzuteilen.

  • Vincent-The-Falcon
  • Vincent-The-Falcons Avatar
  • Offline
  • ECB-Mitglied
  • ECB-Mitglied
Mehr
27.04.2006 09:42 #477851 von Vincent-The-Falcon
Vincent-The-Falcon antwortete auf großer Elvis Bericht bei "Mojo"

..das wird ein Spass...

wieso?

Bitte Anmelden oder Registrieren um uns Deine Meinung zu dem Thema mitzuteilen.

  • Sonja
  • Sonjas Avatar
  • Besucher
  • Besucher
11.05.2006 11:53 #480230 von Sonja
Sonja antwortete auf großer Elvis Bericht bei "Mojo"
Eigentlich würd' ich hier ja gern eine vollständige Übersetzung der schönen Recherche von Robert Gordon sehen, aber erstens fänden die Leute von Mojo das bestimmt nicht so toll und zweitens sind das im Heft ja immerhin 14 Seiten. Stattdessen also eine Zusammenfassung. Die Kästen mit separaten Statements von Lamar Fike, Marty Lacker u.a. sind rausgeflogen sowie die Abschnitte über Hollywood, aber damit war’s ja 56 noch nicht so dicke… Ich hab versucht, ihn so zu gliedern und wiederzugeben, dass er vom Umfang her irgendwie Forums-verträglich wird, und dabei so nah am Text zu bleiben, dass der Artikel nicht verstümmelt wird und die Perspektive auf das Weltbewegende an diesem Jahr 1956 nicht verloren geht. Deshalb sind auch die vielen Zitate drin geblieben, und viel Kontext. Alles in allem wirklich eng an den Text gehalten – viele Sätze hab ich nur hin und her geschoben –, Überschriften eingefügt, so ne Art Leseanleitung reingebastelt. Gordon kann eh besser formulieren.

Wie dem auch sei, es bleibt ein Riesen-Posting: Sorry, wenn das hier jemandem auf den Geist geht. Ich dachte nur, nicht wenige werden den Artikel vielleicht gar nicht in die Finger kriegen und lesen können, und er verdient es wirklich, beachtet zu werden. Ich hab den Kontext seines Durchbruchs noch nie so dicht präsentiert bekommen wie hier. Und mich hat einfach beeindruckt, wie plastisch man nach fünfzig Jahren (!) noch darstellen kann, dass der Mann damals eine Revolution losgetreten hat. Und wenn nicht hier, wo sonst…

Bitte Anmelden oder Registrieren um uns Deine Meinung zu dem Thema mitzuteilen.

  • Sonja
  • Sonjas Avatar
  • Besucher
  • Besucher
11.05.2006 12:26 #480233 von Sonja
Sonja antwortete auf großer Elvis Bericht bei "Mojo"
Zusammenfassung von Robert Gordon: „Hillbilly! Hoodlum! Heretic! Revolution!”, in der Mojo 150, (Mai 2006), S. 78-92.


<!-- C begin --><center>„Das Ding, das geisteskrank Gitarre schrummelte und mit den Augen rollte, nannte sich Elvis Presley.“</center><!-- C end -->
Meine absolute Lieblings-Doku über Elvis ist die DVD „Elvis Presley“ der Classic Albums-Reihe. Seit ich Keith Richards über dieses erste Elvis-Album sprechen gehört (und gesehen) hatte, ging mir ein Statement nicht mehr aus dem Kopf: „The beautiful thing about Elvis is, he sort of turned everybody into everybody! It doesn’t matter, you know, ‘is the guy black or white?’ anymore!…- And maybe… even YOU can do it!” Ich hatte die Dokumentation bestimmt schon 8, 9 mal gesehen, aber, was damit gemeint war, hab ich erst nachvollziehen können, seit ich vor einigen Wochen diesen Mojo-Artikel las.

Der Artikel beschreibt die Druckwellen, die sich im Zuge Elvis Durchbruchs im Jahr 1956 über die Vereinigten Staaten ausbreiteten, und setzt voraus, dass Elvis Bedeutung und Einfluss auf die Rockmusik essenziell auf dieses eine Jahr zurückgeht. Er zielt auf eine Generation von Musikhörern, denen ein halbes Jahrhundert später nicht unbedingt das musikalische Erbe, wohl aber die musikhistorische und soziokulturelle Relevanz des Elvis Presley verborgen geblieben ist. In der Einleitung steht: „…he was about to hit America like a big, beautiful train wreck“ (S. 81). Und bei diesem Bild möchte ich bleiben...

1. WIE SAH DAS AMERIKA VON 1956 AUS, als Elvis Presley es „wie ein riesiges, wunderschönes Zugswrack“ zu überrollen drohte?

Es war ein nukleares, weißes, Mittelschichten-Amerika, in dem der Nachkriegswohlstand zelebriert wurde, soziale Aufstiegsmöglichkeiten für weite Bevölkerungsgruppen allerdings weiterhin unmöglich blieben. Im Dezember 1955 erst hatte Rosa Parks ihren Sitz im Montgomery/Alabama-Bus verteidigt, das Selbstbewusstsein der Afroamerikaner war gerade erst im Entstehen. Es war ein Amerika, in dem die Errungenschaften der Zeit des Zweiten Weltkrieges, d.h. das Aufkeimen von feministischen und Minderheitenrechten abgewürgt worden war, in dem der Ku Klux Klan sich zu einem unsichtbaren inneren Reich erklärte und in dem kürzlich Schwulen und Lesben die Anstellung im öffentlichen Dienst per Regierungsdekret verwehrt worden war. Es war ein Amerika, in dem es fest definierte Rollen für alle gab: Frauen, Männer, Schwarze, Weiße, Homosexuelle, andere Minderheiten, die ihrerseits alles durch die eigenen Linsen betrachteten. Dementsprechend würde das Phänomen Elvis Presley unterschiedlich wahrgenommen und erlebt werden: „Greifen Sie einen beliebigen Amerikaner aus dem Jahre 1956 heraus und – abhängig von seiner Religion, seiner Hautfarbe, seines Geschlechts und/oder seines Aktien-Portfolios – werden sie eine ganz andere Geschichte erzählt bekommen.“ (S. 80)

2. WIE SAH DER ELVIS PRESLEY AUS, der auf das Amerika von 1956 zurollte?

Es war ein junger aufstrebender regionaler Star mit nationalem Potenzial, ein als kleinerer Country-Sänger angetretener Junge aus dem Süden, in Armut geboren, mit staatlicher Hilfe großgezogen, als Lastwagenfahrer angestellt, ein Unerfahrener und Naiver, der im Januar auf die RCA-Größen in New York traf. „Elvis schüttelte dem Leiter der RCA Platten-Abteilung, Larry Kanaga, die Hand und grinste von einem Ohr zum anderen, als der Abteilungsleiter von dem Spielzeug-Elektroschocker in seiner Hand erschüttert wurde. Elvis hätte wohl genauso gut auch Latzhosen und einen Strohhut anhaben können.“ (S. 83)

Aber angesichts des in ihn investierten Kapitals, nahm man den gerade Volljährigen doch genauer unter die Lupe: Was den New Yorker Journalisten Danzig zunächst „am meisten erstaunte, war Presley’s Antwort auf eine allgemeine Frage zur Musik: ‚Ich war sehr überrascht, als er über die schwarzen Künstler da unten sprach und darüber, wie er versuchte, deren Musik populär zu machen.’ In der Ära der Segregation war die Werbung für schwarze Menschen eine Neuigkeit.“ (S. 84)


3. WAS WAR SO SCHÖN AN DEM ZUGSWRACK, DAS IN DAS AMERIKA VON 1956 EINROLLTE?

Es war ein aufregender Ein-Mann-Rock’N Roll. Nichts an ihm – seine Musik, seine Bewegungen, sein Aussehen – passte in gewohnte Kategorien.
<!-- C begin --><center>- AUF KONZERTEN war er leidenschaftlich und so wild wie niemand zuvor, er brachte sein Publikum regelmäßig zur Ekstase, und sich selbst bis zur Ohnmacht.
- IM STUDIO produzierte er sich bei RCA erstmals selbst und zauberte mit Heartbreak Hotel diese Wunderscheibe hervor. Mit einer Explosion eröffnend, zügelte und verlangsamte er den Song dann mit einer Suggestivität und Intimität, die das Genre manipulierte, das Publikum aus der Fassung brachte, Hörgewohnheiten zerschlug: „2006 klingt HH immer noch wie Telefonsex über Außenlautsprecher, eher nach der Art von Stop-time Striptease Musik als nach etabliertem Pophit.“ (S. 83)
- IM FERNSEHEN schließlich bekam ihn die ganze Nation bei den Dorseys zu Gesicht und die Eigen-artigkeit des Elvis Presley wurde allzu deutlich: Er wirkte maskulin mit seinen Trucker-Koteletten und zugleich feminin um die Augen herum, wie ein Country-Sänger mit seiner akustischen Gitarre und wie ein R&B-Sänger in seiner Kleidung. Seine Bewegungen waren so aufreizend wie um Verzeihung bittend, ähnlich einem Drehkreisel auf einer Eisfläche, und die Kamera schien sein Gesicht zu lieben, zoomte nah heran, um seine Konturen einzufangen, als er Big Joe Turner’s Shake, Rattle And Roll sang, höhnisches Lächeln und Kuss zugleich. Elvis Aussehen, sein Klang und sein Bühnen-Gebaren waren unvergleichbar mit allem, was das – Schnulzen-Sänger-gewöhnte – Publikum je zuvor gesehen hatte. „Die Leute neigten gleichermaßen zum Lachen wie zum Applaudieren!“ (S. 84)</center><!-- C end -->
Elvis Presley würde das Jahr an der Spitze der Welt beenden, aber er begann es als Hinterwäldler aus der tiefsten Provinz, sehr leicht zu unterschätzen von einer Leitkultur, die so etwas wie ihn noch nie gesehen hatte und der es noch gar nicht möglich war, sich dessen etwaige Bedeutung überhaupt auszumalen. Später im Herbst besuchte Elvis als Zuschauer die WDIA Goodwill Revue, ein Benefiz-Konzert, das vom ersten gänzlich schwarzen Radiosender Amerikas gesponsert wurde. Ray Charles war dort, B.B. King – und Rufus Thomas stellte ihn vor. „Elvis war es möglich, Teil beider Welten zu sein, schwarz und weiß…. ‚Er hat dann dieses kleine Wackeln vollführt, das man ihn im Fernsehen nicht machen ließ, und die Leute sind völlig durchgedreht’, erinnerte sich Rufus Thomas über das afro-amerikanische Publikum: ‚Die haben alle den Bereich hinter der Bühne gestürmt, auf die Türen eingehämmert und alles Mögliche!’“ (S. 90) Elvis Presley würde Amerika einen und gleichzeitig entlang ganz anderer Linien spalten.

4. WIE REAGIERTE DAS AMERIKA VON 1956 AUF DAS MÄCHTIGE EINROLLEN DES ZUGSWRACKS, darauf, was Elvis Presley mit der jungen Generation anstellte?

Die gespaltenen Reaktionen entsprachen exakt der Generationengrenze. Nach den ersten paar TV-Auftritten entbrannten angesichts dessen, was entgegen fester Rollen- und Verhaltenserwartungen ganz natürlich aus Elvis herausströmte, Kontroversen. Ein Aufschrei ging durch das gesamte, alte, spießige Land: „Moralaposteln jammerten, Rassisten fluchten.“ (S. 78) Elvis machte sichtbar, was zuvor noch nicht gesehen wurde oder was absichtlich übersehen wurde.
<!-- C begin --><center>- „IN DER WELT [dort oben in NY] zogen sich Trucker einfach nicht wie Pimps an.“ (S. 84) „Unten in Memphis aber shoppte Elvis bei Lansky’s in der Beale Street, dem Himmel für schwarze Hipsters. Grelles, Glitzer und Volumen fingen seinen Blick. Und selbst wenn er in der Madison Avenue einen Dreiteiler angehabt hätte, hätten die Leute ihn angestarrt. Seine Aufmachung war außerirdisch – mit strähniger Stehfrisur in der 6mm-Ära! – Koteletten, die quasi das gleiche bedeuteten wie ‚Edwardscher Wangenbart’! Elvis sah nicht nur anders aus, er sah gefährlich aus!“ (S. 84)
- AUF EINER TOUR an der Ostküste merkte Elvis backstage beim Singen mit den Louvin Brothers an, dass Kirchenlieder seine Lieblings-Musik wären. Ira Louvin reagierte extrem: ’Warum, du weißer Nigger, wenn das denn deine Lieblingsmusik ist, warum machst du das dann nicht da draußen [auf der Bühne]? Warum bringst du da draußen diesen Nigger-Scheiß?’ Presley sagte: ‚Wenn ich da draußen bin, mach ich, was die hören wollen – wenn ich wieder hier drinnen bin, kann ich singen, was ich will.’ (zit. nach Gordon, S. 86), worauf Ira versuchte, ihn mit bloßen Händen zu erwürgen.
- „’PRESLEY’, so schnaubte eine bekannte Tageszeitung verächtlich, ‚ist die allerletzte Verwertung dessen, was im Grunde nichts als Dreck ist.’ Und in der Tat hatte Presley’s Verhalten, sein Äußeres, seine Musik etwas Abfallartiges an sich, wie ein umgestülpter Mülleimer, in dem sich neben der Kasserolle von letzter Woche die Gin-Flaschen, Hausarbeiten, ein benutztes Kondom, blutverschmierte Taschentücher und der feinsäuberlich abgehakte Einkaufszettel von dieser Woche finden.“ (S. 80)
- MILTON BERLE wusste um den Verkaufswert von Kontroversen und lud Elvis für Anfang Juni ein. Für diese Show band sich Elvis nicht mal die Gitarre um, sondern bewegte sich völlig losgelöst, um eine leidenschaftlichere Performance abzuliefern als er sie Ed Sullivan je geben würde. Dieser Hound Dog-Auftritt enthielt einen zügellose Zeitlupen-Schlussteil in halber Zeit, bei dem Elvis liederlich umherschlurfte, anzüglich grinste, herumstampfte wie ein angetrunkener Romeo, der sein gekrümmtes Rückgrat absacken ließ und Stoß- und Reibe-Bewegungen vollführte, mit Hüftbewegungen wie beim Liebesakt in Hundestellung. Massen-Aufruhr und lästerndes Gezeter waren die Folge. „Der Boston Herald schnaufte: ’Der größte Beinschlängler und Gitarren-Schläger … lieferte den Teenagern eine der traurigsten Vorstellungen von Sex in seiner abartigsten Form’.“ (S. 87)</center><!-- C end -->
Diese waren die Linien, entlang derer die Nation sich im Laufe der nächsten Jahre zwischen Eltern und Kindern spalten würde. „Am 1960er Graben zwischen den Generationen hat Elvis schon in den 50ern rumgeschaufelt, und die bevorstehende gesellschaftliche Spaltung – über Rassengleichheit, Jugendmacht und Klassenbewusstsein – ließ sich in den Reaktionen auf seine Auftritte bereits erahnen.“ (S. 87)

5. WIE REAGIERTE ELVIS 1956 AUF DEN STURM DER KRITIK?

Einen Zug bringt nichts vom Kurs ab, Elvis rollte unbeirrt weiter auf seinem Gleis. Aus welchem Grund auch immer, war Elvis den Realitäten einer Welt enthoben, in der alles definiert und festgelegt war. Er verteidigte seinen anrüchigen Berle-Auftritt mit dem Vorwurf, dass sein Ko-Star Debra Paget ein „enges Ding, mit Federn auf dem Hinterteil [trug], dort wo sie am meisten wackeln“, sie aber von niemandem attackiert wurde! Den Angriff auf seine Musik trug er sofort in die soziale Arena zurück, in die er gehörte: „Die farbigen Leute haben das schon die ganze Zeit gesungen und gespielt, so wie ich jetzt, Mann, schon länger, als ich denken kann. Genau auf die Art spielten die das schon in den Wellblechhütten und ihren Juke Joints, und niemanden hat das interessiert, bis ich es aufgeschnappt hab. Unten in Tupelo, Mississippi, hab ich immer den alten Arthur Crudup seine Kiste schlagen gehört, genauso wie ich es jetzt mache. Und ich hab damals gesagt, wenn ich jemals dahin gelangen würde, all das zu fühlen, was der alte Crudup fühlte, würde ich ein Musik-Mann sein, wie ihn noch niemand gesehen hat.“ (zit. nach Gordon, S.87/88). Das tat er, und das war er auch.
„Es war, als lebte Elvis in einer anderen Welt. Aufgewachsen unter Schwarzen, aufgewachsen mit dem Tanzen in der Kirche, waren für ihn die sehr wahrhaftigen Unterscheidungen anderer unsichtbar.“ (S. 84) Warum konnte er nicht tun, was Debra Paget tat, warum nicht, was Arthur Crudup tat? Und indem er aufrichtig fragen konnte ‚Warum denn nicht?’, hatte er damit Erfolg. Warum musste er ‚Country’ sein, warum ein Trucker? Warum konnte er nicht tanzen wie ein Stripper? Warum konnte er nicht singen wie ein Schwarzer? Seine Fähigkeit zur An- und Einpassung wurde das Ticket zu einer Welt, wie er sie leben wollte. 1956 war Elvis Presley „das coolste menschliche Wesen, das je geatmet hatte.“ (S. 78).

Nicht er beugte sich Amerika, sondern Amerika beugte sich ihm: Gordon markiert dies anhand der drei SULLIVAN-AUFTRITTE:
<!-- C begin --><center>- Beim ERSTEN bot Elvis erstmals auch seine kontrolliertere Seite dar, und prämierte Love Me Tender. Dennoch wurde der kulturelle Graben breiter und breiter. Die New York Times schrieb: „Zuerst verstörte Mr. Presley erwachsene Zuschauer mit seinem Strip-Tease bei Milton Berle – und wurde sofort zum Märtyrer in den Augen seiner Teenage-Anhänger. In der Sullivan-Sendung nun erging er sich in Zungenbewegungen und wortlosem Gesinge, was unvergleichlich geschmacklos war. … Wenn Presley seine Stoß- und Reibe-Bewegungen vollführt, sollte die CBS nicht vergessen, dass auch die Neugier eines 12-Jährigen überreizt werden könnte.“ (S. 90)
- Bei seinem ZWEITEN Auftritt in der Show wurde er erstmals zensiert, die Kamera schwenkte während seiner ‚bumps and grinds’ auf die zahnpasta-lächelnden Background-Sänger über. Auf der anschließenden, und ebenso beachteten Pressekonferenz rechtfertigte sich Elvis: „Meine Bibel sagt mir: man erntet, was man sät – und wenn ich Übel und Bosheit säe, dann wird mich das irgendwann einholen“. Und weiter: „Wenn ich tatsächlich glauben würde, ich sei schlecht für die Menschen, dann würde ich wieder zurückgehen und einen Lastwagen fahren. Und das mein ich wirklich ernst.“ (zit. nach Gordon, S. 90)
- Bei Elvis LETZTEM Auftritt („from the waist up“), bevor er von der Bühne ging, und nachdem er Peace In The Valley vorgetragen hatte, schnappte ihn sich Sullivan und verkündete der Welt: „Ich wollte Elvis Presley und dem Land sagen, dass dies hier ein wirklich anständiger, guter Junge ist … Wir möchten Ihnen sagen, dass wir im Laufe unserer Sendung mit einem großen Namen noch nie eine angenehmere Erfahrung gemacht haben als es mit Ihnen der Fall war. Sie sind durch und durch in Ordnung.“ (zit. nach Gordon, S. 92). Elvis hatte es geschafft, hatte die Kritik an ihm überdauert.</center><!-- C end -->
6. WAS WAR 1956 SO SCHÖN AM ZUM STEHEN KOMMEN DIESES ZUGES?

Nicht nur, dass er es schaffte, dass er sich gegen alle Kritiker durchsetzte und dem Sturm standhielt. Er überführte dabei den Rock’n Roll von einer gottlosen Randgruppen-Erscheinung ins Zentrum der Jugendkultur und hatte zugleich die Toleranzgrenzen für individuelle Ausdrucksformen immens ausgeweitet. Es war schließlich ein Zugswrack, und die Leute fanden Löcher zum Aufspringen, mehr als je zuvor und unabhängig davon, ob ihr Gesang, ihr Tanz, ihr Spiel in alte Schablonen passten – wie Keith Richards ganz weit oben sagte: „And maybe… even YOU can do it!“ Das war der Geist, der dieses Wrack behauste.

A) Der Rock’N Roll hatte es in den Mainstream geschafft, aber das war nicht alles.
Der Böse Junge hatte, statt zum Guten zu werden, sein Publikum gefragt: Was ist gut?
Und wenn Amerika es akzeptieren konnte, dass ein Weißer schwarze Musik sang, wie weit konnte man davon entfernt sein, dass Afro-Amerikaner auch deren Sound sangen? Die Ereignisse des Jahres feuerten die Bürgerrechts-Bewegung an – die Central High School Krise in Little Rock, Arkansas, fand im Herbst 1957 statt. Ebenfalls 1957 veröffentlichte Jack Kerouac On The Road, und die Beat Generation war geboren.

B) Elvis brach das hermetische Bild eines Mittjahrhunderts-Mittelklassen-Amerika auf.
Seine Musik, sein Aussehen, sein Erfolg – Niemand surfte den Rock’N Roll wie Elvis: weder Bad Boy Jerry Lee, noch Pechvogel Carl Perkins oder der alte Mann Bill Haley. Deren Identitäten waren festgelegt, während Elvis in verschiedenen Welten schimmerte. Und je nachdem, womit der Betrachter ihn konfrontierte, veränderte sich die Art, in der Elvis gesehen wurde, was Rock’N Roll „bedeutete“. In Elvis eröffnete sich eine Welt der anderen. Er bündelte all die brisanten Themen, die in den folgenden Jahren auseinander brechen würden, und ließ dann von ihnen ab: Schwarz und Weiß, Blues und Country, Sex und Androgynität, männlich und weiblich, Farmhaus-Idyll und Hollywood. Diese Unbestimmtheit bildete die rauen Kanten, an denen sich die Kritiker aufrieben.

Natürlich endet der Artikel mit etwas Pathos:
C) Und indem er diese multiplen Bedeutungen auf sich vereinte, befreite er sie. „Er befreite das Individuum von der Masse, bot den Leuten eine Möglichkeit, sich selbst neu zu definieren und vermittelt über den Rhythmus gab er der Redefreiheit eine echte Bedeutung, ja der Freiheit selbst.“ (S. 92) Simpler und schöner nochmal Keith Richards auf meiner Lieblings-DVD: „It was as if the world went from black and white to Technicolor!“

Und wer immer bis hierher gelesen haben mag – Hut ab!

Bitte Anmelden oder Registrieren um uns Deine Meinung zu dem Thema mitzuteilen.

Mehr
11.05.2006 12:46 #480243 von Eva-Maria
Eva-Maria antwortete auf großer Elvis Bericht bei "Mojo"

Meine Ausgabe schaut so aus. April 2002
<!--aimg--><a href=' www.securecrazydiamond.com/dizq/18466.jpg ' target='_blank'>

Dieses Bild ist für Gäste verborgen.
Bitte anmelden oder registrieren um das Bild zu sehen.

<!--Resize_Images_Hint_Text--><!--/aimg-->

hm..................

<!--aimg--><a href=' img82.imageshack.us/img82/9321/mojo012bb.jpg ' target='_blank'>

Dieses Bild ist für Gäste verborgen.
Bitte anmelden oder registrieren um das Bild zu sehen.

<!--Resize_Images_Hint_Text--><!--/aimg-->

Bitte Anmelden oder Registrieren um uns Deine Meinung zu dem Thema mitzuteilen.

  • Sonja
  • Sonjas Avatar
  • Besucher
  • Besucher
11.05.2006 16:51 #480328 von Sonja
Sonja antwortete auf großer Elvis Bericht bei "Mojo"
Ja enlich! :beifall:
Genau so sieht meine Ausgabe auch aus! Danke!!

Bitte Anmelden oder Registrieren um uns Deine Meinung zu dem Thema mitzuteilen.

Moderatoren: Mike.S.
Wir benutzen Cookies
Die Internetseite verwendet an mehreren Stellen so genannte Cookies. Sie dienen dazu, das Angebot nutzerfreundlicher, effektiver und sicherer zu machen.