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Heartbreak Hotel
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04 Apr. 2003 20:09 #78121
von Jacko
Heartbreak Hotel wurde erstellt von Jacko
Baton Rouge
Plötzlich geht die gesamte Beleuchtung aus. Zwanzigtausend Mädchen springen kreischend auf. Elvis steht knapp außer Sichtweite in der Dunkelheit, befingert den samtigen Rand des Vorhangs. Er ist der Blitz kurz vor dem Einschlagen. Er ist Elvis Presley und alle Mädchen kreischen nach ihm.
Drei Schlagzeuger erzeugen Trommeldonner. Die Blechbläser stehen auf und schmettern einen Tusch. Sämtliche Scheinwerfer gehen im selben Augenblick an ... fünfzigtausend Watt gleißen auf die weiße Bühne hinab ... aber Elvis erscheint immer noch nicht.
Laß sie warten, laß sie drum betteln. Elvis weiß, wie man das macht. Er hat es hunderte Male gemacht. Er will alle heiß machen und auf die Folter spannen. Zögere es so lange hinaus, bis sie es keine Sekunde länger aushalten. Dann noch ein wenig darüber hinaus und sehen, wie sich ihre Frustration in reine Lust verwandelt.
Er schieb eine Locke aus den Augen, zieht seinen mit Edelsteinen besetzten Gürtel hoch und trabt in das Scheinwerferlicht hinaus.
Das Louisiana Coliseum verwandelt sich in ein Tohuwabohu aus kreischenden Mädchen und blitzenden Blitzlichtwürfeln, als tausende von Kodaks den Augenblick festhalten, in dem Elvis auf die Bühne stürmt und sich das Mikrofon schnappt.
Die Mädchen lieben ihn. Sie vergessen sich und rennen zum Licht. Sie schreien auf, schubsen und stoßen mit den Hüften gegeneinander, ein Meer von Händen winkt durch die Luft.
Die Trompeten kreischen in hohen Tönen. Elvis stolziert von einer Seite zur anderen über die Bühne, läßt seinen Satinumhang glitzernde Kreise beschreiben. Sein neues Kostüm wiegt vierzig Pfund und hat vierzehntausend Dollar gekostet: ein handbestickter Overall aus elastische Satinimitat, vom Rücken zum Brustkorb springt ein wilder, aus Goldfäden und Straß, künstlicher Smaragden und Saphiren applizierter bengalischer Tiger.
Er löst die Druckknöpfe unter seinen Armen, wirbelt das Cape über seinem Kopf und wirft es nach hinten, vor die Füße des Bandleaders. Ein Bühnenarbeiter hastet herbei, um es in Sicherheit zu bringen.
Die Mädchen kreischen dem Glitzertiger zu. Mit erhobenen Armen dreht Elvis sich einmal um die eigene Achse, damit sie das Tier von allen Seiten bewundern können.
Er wischt die Tolle mit den Fingern aus der Stirn, grinst sein berühmtes schiefes Grinsen – halb Drohung halb Aufforderung. Jedes Mädchen mit Hormonen im Körper weiß genau, was er meint, wenn er seine Lippen verächtlich schürzt, ein Zeichen wie gleichgültig ihm all Ihre Aufregung ist. Gucken könnt ihr, soviel ihr wollt, Mädchen, aber nee, Anfassen ist nich. Gefällt euch das Bein? Gefällt ´s euch? Hier ist noch mehr davon. Seht euch das an, hier oben steht ein Blitz im Tigeranzug, Ladys, dieser Rocker macht Euch verrückt.
Er nimmt seine berühmte Pose ein, bei der er ein Bein seitlich vorschiebt und sich seine blaue Fender Stratocaster wie eine Maschinenpistole über die Hüfte legt, bereit, jeden umzupusten, der ihm zu nahe kommt.
Er beugt sich zum Mikrofon vor. "Tja, guten Abend."
Das löst einen neuen Tumult aus, der anhält, bis Elvis der Band ein Zeichen gibt anzufangen. Er stolziert mit dem Mikrofonständer zum Bühnenrand, gerade außer Reichweite der Mädchen.
Der Leadschlagzeuger schlägt einen Trommelwirbel und Elvis fängt an zu singen:
"Well since my baby left me ..."
Das sind die ersten zwei Seiten des Buches HEARTBREAK HOTEL von Mark Childress. Es ist ein Roman, der den Aufstieg von Elvis beschreibt. Dabei legt er eigentlich seinen Schwerpunkt auf die 50er, von Tupelo bis Graceland.
Und was meint ihr dazu. Er ist von demselben Autor, der auch "Verrückt in Alabama" geschrieben hat. Ich habe das Buch irgendwann durch Zufall endeckt, die ersten Seiten gelesen und war natürlich gefesselt. Meiner Ansicht nach ist es keine große Literatur , aber recht unterhaltsam.
Plötzlich geht die gesamte Beleuchtung aus. Zwanzigtausend Mädchen springen kreischend auf. Elvis steht knapp außer Sichtweite in der Dunkelheit, befingert den samtigen Rand des Vorhangs. Er ist der Blitz kurz vor dem Einschlagen. Er ist Elvis Presley und alle Mädchen kreischen nach ihm.
Drei Schlagzeuger erzeugen Trommeldonner. Die Blechbläser stehen auf und schmettern einen Tusch. Sämtliche Scheinwerfer gehen im selben Augenblick an ... fünfzigtausend Watt gleißen auf die weiße Bühne hinab ... aber Elvis erscheint immer noch nicht.
Laß sie warten, laß sie drum betteln. Elvis weiß, wie man das macht. Er hat es hunderte Male gemacht. Er will alle heiß machen und auf die Folter spannen. Zögere es so lange hinaus, bis sie es keine Sekunde länger aushalten. Dann noch ein wenig darüber hinaus und sehen, wie sich ihre Frustration in reine Lust verwandelt.
Er schieb eine Locke aus den Augen, zieht seinen mit Edelsteinen besetzten Gürtel hoch und trabt in das Scheinwerferlicht hinaus.
Das Louisiana Coliseum verwandelt sich in ein Tohuwabohu aus kreischenden Mädchen und blitzenden Blitzlichtwürfeln, als tausende von Kodaks den Augenblick festhalten, in dem Elvis auf die Bühne stürmt und sich das Mikrofon schnappt.
Die Mädchen lieben ihn. Sie vergessen sich und rennen zum Licht. Sie schreien auf, schubsen und stoßen mit den Hüften gegeneinander, ein Meer von Händen winkt durch die Luft.
Die Trompeten kreischen in hohen Tönen. Elvis stolziert von einer Seite zur anderen über die Bühne, läßt seinen Satinumhang glitzernde Kreise beschreiben. Sein neues Kostüm wiegt vierzig Pfund und hat vierzehntausend Dollar gekostet: ein handbestickter Overall aus elastische Satinimitat, vom Rücken zum Brustkorb springt ein wilder, aus Goldfäden und Straß, künstlicher Smaragden und Saphiren applizierter bengalischer Tiger.
Er löst die Druckknöpfe unter seinen Armen, wirbelt das Cape über seinem Kopf und wirft es nach hinten, vor die Füße des Bandleaders. Ein Bühnenarbeiter hastet herbei, um es in Sicherheit zu bringen.
Die Mädchen kreischen dem Glitzertiger zu. Mit erhobenen Armen dreht Elvis sich einmal um die eigene Achse, damit sie das Tier von allen Seiten bewundern können.
Er wischt die Tolle mit den Fingern aus der Stirn, grinst sein berühmtes schiefes Grinsen – halb Drohung halb Aufforderung. Jedes Mädchen mit Hormonen im Körper weiß genau, was er meint, wenn er seine Lippen verächtlich schürzt, ein Zeichen wie gleichgültig ihm all Ihre Aufregung ist. Gucken könnt ihr, soviel ihr wollt, Mädchen, aber nee, Anfassen ist nich. Gefällt euch das Bein? Gefällt ´s euch? Hier ist noch mehr davon. Seht euch das an, hier oben steht ein Blitz im Tigeranzug, Ladys, dieser Rocker macht Euch verrückt.
Er nimmt seine berühmte Pose ein, bei der er ein Bein seitlich vorschiebt und sich seine blaue Fender Stratocaster wie eine Maschinenpistole über die Hüfte legt, bereit, jeden umzupusten, der ihm zu nahe kommt.
Er beugt sich zum Mikrofon vor. "Tja, guten Abend."
Das löst einen neuen Tumult aus, der anhält, bis Elvis der Band ein Zeichen gibt anzufangen. Er stolziert mit dem Mikrofonständer zum Bühnenrand, gerade außer Reichweite der Mädchen.
Der Leadschlagzeuger schlägt einen Trommelwirbel und Elvis fängt an zu singen:
"Well since my baby left me ..."
Das sind die ersten zwei Seiten des Buches HEARTBREAK HOTEL von Mark Childress. Es ist ein Roman, der den Aufstieg von Elvis beschreibt. Dabei legt er eigentlich seinen Schwerpunkt auf die 50er, von Tupelo bis Graceland.
Und was meint ihr dazu. Er ist von demselben Autor, der auch "Verrückt in Alabama" geschrieben hat. Ich habe das Buch irgendwann durch Zufall endeckt, die ersten Seiten gelesen und war natürlich gefesselt. Meiner Ansicht nach ist es keine große Literatur , aber recht unterhaltsam.
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- Mickey
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04 Apr. 2003 20:21 #78131
von Mickey
Mickey antwortete auf Heartbreak Hotel
Ist ganz in Ordnung, das Buch (aber für Minderjährige nicht geeignet ). Kommt nicht J.D. Sumner als Rektor oder so vor? Ich habe irgendetwas in der Art in Erinnerung...
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- ManInBlack
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04 Apr. 2003 20:27 #78133
von ManInBlack
ManInBlack antwortete auf Heartbreak Hotel
Nick Tosches "Jerry Lee Lewis - Hellfire"
"Der Schnaps und die Pillen rührten die Hölle in ihm auf und machten, daß er ein gräßliches Gelächter anstimmte. Manchmal zog er sich in seinen eigenen Schatten zurück, über alles mögliche brütend - Abscheuliches, Unaussprechliches und noch Schlimmeres. Es gab Zeiten, da stolzierte er einher und geiferte in eitler Allmacht, kommandierte jene, die um ihn waren, wie Belial seine Mietlinge. Er war der Killer, und er war unsterblich - verdammt zu sein, solange es Gut und Böse gab, zwischen beiden hin und her gerissen, Todesqualen leidend. Er wußte darum, wenn er in tausend muffigen Nachtclubs hinter der Bühne saß, und dann schluckte er mehr Pillen und spülte sie mit drei Finger breit Whisky hinunter. Und dann wußte er noch mehr darum. Wie ein Mann ging er auf die Bühne, seine Churchill-Zigarre in der einen und das Wasserglas mit Whisky in der anderen Hand. Und er hieb auf das Klavier ein und sang seine sündhaften Lieder. Und er winkte, die vor ihm standen, heran, Sterbliche wie er, doch nicht geboren gleich ihm aus dem Mutterschoß, um zu zerstören; er winkte sie heran, eine Weile mit ihm am Rande der Hölle zu stehen. Dann ging er, ging in die uralte Nacht, zu mehr Pillen und mehr Whisky, wo das Gebell der schwarzen Hunde nie verstummte und kein Morgen anbrach; dort ging er hin."
Irgendwie viel cooler...
"Der Schnaps und die Pillen rührten die Hölle in ihm auf und machten, daß er ein gräßliches Gelächter anstimmte. Manchmal zog er sich in seinen eigenen Schatten zurück, über alles mögliche brütend - Abscheuliches, Unaussprechliches und noch Schlimmeres. Es gab Zeiten, da stolzierte er einher und geiferte in eitler Allmacht, kommandierte jene, die um ihn waren, wie Belial seine Mietlinge. Er war der Killer, und er war unsterblich - verdammt zu sein, solange es Gut und Böse gab, zwischen beiden hin und her gerissen, Todesqualen leidend. Er wußte darum, wenn er in tausend muffigen Nachtclubs hinter der Bühne saß, und dann schluckte er mehr Pillen und spülte sie mit drei Finger breit Whisky hinunter. Und dann wußte er noch mehr darum. Wie ein Mann ging er auf die Bühne, seine Churchill-Zigarre in der einen und das Wasserglas mit Whisky in der anderen Hand. Und er hieb auf das Klavier ein und sang seine sündhaften Lieder. Und er winkte, die vor ihm standen, heran, Sterbliche wie er, doch nicht geboren gleich ihm aus dem Mutterschoß, um zu zerstören; er winkte sie heran, eine Weile mit ihm am Rande der Hölle zu stehen. Dann ging er, ging in die uralte Nacht, zu mehr Pillen und mehr Whisky, wo das Gebell der schwarzen Hunde nie verstummte und kein Morgen anbrach; dort ging er hin."
Irgendwie viel cooler...
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