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Fool
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Fool (das eigentlich wieder einmal schlicht Elvis benannt war - welch Einfallsreichtum) ist ein Sammelsurium aus Resten, aus übriggebliebenen, keineswegs immer für eine Veröffentlichung geeigneten Aufnahmen. Elvis im Studio, Elvis Live, Elvis der am Piano stümpert, Elv1is der sich durch einen Dylan-Klassiker gurkt.
Wer einen roten Faden oder auch nur einen einheitlichen Sound erwartet, der ist hier falsch. Was aus den ohnehin erschreckend schwachen Sessions von 1971 noch herumlag, es war immer noch nicht scheiße genug um nicht für dieses Album aus dem Klo gefischt zu werden. "Love Me, Love the Life i Lead" ist ein Paradebeispiel für Elvis schlechte 71'er Form. Wer auf angestrengtes Herumknödeln steht, der wird hier einen Ohren-Orgasmus erster Güte erleben, alle anderen leiden körperliche Schmerzen.
Dass es noch weitaus schlimmer geht, das beweist der King in dem hochdramatischen "Padre". Der Gottesdiener der den Sänger einst vermählte wird hier voller Inbrunst vollgejammert weil die werte Angetraute die Biege gemacht hat. Sollte Elvis sie mit ähnlichen gesanglichen Höchstleistungen traktiert haben, ihr Wunsch den Star zu verlassen wäre nachvollziehbar.
Auch dem Priester mag man wünschen, dass unser Mann zeitnah von ihm abgelassen hat. Man könnte sich hier, da wir schon, wenn auch am Rande, über Religion sprechen, sogar zu der Behauptung hinreißen lassen, der voller Leidenschaft grauenhaft schief geschmetterte Schluss des Liedes sei der endgültige Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt. Er hätte, würde er existieren, so etwas wohl kaum zulassen können.......aber halt, eine solche Behauptung ist natürlich haltlos, würde sie doch den nicht zu unterschätzenden humoristischen Aspekt (so absurd schlecht, dass es schon wieder witzig ist) dieser komplett windschiefen und auf bizarre Art überambitionierten Aufnahme komplett unter den Teppich kehren.
Unter eben jenen Teppich hätte auch bereits erwähntes Dylan-Cover gehört. Es handelt sich dabei um einen ohne Klimax vor sich hin leiernder Jam, der wieder einmal nicht zu belanglos und fehlerhaft war (und das Ding ist absolut belanglos und fehlerhaft) um es nicht doch noch auf eine Elvis-LP zu schaffen.
Völlig in Ordnung ist es, wenn man so ein bisschen vor dich hin huddelt, sicher, aber auf einem regulären Album eines Mainstream-Popstars hat so eine Aufnahme, die weder Sorgfalt zu bieten hat noch eine verdammte Pointe, nichts zu suchen.
Dass Elvis nicht Klavier spielen konnte ist bekannt. Dass er es doch immer wieder tat verzeihlich, vor allem wenn es ihm dabei geholfen haben mag die eine oder andere besonders inspirierte Gesangsleistung auf Band zu bringen. Bei den 71'er Piano-Aufnahmen war das allerdings nicht der Fall. Schlechtes Klavierspiel, angestrengter Gesang, keine Dynamik und unzureichende Kenntnisse der Texte der aufgenommenen Songs ergeben in der Summe (völlig überraschend) nix gutes. Auch diese Aufnahmen haben auf einer regulären LP schlicht nichts zu suchen.
Immerhin, die 72'er Aufnahmen die man hier mit draufgepackt hat, sie sind besser. Das in Vegas aufgenommene "It's Impossible" ist ein sauber durchgesungener Song mit einem vernünftig ausgearbeiteten Arrangement. Man mag es im Kontext dieses, nun ja, "Albums" kaum glauben.
Die beiden Studioaufnahmen von 72 die man an den Anfang der LP gepackt hat, sie sind ebenfalls in Ordnung. Sicherlich nicht überragend gesungen (insbesondere "where do i go from here" läuft gesanglich alles andere als rund), aber insgesamt doch annehmbar, wenn auch wenig spektakulär.
Was der Hörer hier serviert bekommt ist, wenn man mal ganz ehrlich ist, als reguläres Album eines lebenden, atmenden Sängers, eines Sängers der jederzeit in ein Studio gehen und vernünftige Aufnahmen hätte machen können, eine bodenlose Unverschämtheit.
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Atomic Powered Poster schrieb:
Wer einen roten Faden oder auch nur einen einheitlichen Sound erwartet, der ist hier falsch. Was aus den ohnehin erschreckend schwachen Sessions von 1971 noch herumlag, es war immer noch nicht scheiße genug um nicht für dieses Album aus dem Klo gefischt zu werden. "Love Me, Love the Life i Lead" ist ein Paradebeispiel für Elvis schlechte 71'er Form. Wer auf angestrengtes Herumknödeln steht, der wird hier einen Ohren-Orgasmus erster Güte erleben, alle anderen leiden körperliche Schmerzen.
Die erste Seite finde ich noch akzeptabel, vor allem das wunderschöne und daher auch zurecht von dir hervorgehobene It's Impossible, ist das Juwel dieser Scheibe. Die zweite Seite ist dann noch nicht mal akzeptabel. Auch ich finde die Piano Balladen unhörbar.
Sehr schwaches Album.
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Auf der Maus ausgerutscht, was?Atomic Powered Poster schrieb: Zu früh abgesendet, da gegen den Button gekommen.
Oh, wirklich? Dafür steht da aber noch ziemlich viel Text...Atomic Powered Poster schrieb: Die gröbsten Schnitzer habe ich korrigiert
Wann immer die Elvis-Macher nicht wirklich etwas anzufangen wussten mit dem Output ihres Schützlings, nannten sie das Ergebnis – paradoxerweise – „Elvis“. Nachdem RCA-Mann Steve Sholes Elvis Ende 1955 von SUN Records losgekauft hatte, und bevor überhaupt irgendwer bei RCA etwas mit ihm anzufangen wusste, hatte er bereits ein Album für den jungen Möchtegern-Star auf den Weg gebracht. Titel: Elvis Presley. Titel des zweiten Album: Elvis. Als Elvis 1968 ein Comeback wagte, und niemand eine Ahnung hatte, wo der Kahn hinsteuern würde, schien der passende Name für die legendäre TV-Show und das begleitende Album: ELVIS. Und als 1973 die größte TV-Show der Geschichte, Aloha From Hawaii via Satellite, hinter dem Weltstar lag, und man einen Nachfolger für das #1 Doppel-Live-Album auf den Markt bringen wollte, da nannte man dieses – in Ermangelung von Einfällen nicht nur inhaltlicher Natur – Elvis.
Elvis (The ‚Fool‘ Album) ist das dritte in einer Reihe von gerne als „Resterampen“ bezeichneten Alben der ersten Hälfte der 70er Jahre: 1971 machte Love Letters from Elvis den Anfang, 1972 legte man mit Elvis Now nach. Nun also die Zusammenstellung unter dem kurzen und (vermeintlich) aussagekräftigen Titel „Elvis“. Mit dessen Aussagekraft verhält es sich allerdings ähnlich wie mit der veröffentlichungstechnischen ”Strategie“, auf ein weltweit beachtetes Konzert und US #1-Album mit einer Zusammenstellung wie dieser zu antworten. „Warum?“ kann (und konnte) eigentlich die einzig nachvollziehbare Reaktion sein.
War es der Versuch, an das deutlich veränderte („balladenlastige“) Repertoire von Aloha from Hawaii anzuknüpfen und das Ganze als neuen „Elvis“ anzupreisen und zu verkaufen? Mit entsprechenden Singles war man bereits in den Jahren zuvor kläglich gescheitert. Burning Love dagegen war eine US #2-Single und sollte sich als Elvis‘ letzter legendärer Single-Hit erweisen. Sinnlos verheizt auf einem Harakiri-„Album“ mit dem vielsagenden Titel Elvis Sings Burning Love and Hits from His Movies. Noch Fragen?
Unter diesen Eindrücken hörte ich in den letzten Tagen Elvis nach langer Zeit einmal wieder, und ich muss sagen – um das Wort „zugeben“ einmal zu vermeiden -, dass es mir recht gut gefallen hat. Für sich genommen und an anderer Stelle im Katalog hätte es womöglich eine ganz schöne Sammlung depressiver „Midlife-Lebensbetrachtungs-Songs“ abgegeben.
Auch hier verhunzt der sprichwörtliche "Rohrkrepierer" den „Flow“ des Albums. Padre ist schlicht grausam und hat gute Chance, den Titel „Mieseste Elvis-Aufnahme aller Zeiten“ nachhause zu holen. Kurioserweise bezeichnete Elvis selbst es, wenn ich mich recht entsinne, in irgendeinem Interview als seinen (derzeitigen? Man kann es nur hoffen) Lieblingstitel von sich selbst (wer das bestätigen kann, bitte Kommentar hinterlassen).
Auch der Dylan-Titel Don’t Think Twice, It’s All Right und (That’s What You Get) For Lovin‘ Me von Gordon Lightfood haben hier, streng genommen, nicht wirklich was zu suchen. Im Rahmen des Versuchs, als Nachfolger für Elvis Country (1971) ein Folk-Album aufzunehmen – wobei wiederum die drei Titel, um die herum sich das Album gruppiert, It’s Still Here, I’ll Take You Home Again Kathleen und I Will Be True, entstanden sind -, kann man sie aber so stehen lassen. Irgendwie gehören sie alle zusammen, wenn der Fan natürlich auch ihr Erscheinen viel lieber auf einem Folk-Album gesehen hätte.
Schwamm drüber! Die Zusammenstellung funktioniert. Midlife-Crisis-Schmonzetten wie Fool und „Love The Life I Lead“ können sich als strapziös erweisen, werden aber vom unterbewerteten Where Do I Go From Here, das deutlich Richtung eines weiteren unterbewerteten Titels aus der „Folk-Session“, I’m Leavin‘, tendiert, qualitativ getragen. It’s Impossible, das Elvis einem „dinierenden“ Mittelklasse-Publikum in Vegas vorträgt (was für eine Verschwendung), ist und bleibt ein Traum.
Bleiben die drei oben erwähnten Songs It’s Still Here, I’ll Take You Home Again Kathleen und I Will Be True, die Elvis alleine am Piano präsentieren. Die gefühlte „Privatheit“ der Situation wird ergänzt durch die Tatsache, dass es Titel aus einer längst vergangenen Zeit sind, die er hier zitiert. Es sind Titel aus seiner Jugend, die er teilweise bereits über Jahre im privaten Umfeld gespielt hat.
Das Album macht sich recht gut. Den Fan interessiert nun natürlich in erster Linie der Bonus, den FTD dem Original-Album hinzugefügt hat. Aber auch abgesehen davon erfährt dieses eher wenig beachtete Album, das zweifelsohne seine Schwächen hat, das zu seiner Zeit vor allem völlig unpassend kam, vielleicht einmal wieder ein bisschen Aufmerksamkeit. Wie seine Schwächen, hat es auch seine Momente und die ein oder andere hörenswerte Aufnahme zu bieten.
Zwei Ligen über „Love Letters“ und durchaus auf Augenhöhe mit „Now“.
01. Fool
02. Where Do I Go From Here
03. Love Me, Love The Life I Lead
04. It’s Still Here
05. It’s Impossible
06. (That’s What You Get) For Lovin‘ Me
07. Padre
08. I’ll Take You Home Again Kathleen
09. I Will Be True
10. Don’t Think Twice, It’s All Right
© C. Reiter (2009)
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(Aus Ermangelung halber Sterne wurde in einigen Fällen aufgerundet)
Keine Ahnung ob du die Wertungen der einzelnen Tracks auch von Amazon reinkopiert hast, aber hier geht das z.B. so:
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Rider schrieb:
Oh, wirklich? Dafür steht da aber noch ziemlich viel Text...Atomic Powered Poster schrieb: Die gröbsten Schnitzer habe ich korrigiert
Schnarch ...
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Atomic Powered Poster schrieb:
Rider schrieb:
Oh, wirklich? Dafür steht da aber noch ziemlich viel Text...Atomic Powered Poster schrieb: Die gröbsten Schnitzer habe ich korrigiert
Schnarch ...
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king77 schrieb: Das Interview bei dem sich Elvis zu Padre als einen seiner Lieblingssongs äußert stammt vom 22.8.1958 u. Elvis meint hier die Version von Toni Arden die 1958 ein Hit war.
Danke! Das macht es irgendwo dann doch erträglicher...
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