He touched Me (Album)
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Ähnlich wie beim "From Elvis in Memphis"-Album will ich auch versuchen, die Vorlagen zu posten, die Elvis für seine Aufnahmen genommen hat.
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Der Opener der Platte ist ein langsam, bedenkliches Lied, das Elvis mit den Imperials in schöner Harmonie vorträgt mit einer emotionalen Steigerung zum Ende hin. Dies leitet weiter in den Rest des Albums. Eine sehr schöne Eröffnungsnummer.
"He touched Me" dürfte das am frischesten klingende Gospelalbum von Elvis sein. Wobei wir schon da an einem Punkt sind, bei dem wir einhaken müssen: Das Album besteht nicht nur aus Gospel-Songs, sondern auch aus Stücken aus der Contemporary Christian Music Ecke. Nun waren auf Elvis' erste beiden Gospelalben auch ein Misch aus Gospels, Sprirituals und Hymns, wobei man die aber auch oft unter "Gospel" zusammengefasst sieht.
Ich bin kein Fan des überaus Frömmelnden der CCM (dabei "fromm" verstanden als platte Lobhudelei und nicht in Schleiermachers Interpretation als "schlechthinnige Abhängigkeit" - sorry, der Theologe in mir kommt immer mal wieder raus), aber dies war 1971 der neueste Trend in religiöser Musik und es gibt durchaus schöne Lieder. DER Vertreter der CCM ist natürlich Andraé Crouch, von dem auch "I've got confidence stammt". Schon die Strophe klingt sehr anders als der typische Elvis-Song. Was ist das? Ein 7/8 Takt? Vielleicht kann mir da jemand helfen.
Im selbigen Sound kommt Red Wests "Seeing is believing". Guter Song, ordentlich vorgetragen. Aber da "I've got confidence" sehr ähnlich.
Klassische religiöse Songs wie "Amazing Grace" sind vertreten und auch wenn ich finde, dass dieses ok gemacht ist, fehlt mir hier Elvis' eigener Stempel. Dies gilt für viele der Tracks auf dem Album. Insgesamt war Elvis in den '71er nicht in bester Verfassung, wie es scheint. Sein Gesang ist oft dünn, uninspiriert und durch die Nase runtergespult. "I, John" ist eine meiner liebsten Gospelnummern, die Elvis gebracht hat. Aber seine Leistung ist hier doch sehr mittelmäßig. Man hört ihn fast außer Atem schnauben und er scheint Probleme zu haben, mit dem Tempo mitzuhalten. Insofern ist die andere Uptempo-Nummer, "Bosom of Abraham", besser, klingt jedoch auch recht gelangweilt dahingesungen.
Was um Himmels Willen (haha) "He is my everything" hier zu suchen hat, kann ich nicht sagen. Warum war es nötig, einen Song, der kurz zuvor aufgenommen und viel besser gesungen wurde, mit neuem Text zu versehen, nur um dann einen belanglosen Auffüller zu haben? Dazu aber später ein wenig mehr.
Ebenfalls recht dünn gesungen ist "An evening's prayer". Allerdings finde ich es hier gar nicht mal so störend. Die Stärke des Songs macht es für mich wett. Und da das Lied ja nun auch eher ein Bekenntnis der Unwürdigkeit des Beters Gott gegenüber ist, kann man es vielleicht auf vertreten, wenn Elvis klingt, als würde er die erbetene Hilfe auch benötigen. Hätte besser sein können, ist aber auch keine Katastrophe.
Ein sehr schönes Lied ist "Lead me, guide me". Nach ein paar dünn klingenden Stücken nach "Seeing is believing", ist der Sound hier wieder zeitgenössischer und frischer.
"There is no God but God" kann man komplett vergessen. Klar, eine ins Ohr gehende Melodie, aber das war es auch. Elvis klingt als würde er gleich einschlafen und auch theologisch ist der Song fragwürdig, wenn Gott als Urheber von Flugzeugen genannt wird (ja, mir ist klar, was ausgedrückt werden soll). Hier ist Elvis fast wieder auf dem Niveu seiner schlechteren Soundtracks. Die CCM hat definitiv besseres Material zu bieten.
Mit "A thing called love" bringt Elvis den dritten Jerry Reed Song in seiner Karriere (einer sollte noch folgen). Einer von Reeds bekanntesten und beliebtesten Songs, drückte Johnny Cash ihm seinen Stempel auf, etwa zur selben Zeit, als Elvis sich daran versuchte und nichts weiter zu vollbringen konnte, als das Arrangement der Imperials zu covern und den Bassgesang unbeeindruckend zu doppeln. Dass er mit so starkem Material nicht mehr machen konnte, dürfte ein Zeichen sein, dass es Probleme bei ihm gab. Noch ein Jahr zuvor wäre er ganz anders an so ein Stück rangegangen.
Das Ende der Platte ist wieder eine schöne, ruhige Nummer und passt dementsprechend als Ergänzung zum Opener. Es scheint aber ein unsauberer Schnitt gegen Ende zu sein, oder irre ich mich da?
Auch was das Mastering angeht, ist die Platte leider nicht ohne Probleme, so kommt das Phänomen der "akustischen Täuschung" vor. Mitten im Song scheint die Position von Elvis' Stimme von einer Seite auf die andere zu wechseln.
Obwohl meine Zusammenfassung eher negativ wirken mag, soll das nicht bedeuten, dass man das Album nicht mögen kann. Wie gesagt, es ist definitiv das zeitgenössischste religiöse Abum, das Elvis gemacht hat, hat eine tolle Gruppe von Musikern und eine interessante Auswahl an Liedern. Auch Elvis ist nicht durchgängig schwach. Mit einem wachen Presley wäre das hier sicherlich ein megageiles Album gewesen.
Aber auch unter den tatsächlichen Umständen hätte es besser sein können. Zum Beispiel hätte man "There is no God but God" und "He is my everything" mit den stärkeren Stücken "Miracle of the Rosary" und "Put your Hand in the Hand" aus denselben Sessions ersetzen können. Besonders letzteres hätte vom Sound her sehr gut zu "I've got confidence" und "Seeing is believing" gespasst.
Obwohl ich es ab und an gerne mal wieder höre, ist das Endergebnis nicht mehr als drei von fünf Sternen wert. Wenn es nur um Elvis' Performance ginge, wären es wohl zweieinhalb von fünf.
Elvis hat sich für "He touched Me" sehr von den Imperials beeinflussen lassen, welche sich zu der Zeit offensichtlich der CCM zuwandten. Aber auch alte Favoriten aus Presleys Jugend sind dabei.
Von so vielen Leuten gesungen, dass es schwer ist, Elvis' Vorlage zu nehmen. Wahrscheinlich kannte er auch nicht nur eine Version. Aber diese hier war auf jeden Fall nicht selten zu hören:
Mit "Bosom of Abraham" ist es etwas schwieriger, weil dieses Stück in vielen Formen gesungen wurde, auch bekannt als "Rock my soul". Man darf aber mit Blick auf seine früheren Alben davon ausgehen, dass er die Aufnahme des Golden Gate Quartets kannte:
Auch nicht so einfach ist "An evening prayer". Der Song hat im Original mehr Text als Elvis' Aufnahme.
Mahalia Jackson sang eine Live-Version mit reduziertem Text, wie Elvis.
Im Gospel-/Spiritual-Feld haben es u.a. Jim Reeves, Kate Smith, Red Foley, Slim Whitman und Marty Robbins aufgenommen, allerdings alle mit mehr Text. Daher würde ich erstmal auf Mahalia tippen, lasse mich aber gerne korrigieren.
"Lead Me, guide Me" wurde von Doris Akers geschrieben, klingt bei Elvis aber eher nach Brother Joe May:
Elvis war Fan der Ink Spots, daher denke ich, dass Billy Kennys Version von "There is no God but God" die Vorlage war:
Aufgenommen 1968. Dieser Song war auch Teil von der pre-show der Imperials bei Elvis' 1970 Konzerten, Video gibt es in den TTWII Outtakes.
"I, John" ist auch nicht leicht. Es gibt viele Versionen dieses alten Songs (1870er, wie ich las) mit unterschiedlichem Text. Auch der Titel ist nicht einheitlich. Hier die Version des Golden Gate Quartets, da wir wissen, dass Elvis die Gruppe kannte.
"Reach out to Jesus" wurde auch von den Imperials gebracht, 1968 auf demselben Album wie "A thing called Love". Leider konnte ich bei Youtube nichts finden.
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- Earth Boy
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- Mike.S.
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Auf dem 71 Live Album von JD Sumner & The Stamps wäre "Reach out to Jesus" noch vertreten, damit es hier nicht ganz fehlt.
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- king77
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- DumbAngel
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king77 schrieb: He Is My Everything wurde 1968 von Charlie Walker Org. aufgenommen u. auch im Sept. 68 veröffentlicht.
Oha! Das war mir neu. Danke für die Information!
Dann kann man in meiner Rezension den Teil weglassen, der über den neuen Text spricht, und sich einfach wundern, wer auf die Idee kommen würde, dass Elvis dieses Stück zu diesem Zeitpunkt aufnehmen sollte.
Dann hier als Nachtrag:
Auf dem 71 Live Album von JD Sumner & The Stamps wäre "Reach out to Jesus" noch vertreten, damit es hier nicht ganz fehlt.
Auch dir danke für dieses Stück! Ich hatte es zwar bei Youtube gesehen, war mir aber nicht sicher, von wann es stammt und ob schon damals veröffentlicht. Hätte ich mal ein bisschen mehr recherchieren sollen, aber ich war zu sehr auf die Imperials konzentriert.
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- Honeybee
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Ich habe jetzt mal nachgeguckt weil ich mich wunderte, dass ein solch durchwachsenes Album einen Grammy bekommen haben soll.
Naja, wieder was gelernt.
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- king77
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- Honeybee
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Ich habe es jetzt zuletzt so gelesen, dass er für die Alben HGTA und He Touched Me UND für die Live Performance in Memphis von HGTA jeweils einen Grammy erhalten hat.
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