Las Vegas 19.08.1974

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14 Dez. 2003 17:45 #223776 von stevie b.
Las Vegas 19.08.1974 wurde erstellt von stevie b.
Da es hier schon länger keine Reviews von Konzerten gegeben hat, möchte ich mich an dieser Stelle auch mal daran heranwagen. Als Einstieg habe ich mir das Opening Konzert vom 19.08.1974 herausgesucht. Vielleicht wurde es schon mal in diesem Forum vorgestellt.

Die hierzu erschienende Doppel CD con DIAMOND umfasst ein 80 Minuten Rehearsal vom 12.08.1974 in Hollywood, welches die erste CD einnimmt, sowie die ersten drei Tracks der zweiten CD. Das Lied 4 der zweiten CD ist die overdubbed Version von Twelth of Never aus dem Jahre 1994 ( am Piano David Briggs ). Damals auch als Single erschienen.

Die Cd ist mit einem schönem Booklet und einigen Fotos nett aufgemacht. Sie beinhaltet auch einige Hintergrundinformationen.

Dieses in meinen Augen legendäre Konzert vom 19.08.1974 hätte für Elvis ein neuer Anfang sein können. Er hatte sich noch einmal aufgerafft und ein völlig neues Programm auf die Beine gestellt.
Ab dem 12.08.1974 und den darauf folgenden 5 Tagen probte Elvis mit seiner Band ausgiebig in den Hollywood Studios von RCA am Sunset Boulevard neues Songmaterial, welches er bei seinen kommenden Vegas Auftritten präsentieren wollte. Leider gibt es nur ein 80 Minuten Rehearsal vom letzten Tag in den Studios. Welche Lieder er darüber hinaus geprobt hat ist mir leider nicht bekannt. Vielleicht gibt es auch noch weiteres unveröffentlichtes Material.

Das vorhandene Tape zeigte aber, das das Feuer in Elvis nicht erloschen war und er sich immer noch professionelll auf eine Sache vorbereiten konnte und er anscheinend wieder Lust an der Arbeit gefunden hatte. Es wäre für ihn ein Ausweg aus der musikalischen Sackgasse seiner bisherigen Live Auftritte gewesen. Ein Neuanfang....
Körperlich und mental zeigte er sich trotz seiner 39 Jahren sehr frisch und schlank.

Mitunter könnte man Parallelen zu 1970 ziehen, auch wenn hier die Atmosphäre gespannter war und nicht so gelöst und locker war wie damals.

Auch für seine Tourband war es endlich mal wieder eine neue Herausforderung.

Und am 19.08.1974 war es soweit. Elvis betrat die Bühne nicht mit dem üblichen 2001 Opener, sondern ganz einfach mit einem Drum Intro, der in das Lied Big Boss Man eröffnete. Elvis begann die ersten Zeilen verhalten, rockte dann aber nach Einstieg des Orchesters richtig ab. Ein sehr guter Einstieg. Es zeigte sich schon hier, das Elvis hochkonzentriert und engagiert an das Konzert heranging.
Er lies darauf hin den Kracher Proud Mary folgen, bei der sehr deutlich die Bass Stimme von J.D. Summer zum Vorschein kommt. Elvis zeigte auch hier, das er immer noch in der Lage ist die Spannung bei einem Lied aufzubauen. Sehr kraftvoll und ohne stimmliche Schwächen vorgetragen. Nun begrüsst er das Publikum in Vegas mit den Worten „ My Name ist wenn ich es richtig verstanden habe Picard „

Dann leitete sein erstes neues bisher live nicht vorgetragenes Lied ein, welches nach seiner Aussage 10 Jahre alt ist als Charlie ein Kind war. Und dann beginnt Down in the Alley, welches er mit sichtlich viel Spass und Entspanntheit bluesig rüberbringt. Leider wurde dieses Lied eher vom Publkum verhalten aufgenommen.


Es folgt wieder ein neues Stück, diesmal aus der 73er Dezember Session. Eines der besten Lieder in den 70ern von ihm, mit einer tieftrauriger Stimmung und auch einer Story in der sich Elvis ein wenig selber findet. Elvis ist bis auf eine kleine Spasseinlage während des Liedes sogar noch besser drauf als bei der Studioversion. Beim Einstieg des Liedes wird es entsprechend vom Publikum mit Beifall bedacht.

Er folgt ein starkes Never been to Spain,welches an die starken 72 Zeit erinnert. Auch hier zeigt er sich sogar noch gereifter und bringt jegliches Eis zum Schmelzen. Man muss auch sagen, das seine komplette Band sichtlich Spass hat und sich von der Frische des neuen Programms sichtlich angestachelt fühlt.

Er stellt nun seinen neu aufgenommenen Song und in Kürze erscheinendes Lied „ It´s Midnight „ vor. Ein neues Lied wie maßgeschneidert für das Vegas Publikum.
Ein mit viel Gefühl zum Bersten gefüllte Powerballade, welches er sehr emotional singt und auch hier steigert er die Dramatik des Lies bis zum Höhepunkt.

Nun folgt bereits das3 Lied der Dezember Session. Ein Lied von seinem Leibwächter Red West und ein absolutes Highlight, wo Elvis eindeutig zeigt, das er immer noch bei passendem Material zeitgemäße Lieder hervorbringt und er keineswegs verstaubt nur zum Singen seiner Oldie Hits taugt. Ein bedrohliches If you talk in your Sleep, auch hier noch aggressiver und vom Arrangement besser als die Studioversion. Es wurde bekanntermaßen ein Hit von Elvis.

Es beginnt ein kurzer Plausch mit dem Publikum und es kommt sein 71er Hit I´m Leavin.
Auch hier zeigt sich wie ernsthaft Elvis sich vorbereitet hat und er mit welcher Ernsthaftigkeit
An die Vorstelung herangeht. Von Lustlosigkeit oder Albernhit keine Spur. Ein schönes Lied wunderbar vorgetragen mit voller „ Herzschmerz“.

Let me be there gehörte bereits schon der Vegas Saison zu seinem Live Repertoire.
Ein kraftvoll vorgetragenes Lied ohne Anzeichen von Schwächen mit dem entsprechenden Reprise.

Er erzählt das er nun ein schönes Liebeslied, von einem auf dem Sterbelied liegendem Mann vortragen möchte, was er schon lange machen wollte. Das von Elvis traurig gesprochene und von S. Nielsen gesungene Softly as i leave you.
Einfach Gänsehautcharakter.

Das im Jahre 1974 neu ins Repertoire aufgenommene If you love let me know zeigt auch hier, wie sich ein Lied mit Spass bei der Sache und kraftvoll dargeboten anhören kann, wenn man sich die teilweise in späteren Jahren lustlos und kraftlos nur vom Background gehaltene Lied anhört.

Elvis erfüllt nun einen Publikumswunsch Love me Tender, welches er mit den Worten „ I don´t wanna sing „ beginnt. Wahrscheinlich hatte er darauf wirklich keine Lust, aber er brachte das Lied souverän über die Runden.

Mit dem Intro vom Polk Salad brachte er das Publikum zum Kochen. Wie immer auch hier ein wild stampfende und energiegeladene 74er Version getragen von einer Superband und einem losgelassenen R. Tutt an den Drums, geführt von dem King bis zu einem furiosen Ende.




Die Band Vorstellung war glücklicherweise 1974 angemessen kurz. Der Kontakt zum Publikum war immer vorhanden, aber er übertrieb nicht seine Monologe, versetzt mit nur wenigen Spässen. Insbesondere bei der Band Vorstellung war kein Nuscheln, Zittern der Stimme oder Verwirrtheit zu bemerken.

Nach der Vorstellung geht’s auch schon in die nächste Runde mit dem Knaller „Promised Land „ von Chuck Berry, eröffnet am Piano von David Briggs. Elvis geht auch hier das Tempo der Band locker mit und zieht es sogar noch an und zeigt hier den Rhythm und Blues in Perfektion und das obwohl im Kritiker schon vorwarfen, sein Herz hängt nicht mehr daran.

Er beweist es nach einer Vorstellung von Telly Savalas der im Publikum saß, das er wenn er nicht immer die gleichen alten Oldies singen musste, welche Kraft und Feuer in ihm steckte, so wie bei dem eher selten vorgetragenem My baby left me. Hier war noch keine Langeweile zu spüren,sondern er zeigte hier den reinen puren Rock´n Roll. Er wies hier eindeutig seine Kritiker in die Schranken.

Ein Lied, was er immer mir Leidenschaft in all den Jahren bis zum Ende vorgetragen hat, war hier Bridge over troubled Water. Seine gereifte Stimme stellte eine Steigerung zu der 70er Version dar. Man kann sich an seinem stimmlichen Glanz ohne Kurzatmigkeit erfreuen, bei dem er jegliche Höhen und Tiefen dieses Liedes sicher durchschritt.

Zum Abschluss kamen dann noch mal zwei der bekannten Oldies. Ein sehr heißblütig vorgetragenes Fever, immer mit einer Prise Ironie versehen. Er leistete sich nur ein kurzen Versprecher. Das Lied wirkt wahrscheinlich mit einem Elvis live vor Augen noch besser.

Beim Hound Dog bemüht er sich und schafft es halbwegs nicht gelangweilt zu klingen. Eine äusserst solide Version,wenn man weiss, wie er es später meist vorgetragen hat. Aufgrund des von ihm dargebotenen Programms hatte er es geschafft auch dieses Lied vernünftig zu singen.

Der Abschluss Can´t help falling in Love blendete leider nach 30 Sekunden aus.

Die Presse lobte Elvis für diese Vorstellung und seinem variierten Programm.Das Publikum soll es angeblich nur verhalten aufgefasst haben,was man aufgrund des Soundboard Mitschnittes nicht eindeutig sagen kann. Leider irritierte das Verhalten des Publikums Elvis dermaßen, das er am nächsten Tag leider zum alten Programm mit nur sehr wenigen neuen Songs zurückkehrte und somit endete der künstlerische Neuanfang auf der Bühne bevor er richtig begann.












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14 Dez. 2003 17:57 #223780 von Omaha 1974
Omaha 1974 antwortete auf Las Vegas 19.08.1974
Ganz toll geschrieben, Stevie.b :up: :up: :up: Auch für mich zählt das Opening Konzert vom 19.08.1974 zu einem, ja wenn nicht dem besten Elvis Konzert der 70 er. Super Liedematerial, super vorgetragen, die Band ist auch hervorragend drauf.
Mir ist es ein Rätsel, dass das Publikum so verhalten Reagiert hat... Aber warum lies sich Elvis deswegen wieder zu seinem "Standart"-Programm hinreisen????
Was wäre wohl aus dieser Entwicklung geworden, wenn Elvis sie weiter geführt hätte?????

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14 Dez. 2003 18:31 #223788 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Las Vegas 19.08.1974

Ganz toll geschrieben, Stevie.b :up: :up: :up: Auch für mich zählt das Opening Konzert vom 19.08.1974 zu einem, ja wenn nicht dem besten Elvis Konzert der 70 er. Super Liedematerial, super vorgetragen, die Band ist auch hervorragend drauf.
Mir ist es ein Rätsel, dass das Publikum so verhalten Reagiert hat... Aber warum lies sich Elvis deswegen wieder zu seinem "Standart"-Programm hinreisen????
Was wäre wohl aus dieser Entwicklung geworden, wenn Elvis sie weiter geführt hätte?????

Vor allem war ja das Vegas-Publikm bekannt dafür, nicht gerade in "Standing ovations" auszubrechen. Das hätte er lieber auf einer Städtetournee ausprobieren sollen. :null: :santa2:

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14 Dez. 2003 19:38 #223815 von Omaha 1974
Omaha 1974 antwortete auf Las Vegas 19.08.1974

Vor allem war ja das Vegas-Publikm bekannt dafür, nicht gerade in "Standing ovations" auszubrechen. Das hätte er lieber auf einer Städtetournee ausprobieren sollen



Genau!!!! Auf einer Tournee wären die neuen Songs Garantiert um einiges besser beim Publikum angekommen. Nach Vegas kamen sicher aus der ganzen Welt Leute, um ein mal im Leben einen Elvis Presley zu sehen/hören. Sie wollten halt seine Oldies hören, die jeder kannte und durch die er ja letztendlich auch berühmt wurde.
Habe mir gerade noch mal das Konzert angehört. Besonders "If you talk in your sleep" mit dem tollen Vorspiel und "My Baby left me" mit dem Gitarrenspiel am Anfang sind super.
Big Boss Man als Beginner ist ebenfalls super mit den Drums zu Beginn...

Gibt es 8 mm Aufnahmen vom Konzert???

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14 Dez. 2003 20:59 #223888 von Manhattoe
Manhattoe antwortete auf Las Vegas 19.08.1974
Ganz feine Review, Stevie. :up: :beifall:

Grundsätzlich bin ich ja eher ein Fan der Studiosachen, da ich an vielen Shows immer irgendetwas zu mäkeln habe,
bei dieser aber nicht. Wirklich ein Jammer, dass Elvis diesen Weg nicht weiterverfolgte.

Gibt es eigentlich eine AR von dieser Show. Da könnte man sicher mehr von der Publikumsreaktion hören.

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14 Dez. 2003 21:05 #223891 von Omaha 1974
Omaha 1974 antwortete auf Las Vegas 19.08.1974
Ist denn niemanden 8 mm Aufnahmen bekannt vom 19.08.? Audience Recording wäre auch nicht schlecht. :up:

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14 Dez. 2003 22:22 #223924 von ManInBlack
ManInBlack antwortete auf Las Vegas 19.08.1974


Gibt es eigentlich eine AR von dieser Show. Da könnte man sicher mehr von der Publikumsreaktion hören.

Natürlich gibt es ein AR:

"Down In The Alley" auf dem "Live-Collection"-Label.

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15 Dez. 2003 11:08 #224155 von Datcheffe
Datcheffe antwortete auf Las Vegas 19.08.1974
Also, wie der so Teufel will habe ich heute morgen , die VCD *Opening Nights*gesehen.

Das ist genau diese Show. Davon mal abgesehen , das die Qualie ein Hammer ist , Elvis selber ist auch sehr gut drauf und sieht echt klasse aus im Peacock-Suit.

Also , ich würde anhand der VCD nicht behaupten , daß es dem Publikum nicht gefallen hat. :noldno:

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15 Dez. 2003 16:14 #224234 von Omaha 1974
Omaha 1974 antwortete auf Las Vegas 19.08.1974

Also , ich würde anhand der VCD nicht behaupten , daß es dem Publikum nicht gefallen hat.


Hm, seltsam. Dabei wird ja seine schnelle Rückkehr zum Standart-Programm immer aufs Publikum geschoben. Hat aber schon mal jemand daran gedacht, dass es evtl. Elvis selber nicht gefallen hat bzw. dass Ihm der Umbruch einfach zu schnell von statten ging?

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15 Dez. 2003 18:56 #224387 von stevie b.
stevie b. antwortete auf Las Vegas 19.08.1974
Elvis selber hatte diesen radikalen Umbruch gewollt.Leider hatte er nichtdas Stehvermögen diesen Weg weiterzugehen. Das unterschied ihn vom Elvis 1969 und 1970.Ich denke auch,das es eine große Chance gewesen wäre seinem Leben einen neuen Weg zu bereiten.

Von welcher VCD spricht ihr eigentlich??

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