Hörtipp: Noga Erez - KIDS (City Slang)

Seit 2021 landet dieses Album zumindest einmal in der Woche auf meinem Teller und auch nach fast drei Jahren hat es für mich nichts an Faszination eingebüßt. Noga Erez wurde 1989 in Israel geboren und kommt ursprünglich aus dem Jazz Bereich. Ein radikaler musikalischer Wechsel vollzog sich mit ihrem ersten Studio Album Off The Radar (2017). Hier findet man eine faszinierende Mischung aus R&B, Alternative und Experimental Pop. Ihr Meisterstück lieferte sie dann 2021 mit KIDS ab.

Inhaltlich sicher schwere, aber in Zeiten wie diesen äußerst erfrischende Kost und wenn man berücksichtigt wo die Dame herkommt, ein auch sehr (politisch) mutiges Album. Ist auch lange her, dass ich die Songtexte parallel mitgelesen habe. (Mein Englisch ist nicht so schlecht, aber bei der Geschwindigkeit ist es für mich nicht so leicht auf Anhieb dem Text zu folgen). Und gerade bei diesen tiefgründigen und ergreifenden Texten ist das inhaltliche Verstehen für mich sehr wichtig.

Für mich hat das Album keine einzige schwache Nummer. Beginnend mit dem kurzen Kids These Days  Intro, welches eine ganz andere Grundstimmung intoniert als dann folgt. CIPI  startet dann mit der harten Kernaussage I´ve Been Deep, Deep, Deep, Deep, Deeply Depressed. Der offene Umgang mit Angststörungen und Depressionen ohne dabei ins melancholische zu stolpern ist grandios. Der Track hat für mich auch deutlich wahrnehmbare Jazz Einflüsse.

Mit Views geht es dann mit unvermindertem Sarkasmus weiter. Wie hier der ganze Social Media Wahnsinn treffend beschrieben wird, grenzt an Genialität. End Of The Road widmet sich der eigenen Vergänglichkeit, wieder ohne nur ein bisschen in Kitsch und Sentimentalität abzudriften.

Das agressive und angrifflustige Bark Loud oder das auch nicht viel weniger offensive You´re So Done sind ebenfalls ganz, ganz großartige Stücke.

Ich will hier jetzt nicht auf jede Nummer einzeln eingehen. Vieleicht noch No News On TV. Diese Nummer hält uns allen einen Spiegel vor, aber ohne das klassische Fingerpointing.

Die Pressung selber ist super. Kein Knistern, Knacksen, kein Hochschlag.
Klanglich sehr ausgewogen mit einem gesunden Bass / Höhen Mix.
Nettes Gimmick ist der beigelegte Sticker Bogen.
Ebenso sympathisch: Cover aus recycelten Papier, ebenso das Vinyl stammt aus wiederverwerteten Rohstoffen.

Im Mai 2022 konnte ich sie dann live in Wien erleben und hier war die Überraschung groß, dass die perfekt produzierten Album Stücke auch live grandios dargeboten wurden. Dank meiner Hartnäckigkeit durfte ich nach der Show auch Backstage und mir nicht nur mein Album signieren lassen, sondern auch kurz mit Noga plaudern. Heutzutage nicht selbstverständlich.


Wenn jemand mal reinhören möchte:

End Of The Road - Musikvideo zur Studio Aufnahme:



End Of The Road - Live Version




         

Jochen schrieb:

End Of The Road widmet sich der eigenen Vergänglichkeit, wieder ohne nur ein bisschen in Kitsch und Sentimentalität abzudriften.

Kürzlich hörte ich sogar davon, dass dieser Song auch gerne mal als Hochzeitstanz gewählt wird.

Taniolo schrieb:

Jochen schrieb:

End Of The Road widmet sich der eigenen Vergänglichkeit, wieder ohne nur ein bisschen in Kitsch und Sentimentalität abzudriften.

Kürzlich hörte ich sogar davon, dass dieser Song auch gerne mal als Hochzeitstanz gewählt wird.
 

Ja, aber nur mit starken Protest der Braut.

Besten Dank für den Tipp. 
War mir unbekannt und es sind folgende Songs bei mir "hängen" geblieben: "Candyman", "Cipi", "End Of The Road" und "You So Done".

»End of the Road« war doch die B-Seite von Jerry Lees erster Single »Crazy Arms« auf Sun Records?  

Charles schrieb:

Besten Dank für den Tipp. 

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War mir unbekannt und es sind folgende Songs bei mir "hängen" geblieben: "Candyman", "Cipi", "End Of The Road" und "You So Done".

Hör auch mal in ihr erstes Album „Off The Radar“ rein.
Ist ähnlich stark!