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Soundboards, Audience Recordings etc.
- Taniolo
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In der Vergangenheit gab es ein paar Nachfragen bezüglich der bereits in der Überschrift genannten Begriffe und es wurde ein Klärungsbedarf angemahnt. Ich möchte hier einmal den Versuch starten, ein wenig mehr Genauigkeit in das Thema zu bringen und rechne in der Nachfolge auch schwer mit der Wortmeldung unserer Experten, die ihre Punkte hier gerne ergänzen sollen.
Die Begriffe "Soundboard" und "Audience Recording" dienen schlechthin der großen und groben Einteilung der Live-Aufnahmen und doch sind sie bei genauerer Be-trachtung wenig exakt und genügen den Ansprüchen der Beschreibung der Art der Aufnahme nur oberflächlich.
Während der Begriff "Soundboard" gerne für alle die Aufnahmen bemüht wird, die mehr oder weniger professioneller Natur sind, dient "Audience Recording" (deutsch: Publikumsaufnahme/-mitschnitt) zur Einordnung der Aufnahmen, die rein privater und damit amateurhafter Natur sind. "Soundboard" bedeutet grundsätzlich nichts anderes als Mischpult und soll jene Aufnahmen beschreiben, die direkt (in-line) vom Equipment des Toningenieurs abgenommen wurden. Der Begriff "Mixing Desk", der z.B. auf einigen Ft. Baxter Scheiben Verwendung fand, ist ein Syn-onym.
Trotzdem ist Soundboard nicht gleich Soundboard. Das liegt zum einen an der Art des Anschlusses des Aufnahmegerätes als auch am Aufnahmegerät selbst. So macht es selbstverständlich einen Unterschied, an welcher Stelle des gesamten Equip-ments des Toningenieur das "Signal" abgenommen wurde und welche Kanäle (Mikros, Instrumente, usw.) angeschlossen wurden oder ob das Tonsignal vor oder nach ei-ner Abmischung auf Tape gebannt wurde. Weiterhin kann es sich bei dem Aufnahme-gerät um einen einfachen Monocassettenrekorder, um seinen größeren Bruder, die Stereoausführung, oder aber auch um ein professionelles Mehrspur-Tonbandgerät handeln.
Hier kommen dann auch die sogenannten Muti-Track-Recordings ins Spiel, die oft-mals zum Zwecke der späteren Veröffentlichung eines Live-Konzerts aufgenommen werden. In diesem Falle wird natürlich wesentlich mehr Aufwand betrieben. Im Gegensatz zur normalen Soundboardaufnahme wird hier nicht nur Wert auf eine sau-bere Trennung der einzelnen Kanäle (Singstime, Instrumente der einzelnen Musi-ker) gelegt, sondern es sollen im Normalfall auch die Publikumsreaktionen mit eingefangen werden. Diese, meine Beschreibung ist immer noch äusserst oberfläch-lich, soll aber an dieser Stelle genügen. (Die fachmännischen Ergänzungen über-lasse ich berufenem Mundes, z.B. Mr. Coolozz.)
Nichts desto trotz kann man diese beiden Varianten der professionellen Aufnahme-technik, also die herkömmlichen Soundboards (Mischpultaufnahmen) und die aufwen-digeren Multi-Track-Recordings (Mehrspuraufnahmen), unter dem Obebegriff der In-Line-Recordings zusammen fassen. Das soll nichts weiter besagen, als dass das Tonsignal den direkten Weg von den Instrumenten (und vor allem vom Mik-rofon des Gesangssolisten) auf das Band gefunden hat und hier der Ton (vornehm-lich) keine "Reise" als Schallwelle durch den Raum unternommen hat.
Im Gegensatz dazu verhält es sich mit den "Audience Recordings" eben genu anders herum. Hier legt der Schall eben genau die Strecke von den Lautsprecherboxen, von den Publikumsreaktionen des Konzertsaals und auch als Reflektion von den Wänden der Räumlichkeiten bis hin zum Mikrofon des jeweiligen Aufnahmegerätes "per Luftfracht" zurück. Dass - an diesem Punkte angekommen - keine Trennung in irgendwelche Tonspuren mehr möglich ist, ist eigentlich müssig zu sagen. Was am Ende ankommt und auf Band "getapet" wird, ist ein grosser "Mischmasch und Ein-heitsbrei", so wie er grundsätzlich auch am Ohr des Zuhörers ankomnmt. Dass das, was man am Ende vom bespielten Tonbandgerät wiedergeben kann, sich ganz anders anhört, als das, was der Live-Zuhörer wahrgenommen hat, ist nochmal eine ganz andere Geschichte und hängt selbstredend von der eingesetzten Technik (Qualität des Mikros und des Aufnahmegeräts) ab und natürlich mit der besonderen Gabe des menschlichen Ohres zusammen.
Fakt ist aber, dass so eine Aufnahme nie an die Qualität eines guten Soundboards heran reichen kann. Aufgrund des Weges des Tonsignals, das hier eben nicht via elektrische Kabel übertragen wird, lassen sich diese Aufnahmen unter dem Begriff Off-Line-Recordings zusammenfassen. Damit umgeht man auch die Schwierig-keit, die Art der Aufname nicht zu personifizieren und auf das Publikum zu be-schränken. Auf so eine "Anomalie" stößt man z.B. bei diversen Aufnahmen aus Las Vegas vom Sommer 1973 (bestes Beispiel: 10. August 1973 m/s auf "A Pofile, Box 1, CD 1), die für einen normalen Publikumsmitschnitt eigentlich "zu gut" sind und bei denen es sich dennoch nicht um Soundboards handelt. Wie Gerüchte besa-gen, wurden diese Aufnahmen direkt via (Richt-)Mikrofone getätigt, die lt. Le-gende von Felton Jarvis selbst am Bühnenrand plaziert wurden. Auch hier handelt es sich also um ein Off-Line-Recording, allerdings von professioneller Hand durchgeführt/veranlaßt und das bei (unter diesen Umständen) besten Bedingungen. Der Vorteil zu teilweise sehr leblosen und sterilen Soundboardaufnahmen ist hör-bar: Im Gegensatz zu erstgenannten, wurden bei diesen Vegas-73-Aufnahmen die Publikumsreaktionen mit eingefangen und vermitteln dem Hörer teilweise das Ge-fühl, als wäre er mittendrin statt nur dabei. Der Begriff "Off-Line-Recording" dient dabei dem Genauigkeitsfanatiker natürlich nur zur besseren Trennung und wird den landläufigen, gängigen und gern bedienten Begriff der "Audience Recor-ding" keineswegs ersetzen.
Fassen wir zusammen. Es gibt
a) In-Line-Recordings und dazu zählen
- Soundboard Recordings (Mischpultaufnahmen),
- Multi-Track-Recordings (Mehrspuraufnahmen),

- Audience Recordings (Publikumsmitschnitte),
- Weitere Aufnahmen über (Richt-)Mikro.
Ergänzungen? Korrekturen? Weiterführungen? Her damit!
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Vielen Dank, Taniolo!



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- coolozz
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Bei den Soundboards wäre eigentlich nur noch zu ergänzen,das es davon zwei verschiedene in einer Show gab.Einmal das System um die Musiker auf der Bühne mit Schall zu "versorgen" und das zweitere (aufwenigere System)um dem Puplikum ordentlich einzuheizen


Aber es bleibt Hoffnung,Jörgensen sagte ja mal in einem Interview das Bill Porter am Haupttisch
auch einige Shows mitgeschnitten hat.Diese dürften vom Sound her auch wesentlich besser sein als die Monitormixes.Vielleicht kommen die ja mal auf FTD raus....

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- Frederic
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Als Ergänzung bleiben noch die verwendeten Abkürzungen:
SB = Soundboard
AR = Audience-Recording (Deutsch: Publikumsmitschnitt)
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- ManInBlack
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Eine jede Aufnahme besteht auf ihrem Wege zur perfekten Version eines Liedes aus mehreren "Takes". Braucht ein Künstler beispielsweise 11 Versuche, um einen Song in der von ihm gewünschten Form aufzunehmen, spricht man davon, daß von diesem Song 11 "Takes" existieren.
Diese 11 "Takes" unterscheidet man nun nach "Master Take" und "Alternate Takes", wobei der "Master Take" den "Take" darstellt, den der Künstler zur offiziellen Veröffentlichung auswählt. Die anderen, nicht verwendeten "Takes", bezeicnet man als "Alternate Takes".
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- edde
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"Master Take" den "Take" darstellt, den der Künstler zur offiziellen Veröffentlichung auswählt
der Künstler?
das war in ELvis´ Fall aber nicht so oder?
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- Charles
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<span style='color:red'>Bootlegs</span> bedeutet Stiefelbein, das Wort stammt aus der Zeit, als Alkohol in Schaftstiefeln über die Grenze geschmuggelt wurden; in der Schallplattenbranche sind damit illegal - ohne Einverständnis des Künstlers und der Plattenfirma - hergestellte Schallplatten / CD´s gemeint. Heute umschrieben mit Import-CD...
<span style='color:red'>Cover Version</span> Zweit- und Drittversion eines (allerdings nicht unbedingt) erfolgreichen Liedes durch einen anderen Interpreten.
<span style='color:red'>Jam Session</span> ist ein improvisiertes Zusammenspiel von Musikern zum eigenen Vergnügen; während einer solchen Jam Session entstanden z. B. "Don´t Think Twice It´s Alright" oder "Got My Mojo Working" von Elvis.
<span style='color:red'>Overdubbing</span> ist das Hinzufügen einer gesungenen oder instrumentalen Solo-Aufnahme zu einem bereits vorliegenden Ensemble Tonband oder aber das Hinzufügen weiterer Stimmen oder Instrumente zu einem Musikband, was mit den 16-Spur-Maschinen eines modernen Studios kein Problem darstellt.
<span style='font-size:8pt;line-height:100%'>Quelle: Graceland (32 /1984)</span>
„Zeit, die man zu verschwenden genießt, ist nicht verschwendet.“ — John Lennon
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- Charles
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Mit <span style='color:red'>Reverb</span> ist ein künstliches Echo bzw. ein Hall gemeint, den man mittels Soundbearbeitung der ursprünglichen Aufname beifügt.
In der Tontechnik gibt es z.B. folgende "Definitionen", wahrscheinlich sind die grenzen aber eher fliessend:
reverb = Hall
sustain = Nachklang (weniger diffus als reverb)
delay = Echo
„Zeit, die man zu verschwenden genießt, ist nicht verschwendet.“ — John Lennon
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- Donald
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