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Elvis By The Presleys
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Findest Du ernsthaft, die Welt hat auf eine Akustikversion des Jahrhundertwerks "Clambake" gerade noch gewartet?
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- Gelöschter Nick
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Nein, so frei war er nicht. Das hat auch niemand behaupten wollen.
Ich wage mal zu behaupten, so frei war auch kein anderer Künstler, zumindest nicht 1965.
Doch bevor wir darüber sinnieren, wie Parker oder RCA auf so ein lustiges Album reagiert hätten, sollten wir einfach mal festhalten, dass unser lieber Elvis nie auf die Idee gekommen wäre, sowas zu tun. Warum sollte er so blöd sein, wirtschaftlichen und künstlerischen Selbstmord zu begehen? Warum sollte er seine Karriere, die er mühevoll aufgebaut und um alle möglichen Klippen geschifft hat, und von der außer seinem eigenen noch etliche andere Arbeitsplätze abhingen, durch so eine sinnlose Aktion jäh beenden? Vor allem 1965, wo sich für ihn nicht gerade glänzende Alternativen anboten...
Nehmen wir mal folgendes zur Kenntnis: Elvis hat nur aus einem einzigen Grund ein Plattenstudio betreten, nämlich um eine Platte zu machen, die möglichst viele Leute kaufen sollten. Niemand unterzieht sich den Mühen einer Plattenproduktion in der Absicht, einen Flop zu landen.
Klar hat jede Kunstfreiheit, sobald ein unternehmerisches Risiko damit verbunden ist, ihre nachvollziehbarn Grenzen, die sich aus der Natur der Sache ergeben und entsprechend definieren.
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Elvis sich in seiner künstlerischen Freiheit und in seiner Zivilcourage selber gerne die Grenzen gesetzt hat, die seitens Colonel oder RCA gar nicht nötig gewesen wären. Jeder, der die Originalversionen von "The first time ever I saw your face" und "Good time Charlie's got the blues" kennt, weiß was ich meine...
Aber die Idee mit dem besagten Vietnam-Album ist schon ganz weit vorne... Man stelle sich das einfach nur mal vor...
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- Big Hunk
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Aber auch da meine ich, mal gelesen zu haben, daß ihm immer ein paar Songs zuviel vorgelegt wurden, so daß er noch einen ganz kleinen Handlungsspielraum hatte und sozusagen die Einäugigen unter den Blinden heraussuchen konnte.Aber im Ernst, bei den Filmsongs gab's natürlich kein Pardon, da musste Elvis singen, was ihm vorgelegt wurde.
Oder war das ein Gerücht?
Gut, viele Songs passen genau in die Filmszene und wirken, als hätte Elvis in seiner jeweiligen Rolle die da gerade erfunden ("Take Me To The Fair", "Carnival Time", "Relax", "The Lady Loves Me"), aber manche hatte ja nur das jeweilige Filmthema als Thema ("Hawaiian Sunset", "Wooden Heart", "Thanks To The Rolling Sea") oder waren im Film schon ein eingebauter Auftritt und konnten so beliebig verwendet werden ("Got A Lot Of Livin' To Do", "Rock-A-Hula, Baby", ""Shoppin' Around"), so daß es da schon vorstellbar wäre, daß er die allergrößten Gurken manchmal ausmusterte, oder? (... auch wenn es zugegebnermaßen nicht immer den Anschein hat )
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- Gelöschter Nick
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Dann würde ich liebend gerne mal den Song hören, den Elvis ausgemustert hat, als er sich stattdessen für "Dominic" entschied...... so daß es da schon vorstellbar wäre, daß er die allergrößten Gurken manchmal ausmusterte, oder? (... auch wenn es zugegebnermaßen nicht immer den Anschein hat )
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- Gelöschter Nick
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Der Tenor der Elvis-Kritiker und Anti-Film-Fans geht ja immer dahin, dass Elvis in den 60ern keine "inhaltsschwerere" Musik gemacht hat, nicht experimentell war, keine weltbewegenden Aussagen tätigte. Tat er nicht, und wenn ich ehrlich bin, war es gut so, denn es passte gar nicht zu ihm. "In the ghetto" und "If I can dream" sagen doch alles, was es von seiner Seite zu sagen gab! Elvis war Elvis, und nicht Bob Dylan.
Und vor allem: Warum sollte Elvis nachmachen, was alle anderen tun, und Trends hinterherlaufen? Das Großartige an Elvis war doch, dass er in den 50ern Trends gesetzt hat und alle ihn nachmachten. Warum sollte er dann in den 60ern zur Kopie seiner Kopien verkommen? Das hatte er nicht nötig!
Richtig, die 60er bestanden nicht nur aus Protestsongs und psychedelischer Musik. Genauso wenig, wie die 50er nur Rock'n'Roll waren und die 70er nur Glam Rock und Discomusik. Im Gegensatz zu heute gab es in diesen Jahrzehnten noch eine vielfältige Musikkultur, und in Deutschland boomte obendrein der Schlager, was heute immer totgeschwiegen wird.
Zwei der größten Hits der 60er waren Dean Martins "Everybody loves somebody" und Frank Sinatras "Strangers in the night" - verdammt weit entfernt vom 60er-Klischee!
Und in ihrer englischen Heimat schafften die Beatles mit "Penny Lane" nicht Platz Eins der Charts, weil dieser "blockiert" war von Engelbert Humperdinck mit "Release me" - noch Fragen?
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- Schorni
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Das finde ich auch. Interessant, mal die div. Meinungen zu hören. Man liest es sich in Ruhe durch und bildet dann seine eigene dazu. Ich denke mal, die Wahrheit liegt wie allzu oft, irgendwo in der Mitte.Dieser Diskussionsthread gefällt mir...
was diese DVD doch alles bewirkt?
Weiter so.
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- Big Hunk
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Die von Dir genannten Herren werden von dem allgemeinen "60ies-Fetischisten" doch nie erwähnt, da er sie kaum kennt.Zwei der größten Hits der 60er waren Dean Martins "Everybody loves somebody" und Frank Sinatras "Strangers in the night" - verdammt weit entfernt vom 60er-Klischee!
Und in ihrer englischen Heimat schafften die Beatles mit "Penny Lane" nicht Platz Eins der Charts, weil dieser "blockiert" war von Engelbert Humperdinck mit "Release me" - noch Fragen?
Sinatra war der herausragende Baladeer der 40er uns Swinger der 50er und Engelbert ist dieser Jack-White-Schnulzenheini der 80er. Und Dean Martin? Der war sowieso kein Sänger. Aber: Hat der nicht in einigen Jerry-Lewis-Streifen mitgespielt oder in Western?
Neinnein, die 60ies, das waren die Beatles und die Stones, Dylan, Donovan und vielleicht noch The Who und Cream. Woodstock, San Francisco
Schon Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich, die Tremeloes, Chris Andrews, CCR und Tom Jones waren Weichspüler, die nur von Proleten und sonstigen schlichten Gemütern gehört wurden!
Und Schlager gab es überhaupt gar nicht. Daß ausgerechnet Leute wie Roy Black, Peter Alexander, Freddy Quinn, Heintje und Heino in den 60ern - entgegen jeder Beatwelle - grandiose Verkaufserfolge erzielen konnten, zeigt sowieso deutlich, wie arm im Geiste dieses, unser Land ist und schon immer war.
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- Donald
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Das finde ich auch.
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- Gelöschter Nick
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Hier kann Elvis mal wieder ein leuchtendes Vorbild sein: Dieser Mann hatte keine Scheuklappen, er war nie so kleingeistig, irgendeine Stilrichtung zu verdammen. Er hat alles gehört und alles gesungen, weil er gute Musik liebte. Ihm war egal, ob sie aus der Klassik kam, Chanson war, Blues war, Country oder Volkslied - ein guter Song ist ein guter Song!
Und obwohl ihm die Beatles (besonders John Lennon) suspekt waren und er mit der ganzen daraus resultierenden Bewegung nichts anfangen konnte, hatte er die Größe, den Wert ihrer Musik zu erkennen und diese in sein eigenes Repertoire aufzunehmen.
Elvis hat das alte deutsche Volkslied "Muss i denn" gesungen, und das Lied muss ihm sogar gefallen haben, sonst hätte er nicht 1975 noch spontan den deutschen Text größtenteils korrekt aus dem Hut zaubern können.
Würde sich hierzulande einer der Oberlehrer Grönemeyer oder Westernhagen oder Naidoo mit Heino auf die Bühne stellen und ein Volkslied anstimmen? Nie im Leben!
Und deswegen hatte Elvis - der laut seinen pseudointellektuellen Kritikern angeblich keine Botschaft gehabt haben soll - der Welt so viel mehr zu sagen als all die Klugsch...
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- Gelöschter Nick
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In der Tat! Bei mir stapelt sich schon die unerledigte Arbeit, weil ich hier einfach nicht wegkomme. Es macht einen Riesenspaß, sich hier mit Leuten zu unterhalten, die wirklich Ahnung von der Materie haben und sich hintergründig und differenzeirt mit den Themen auseinandersetzen. Besonders toll ist es, dass die Leute hier die Gesamtzusammenhänge beleuchten, weil sie verstanden haben, dass man Elvis nicht erfassen kann, wenn man sich auf ihn beschränkt, weil er selber das auch nie getan hat. Eine wirkliche Bereicherung!Du sagst es. Lange nicht mehr soviel interessantes und so ausführlich dargelegte sich unterscheidende Meinungen hier zu lesen bekommen!
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