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Elvis als Schauspieler
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Edde: ihm wurden die falschen Rollen gegeben? Naja, ich muss zugeben, dass ich ihm den Komödianten ziemlich abnehme - und den musste bzw. durfte er ja einige Male spielen. Was wäre denn Deiner Meinung nach die richtige Rolle für ihn gewesen?
Praytome: "Girl happy" finde ich echt gelungen (im Genre der Bikini-Komödie

Charles: "Wild in the country" finde ich, wie ich in einem anderen Beitrag geschrieben habe, "ganz okay". Wirklich gut ist der Film nicht - die ganze Tiefgründigkeit ist meiner Meinung nach ziemlich oberflächlich verfilmt. Aber schlecht ist der Film auch nicht. Hach...

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zum Thema Elvis in Hollywood gibt es ein interessantes Kapitel aus dem Buch "Elvis " von Brown & Broeske. Ich stelle es mal hier rein, für diejenigen, die das Buch nicht haben.
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Auszug aus dem Buch "Elvis" von Brown & Broeske
Es war klar, daß Elvis Presley nach Hollywood gehen würde. Jeder gutaussehende Sänger mit einem Hit bekam mindestens einmal eine Chance als Filmstar. Einige der größten Stars in Hollywood hatten den Sprung direkt von der Hitparade auf die Kinoleinwand geschafft. Elvis' Lieblingssänger Dean Martin war als Schauspieler recht erfolgreich gewesen. Bing Crosby und Frank Sinatra hatten sogar den Academy Award für ihre Filme bekommen: Crosby für seine Rolle als singender Priester in Der Weg zum Glück und Frank Sinatra für die Verkörperung eines rauflustigen, unseligen Soldaten in Verdammt in alle Ewigkeit.
Doch nicht jeder war erfolgreich. Johnnie Ray, der umschwärmte Sänger der frühen Fünfziger, dessen gefühlvoller, schriller Gesangsstil und Hits wie »Cry« ihm den Spitznamen »The Prince ofWails« (Der Prinz des Wehgeschreis) einbrachten, versuchte sich ziemlich erfolglos als Filmschauspieler. Dennoch war der Weg nach Hollywood ganz offensichtlich der nächste Schritt in Presleys Karriere, und es war gleichzeitig die Erfüllung seines geheimsten Traums.
Als Kind war Elvis in den Kinos von Tupelo ganz in der Welt seiner Lieblingshelden aufgegangen, und als er in Memphis im Loew's State als Platzanweiser gearbeitet hatte, stand er mit seiner Taschenlampe hinter den Zuschauerreihen und sprach leise die Dialoge der Spielfilme mit.
Laut Bob Neal »hatte Elvis den Ehrgeiz, in großen Filmen aufzutreten«. Seine schauspielerische Begabung hatte sich bereits bei den ersten Fernsehauftritten gezeigt, wobei der Colonel dieses Talent wesentlich förderte.
Abe Lastfogel, ein langjähriger Freund des Colonels und Mitarbeiter in der Künstleragentur William Morris, besorgte Eddy Arnold Rollen in Cowboyfilmen, als dieser noch von Parker betreut wurde.
1956 leitete Lastfogel nicht nur die renommierte Talentagentur, sondern besaß auch eine Kundenliste, die Marilyn Monroe, Sinatra, die Academy-Award-Preisträgerin Vivien Leigh, Katharine Hepburn und die brillante Lana Turner umfaßte. Elvis Presley würde sich in guter Gesellschaft befinden.
Der Rock-'n'-Roll-Star fiel jedoch nicht nur positiv auf, als er zu einer ersten Besprechung in den Geschäftsräumen von Morris erschien. Er trug Jeans, ein zerrissenes T-Shirt und hatte seine Augen geschminkt. Doch ganz besonders auffällig war sein derart durchdringender Körpergeruch, daß sich die Sekretärinnen Taschentücher vor die Nase hielten, als er an ihren Schreibtischen vorbeiging. Elvis glaubte wohl, er hätte einen Vorsprechtermin, um der nächste James Dean zu werden, jener sich über alle Konventionen hinwegsetzende Leinwandrebell, den er so sehr bewundert hatte und der ein halbes Jahr zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Elvis war, wie die meisten jungen Menschen damals, von Deans schwermütigen Darbietungen außerordentlich fasziniert. Presley kannte jede Zeile aus ... denn sie wissen nicht, was sie tun und war ebenso vertraut mit den Filmen des anderen Unruhestifters, Marion Brando, der als der mißmutige Motorradfahrer in Der Wilde mit viel Getöse auf der Leinwand erschienen war.
Als Elvis nach Hollywood kam, sprach er hoffnungsvoll über seine Pläne für eine Reihe anspruchsvoller Filme, er wollte ein außergewöhnlicher Schauspieler werden. Valerie Allen stand als Schauspielerin bei Paramount Pictures unter Vertrag, als sie die ersten Probeaufnahmen von Elvis sah, bei denen ihre Schauspiellehrerin Charlotte Clary Regie geführt hatte. Es handelte sich um eine Szene aus William Inges Theaterstück The Girls ofSummer. In New Orleans spricht ein junger Mann ernsthaft mit einem Mädchen, das sich gegen ein Fenster lehnt. Er ist offensichtlich in sie verliebt, sie jedoch schwärmt von dem Musiker, der im oberen Stockwerk wohnt. Elvis spielte den gescheiterten Liebhaber mit einer solchen Eindringlichkeit, daß sich Charlotte Clary nach den Aufnahmen an ihre Schauspielklasse bei Paramount Pictures wandte und voller Überzeugung sagte: »Das ist ein geborener Schauspieler.«
Bei einer weiteren Probeaufnahme stellte Elvis in einer Szene aus dem erfolgreichen Theaterstück The Rainmaker (1956 verfilmt unter dem Titel Der Regenmacher) einen jungen Mann im Streit mit seinem Vater dar (der von dem erfahrenen Charakterdarsteller Frank Fayien gespielt wurde). Der erfolgreiche Produzent Hai Wallis plante eine Kinoadaption dieses Stückes mit Burt Lancaster in der Hauptrolle des charmanten Schwindlers, der behauptet, er könne Regen machen, und mit Katharme Hepburn als der jungen Frau, die sich in ihn verliebt. Wallis stellte sich anfangs Presley als Hepburns mißtrauischen Bruder vor, eine Figur, die schließlich mit Earl Holliman besetzt wurde. Allerdings hatte Elvis bereits einigen Reportern erzählt, er werde den Gegenspieler Burt Lancasters mimen. Auf die Frage, wer »das Mädchen« spielen werde, antwortete Presley: »Katharine Hepburn«, und fügte arglos hinzu, »wenn man sie als Mädchen bezeichnen kann.«
An jenem Tag, an dem Elvis vorsichtig Hai Wallis' Büro betrat, war niemand mehr erstaunt als Wallis selbst. »Ich habe eigentlich erwartet, daß er so aggressiv und dynamisch wäre, wie er sich auf der Bühne gab, doch er war schlank, bleich, sehr zurückhaltend und eher nervös.« Nachdem Wallis die Probeaufnahmen von Elvis gesehen hatte, erkannte er dessen große Begabung. »Die Kamera mochte ihn«, meinte Wallis, der Elvis mit Errol Flynn verglich, jenem attraktiven, athletischen Star von Mantel-und-Degen-Filmen. Laut Wallis zeigte Elvis »dieselbe Kraft, Männlichkeit und sexuelle Ausstrahlung«.
Wallis, damals einer der führenden unabhängigen Produzenten Hollywoods, schloß mit dem jungen Mann einen nicht exklusiven Vertrag mit einer Laufzeit von sieben Jahren ab. Elvis, der 100.000 Dollar für seinen ersten Film erhalten sollte, schüttelte ehrfürchtig Wallis' Hand, schließlich war der ehemalige Produktionschef von Warner Bros. berühmt für Klassiker wie Der kleine Caesar, Casa-blanca und Die Spur des Falken. Unlängst hatte er Tennessee Williams großartiges Theaterstück Die tätowierte Rose verfilmt, das von der aussichtslosen Beziehung zwischen einer italienischen Soldatenbraut (Anna Magnani) und einem rüpelhaften Lastwagenfahrer (Burt Lancaster) handelte.
Wallis hatte Elvis versprochen, daß er versuchen werde, anspruchsvolle Charakterrollen für ihn zu finden. Dennoch veranlaßte er zunächst eine Probeaufnahme - im Breitwandformat und in Stereoqualität -, in der Presley seinen Hit »Blue Suede Shoes« sang. Elvis tat, als spiele er Gitarre, und bewegte die Lippen synchron zum Playback. Er trug Mantel und Jackett, die beide von Edith Head entworfen worden waren, und stand vor einem Bühnenbild, das mit prächtigem Stoff behängt war. Die Nummer war nach zwei Einstellungen im Kasten. Elvis stand schweißgebadet da, als das Licht ausgeschaltet wurde, aber er beklagte sich nicht. »Es gab kein Double«, sagte Drehbuchautor Allan Weiss, der sich erinnerte, daß der Anfänger sich während der Probeaufnahme mehrmals entschuldigte:
»Ich bin nicht so gut, wie ich sein könnte.«
Der Schwerpunkt bei dieser Aufnahme, die mit drei Kameras aufgezeichnet wurde, lag auf Presleys rhythmischen Bewegungen und auf Nahaufnahmen bei den ausdrucksstärksten Stellen des Songs. Wallis und Paramount mögen mit Elvis über Charakterrollen gesprochen haben, die Probeaufnahmen zeigten jedoch deutlich, daß sie sich am meisten für seine musikalischen Fähigkeiten interessierten. Letztlich war Elvis, trotz all des Lobs über seine schauspielerische Begabung, lediglich eine Ware, die es zu vermarkten galt.
Nachdem er Presley unter Vertrag genommen hatte, meinte der Produzent merkwürdigerweise, er könne keine passende Rolle für ihn finden. Wallis dachte eine Weile darüber nach, ob Elvis die Hauptrolle in Zwei in einem Zimmer spielen solle, einen Film über einen am Hungertuch nagenden Musiker, einen »naiven, unschuldigen Jungen«, der versucht, in Manhattan groß herauszukommen. Doch ein leitender Studioangestellter brachte es auf den Punkt: »Elvis Presley sieht einfach nicht danach aus.« (Der Film wurde schließlich mit Elvis' Jugendidol Tony Curtis in der Hauptrolle gedreht.)
Wallis dachte auch kurz daran, Presley als Partner von Jerry Lewis einzusetzen, da Lewis und Dean Martin sich nach siebzehn gemeinsamen Filmen gerade getrennt hatten. Außerdem sprach eine Schauspieltruppe vom Broadway den Colonel darauf an, die Hauptrolle des Musicals Li'l Abner, verfilmt als Klein Abner, mit Elvis zu besetzen. Das Musical basierte auf dem Comic des Satirikers AI Capp und handelte von den Bewohnern der fiktiven Hillbilly-Gemeinde Dog-patch. Elvis konnte machen, was er wollte, sein »Hillbilly-Image« wurde er nicht los.
Schließlich lieh Wallis seine Neuerwerbung an Twentieth Century-Fox aus. Elvis sollte die Hauptrolle in The Reno Brothers (später:
Love Me Tender [Pulverdampf und heiße Lieder]) spielen. Er übernahm die Rolle des Clint, des jüngsten Sohns einer Südstaatenfamilie, der die Verlobte seines Bruders (Debra Paget) heiratet, als man annimmt, dieser sei im Krieg gefallen. Als Vance Reno (Richard Egan) unerwartet zurückkehrt, entstehen stereotype Probleme und eine Dreiecksbeziehung.
Zahlreiche Fans, einschließlich vieler Töchter von Studioangestellten, drängten sich entlang der Straßen, als Elvis am ersten Drehtag auf das Gelände der Fox gefahren wurde. Viele von ihnen trugen Schilder mit der Aufschrift »Presley for President«, die die Werbeabteilung in großer Eile hergestellt hatte. Der Colonel war zufrieden. Teams von Nachrichtensendungen, Moderatoren von Musiksendungen und einige der führenden Reporter der Stadt berichteten über den neuen Star, unter ihnen Army Archerd, der für die Zeitschrift Photoplay über diesen bedeutsamen Tag schrieb. Archerd schwärmte: »Es hatte keine solche Aufregung auf diesem Gelände gegeben, seit Tyrone Power der große Newcomer gewesen war.«
Elvis wirkte nach außen gelassen und ruhig, liebenswürdig gab er Autogramme für Fans, die stundenlang auf seine Ankunft gewartet hatten, und flirtete mit den Sekretärinnen, die ihre Büros offenbar in Scharen verlassen hatten. Doch innerlich war er aufgewühlt, er fuhr sich fortwährend mit den Fingern durch das sandfarbene Haar. Als er mit Fragen bestürmt wurde, begann er zu stottern wie früher als Teenager. Seine Bescheidenheit überraschte die Reporter. Er schien aufrichtig besorgt, als sich eine Reporterin eine Zigarette anzündete. »Sollten Sie das wirklich tun, Ma'am?« Auf ihren fragenden Blick fügte er entschlossen hinzu: »Das könnte Sie eines Tages umbringen.«
Elvis lag viel daran, seine Kollegen und das Filmteam zu beeindrucken. Er hatte sich schon das gesamte Drehbuch eingeprägt und war sich nicht bewußt, daß sich andere Schauspieler gegen eine Zusammenarbeit mit ihm sträubten. Cameron Mitchell war nur zwei Tage zuvor wütend aus dem Filmprojekt ausgestiegen, nachdem er festgestellt hatte, daß er tatsächlich das Zugpferd für einen Rock-'n'-Roll-Sänger sein sollte. Richard Egan, damals ein einflußreicher und führender Mann, drohte damit, die Dreharbeiten zu boykottieren, falls der »junge Bursche« vor ihm im Filmvorspann angekündigt werde. Stellungnahmen wurden hin- und hergeschickt, und man versicherte Egan, daß er zusammen mit Paget in der Hauptrolle angekündigt werde. Tatsächlich wurde Elvis' Name erst an späterer Stelle genannt, denn in diesem Film sollte Elvis Presley erstmals als Filmschauspieler vorgestellt werden.
Egan war auch mit der Werbung für den Film nicht einverstanden, die sich natürlich auf den jungen Newcomer konzentrierte. Als William Campbell und Neville Brand in seine Garderobe kamen, um etwas zu trinken, beschwerte sich Egan über den schauspielernden Emporkömmling. »Himmelherrgott! Ich bin verdammt noch mal der Star in diesem Film!« schrie Egan. »Und ich kriege kein bißchen Publicity!« Er trank noch ein weiteres Glas und rief jemanden der PR-Abteilung an. Der kam herüber und teilte Egan mit: »Sir, wenn Sie das diskutieren wollen, dann sollten Sie sich an diejenigen wenden, die die Entscheidungen treffen. Ich bin angewiesen worden, ständig Fotos von Elvis Presley zu machen.« Egan beruhigte sich und verhielt sich in den sieben Drehwochen gegenüber dem schauspielernden Anfänger manchmal sogar recht kumpelhart - denn schließlich wurde auch er fotografiert, wenn er neben Presley saß.
Fortsetzung folgt
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»Werde ich sie in diesem Film küssen?« fragte Elvis hoffnungsvoll, doch der Colonel lachte nur. Elvis mußte tatsächlich bis zu seinem zweiten Spielfilm warten, um sich an einem Filmkuß zu versuchen. Er machte jedoch kein Geheimnis aus seinem Interesse an Paget, die er während der Aufzeichnung der Milton Berle Show kennengelernt hatte, in der sie einen hysterischen weiblichen Fan spielte. Er erzählte mehreren Radio-Reportern sogar von seiner kalifornischen Freundin »Debbie«.
Doch dieses Interesse beruhte wohl zum erstenmal in seiner Karriere nicht auf Gegenseitigkeit. Elvis war verblüfft, als ihm die Schauspielerin mitteilte, daß sie sich mit niemanden treffen dürfe. Pagets Mutter, Marguerite Gibson, war eine sehr einflußreiche Frau, die selbst auf der Bühne gestanden hatte. Als erfahrene Varietekönigin überwachte sie geschickt die Karriere ihre Tochter, seit Debra vierzehn war - und die Maße 91-53-89 hatte. Gibson war immer bei den Dreharbeiten dabei, sie fuhr mit ihrem weißen, mit Edelsteinen besetzten Cadillac vor und hielt nach ihrer Tochter Ausschau, die sie wie ihren Augapfel hütete.
Elvis wurde zuletzt doch in das weitläufige 26-Zimmer-Anwesen der Familie in Beverly Hills eingeladen. Aber der Besuch war nicht gerade angenehm. In der Eingangshalle berührte Elvis einen Büstenhalter aus Bergkristall, der schamhaft vor einem wuchtigen Gemälde mit Meerjungfrauen angebracht war. »Das ist nicht lustig, junger Mann«, meinte Debras Mutter. Sie erwischte Elvis später, wie er Klavier spielte und sich dabei an Debras Schulter schmiegte. »Machen Sie weiter und spielen Sie, junger Mann«, schnauzte ihn Marguerite an. »Aber spielen Sie auf dem Klavier.«
Debra ging nach oben, um sich umzuziehen, denn die beiden jungen Leute hatten beschlossen, schwimmen zu gehen. Elvis folgte Debra, bis Marguerite brüllte: »Junger Mann, eine Treppe tiefer! Sie ziehen sich im Keller um.« Zu Elvis' Verzweiflung ordnete Debras Mutter sogar an, wann es für Debra Zeit sei, zu Bett zu gehen.
Marguerite gab Elvis eines Abends, als es draußen noch hell war, die Anweisung: »Sie gehen besser nach Hause, Elvis. Debra muß bald zu Bett gehen. Sie muß morgen früh wieder drehen.«
Darüber, daß Debra noch einen anderen Verehrer hatte - einen einflußreichen Mann, der sein eigenes Filmstudio und eine große Fluggesellschaft besaß -, wurde nicht gesprochen. Elvis fand das heraus, als er eines Abends mit dem Motorrad aus Debras Hauseinfahrt hinausfuhr und sich im Schatten der Büsche nahe dem Haus versteckte. Wie er vermutete hatte, tauchte eine dunkle Limousine auf. Elvis schrieb sich das Kennzeichen auf und ließ es überprüfen. Der keuschen Jungfrau wurde von keinem anderen als Howard Hughes der Hof gemacht, dem bekannten Herzensbrecher, dessen Masche es unter anderem war, sich bei den Müttern der jungen Frauen, die ihn interessierten, einzuschmeicheln.
Elvis konnte gegen Hughes natürlich nicht ankommen, aber er gab nicht auf: Als die Filmaufnahmen abgeschlossen waren, machte er Debra - per Telefon - einen Heiratsantrag. »Meine Familie war von der Idee nicht sehr angetan«, meinte Paget mit ziemlicher Untertreibung.
Presley sollte seine Leidenschaft für Debra Paget nie überwinden. Schließlich heiratete er eine Frau, die Paget sehr ähnlich sah, sie hätten fast Zwillinge sein können.
Das heißt allerdings nicht, daß Elvis in Tinseltown, dem glitzernden Hollywood, allein blieb. Im Hollywood Knickerbocker Hotel, wo Elvis im elften Stock die Penthouse-Suite mit seinen Cousins Gene und Junior Smith teilte, mangelte es nicht an weiblicher Gesellschaft. Die Telefonzentrale verzeichnete am ersten Tag bereits 237 Anrufe. Die Fans verstopften die Hotellobby und drängten sich vor dem Eingang an der Ivar Avenue, gerade unterhalb des Hollywood Boulevard. Die Mutigeren unter ihnen kletterten die Feuerleiter hinauf und klopften gegen das Fenster, um auf sich aufmerksam zu machen. Eines Abends zog Elvis zwei kichernde Mädchen herein und schimpfte: »Was würden eure Mütter wohl dazu sagen! Ich hätte es mir nie verziehen, wenn euch wegen mir etwas passiert wäre.« Nach seiner Strafpredigt umarmte er sie freundschaftlich, schenkte ihnen ein paar Plüschhunde und schickte sie weg.
Manchmal streifte Elvis durch den Freizeitpark Nu-Pike in Long Beach mit seinen farbenprächtigen Schaubuden, dem Flohzirkus und den zahlreichen Attraktionen und Spielen. Besonders geschickt war er beim Abschießen von Milchflaschen mit Baseball-Bällen. Eines Abends gewann er sieben Plüschteddybären auf einmal, die er sofort an Mädchen verschenkte, die ihn erkannten. An anderen Abenden verschwand er in dem Gebäude, in dem sich ein riesiges Meerwasserschwimmbad befand. Elvis bewunderte das hellerleuchtete Riesenrad und das steil aufragende Hi-Ride, in dem die jungen Leute in einem Käfig in die Höhe transportiert wurden, der sich rasend schnell um die eigene Achse drehte. Und er begeisterte sich für den Cyclone Racer, eine hölzerne Achterbahn, die auf den Pazifik hinausragte.
Doch aufregender als jede Achterbahn war für Elvis der Ozean. Das Meer war ein Zufluchtsort - dort fand er zu sich selbst. »Ich kann kaum glauben, daß es so groß ist«, sagte Elvis immer wieder, wenn er über die Wellenkämme hinausblickte.
An manchen Abenden fuhr Elvis zusammen mit Billy Campbell in einem kleinen Thunderbird den Olympic Boulevard hinunter nach Venice Beach. »Mein Gott, was für ein wunderschöner Strand!« rief Elvis, als er zum ersten Mal dorthin kam. Zum Essen ging er gerne in eines der billigen Lokale an der Promenade. Campbell erzählte, wie Elvis dem Koch, der eine schmutzige Schürze und Mütze trug und eine noch schmutzigere Kochplatte vor sich hatte, eines Abends sagte, er solle ihm »einen hübschen, großen und extra fettigen Hamburger« machen. »Je fettiger, desto besser.«
Campbell versuchte später, Elvis dazu zu überreden, ein edleres Hamburgerlokal aufzusuchen: das als schick geltende Strips am Sunset Strip. »Ich erzählte ihm, das Fleisch sei frisch verarbeitet und sie hätten einen wunderbaren Apfelkuchen«, erinnerte sich Campbell.
»Bill, muß ich dahin?« fragte Elvis, und Campbell betonte, daß es unwahrscheinlicher sei, sich dort eine Lebensmittelvergiftung einzufangen, als an der Straße in Venice, der er den Spitznamen Ptomaine Alley, die Leichengiftstraße, gegeben hatte.
»Aber Bill, ich mag diese fettigen Hamburger«, antwortete Elvis. »Und mir gefällt auch, daß dieser gottverdammte Kerl nicht weiß, wer ich bin! Wenn er das wüßte, wäre es nicht mehr dasselbe.« Und er fügte grinsend hinzu: »Ich mag die Art, wie er mich anknurrt, wenn er mir den Hamburger gibt.«
Die Schauspielerin Valerie Allen saß des öfteren in der kleinen Küche von Elvis' Suite im Knickerbocker Hotel und sah ihm zu, wie er für seine Sandwiches Bananen zerdrückte und mit Erdnußbutter mischte. »Wenn man daran denkt, daß er alles haben konnte... Aber er machte sich seine Sandwiches selbst. Und wenn er uns >einen Drink< anbot - er war in dieser Hinsicht immer sehr höflich -, meinte er eine Coca-Cola oder ein Seven-Up. Das war seine Welt.«
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Die junge Schauspielerin hatte kein ernsthaftes Verhältnis mit Presley (»Ich hatte zu dieser Zeit eine andere Beziehung«), dennoch kamen sie sich sehr nahe. »Er liebte Frauen. Er war ausgesprochen männlich, aber er hatte auch keine Angst, seine Empfindsamkeit zu zeigen.«
Die Belastungen, die der Erfolg mit sich brachte, forderten weiterhin ihren Tribut. Gene Smith, der mit Elvis in einem Zimmer schlief, wachte nachts häufig auf und sah, wie sein Cousin hochschreckte, wenn er von Alpträumen geplagt wurde. Elvis erzählte ihm einmal einen Traum von »drei Männern mit Messern«, in dem er versuchte, einen der unsichtbaren Angreifer niederzukämpfen. »Sieh dich vor!« warnte er, und er teilte einen Tritt aus, mit dem er nur das Bett traf. Am nächsten Morgen lachte Elvis darüber, als er von seiner neuesten nächtlichen Schauspieleinlage erfuhr. Doch das Gefühl der Bedrohung wurde in Hollywood noch stärker, da er sich zunehmend als Außenseiter fühlte. Der Colonel hingegen konnte nicht genug mit diesem Charakterzug von Elvis prahlen. In seinen Augen blieb Elvis trotz Geld und Erfolg der Junge vom Land, der »nicht vorhatte, sich zu ändern... Man kriegt Elvis in kein schickes Restaurant oder in einen Nachtclub. Er fühlt sich dort einfach fehl am Platz, und ich weiß nicht, ob er sich je dort wohl fühlen wird.«
Der Manager wußte, daß er leichter die Kontrolle über den jungen Künstler behalten würde, solange Elvis weltfremd und unerfahren blieb. Parker war verständlicherweise besorgt, als sich Elvis kurzzeitig einer Hollywood-Clique anschloß, nämlich dem Kreis um Nick Adams, Natalie Wood und Dennis Hopper, die aus einer ganz anderen Welt stammten als Elvis und seine Freunde.
Adams war blond, drahtig und besaß den Ruf eines erfolgshungrigen jungen Schauspielers. Er hatte sich wortgewandt Nebenrollen in Spielfilmen wie Keine Zeit für Heldentum, Picknick und ...denn sie wissen nicht, was sie tun verschafft. Adams Darstellungskunst besaß eine tiefe Eindringlichkeit, derentwegen er später für den Academy Award nominiert werden und eine Hauptrolle in der Fernsehserie The Rebel bekommen sollte, die die Zeit nach dem Sezessionskrieg zum Thema hatte und in den frühen sechziger Jahren sehr beliebt war. Da er eine Rolle in Presleys Film haben wollte, schmeichelte sich Adams bei Elvis ein. Nachdem er sich vorgestellt hatte, sagte er: »He, Cameron Mitchell kann den Film nicht machen. Deshalb braucht man jemanden für diese Rolle, richtig?« Presley war beeindruckt von Adams' Elan und legte gutmütig ein Wort für ihn ein, doch der Regisseur Robert Webb entschied sich für einen älteren Schauspieler.
Adams und Presley schlössen trotzdem Freundschaft, was Elvis Zugang zu jener Hollywood-Gruppe verschaffte. Die Clique um die junge Natalie Wood und die leidenschaftlichen jungen Schauspieler Dennis Hopper und russ Tamblyn galt als »in«. Hopper hatte sich damals hauptsächlich als Nebendarsteller in den James-Dean-Filmen ...denn sie wissen nicht, was sie tun und Giganten einen Namen gemacht. Tamblyn, ein ehemaliger Kinderstar, konnte sowohl als hervorragender Tänzer in Eine Braut für sieben Brüder als auch als jugendlicher Ganove überzeugen. Elvis war geschmeichelt, der Clique anzugehören.
Natalie Wood war fasziniert, als sie erkannte, daß Elvis Presley seinem Image in keinster Weise entsprach: »Er war kein Schwerenöter.« Wood war praktisch vor Filmkameras aufgewachsen. Sie war in der Rolle des kleinen Mädchens, das in dem Klassiker Das Wunder von Manhattan nicht an den Weihnachtsmann glauben wollte, ein rührender Kinderstar gewesen. Als sie Elvis kennenlernte, war sie achtzehn Jahre alt und wandte sich nunmehr Erwachsenenrollen zu wie in... denn sie wissen nicht, was sie tun, wo sie sich als in sich zerrissener Teenager mit Dean zusammenschließt. Die attraktive, braunäugige Wood war auch privat kein Kind von Traurigkeit: eine kettenrauchende, häufig auf Partys anzutreffende junge Frau, viel erfahrener, als es ihrem Alter entsprach.
Natalie Wood und Elvis Presley waren sehr gegensätzliche Persönlichkeiten. »Warum mußt du diese Dinger rauchen?« fragte Elvis, wenn sie fortwährend angeberisch mit einer Zigarette herumwedelte. Er bestellte, wenn Wood auf Partys Alkohol trank, lauthals »eine Coca-Cola«. Es war ihm unverständlich, warum sie ein eigenes Apartment hatte. Warum konnte sie nicht einfach zu Hause bei ihren Eltern wohnen, wie es sich für junge Mädchen gehörte?
Dennoch mochte er Natalie Wood. Sie war aufsässig, charmant und so talentiert, daß sie bereits für einen Oscar nominiert worden war (für ihre Rolle in ...denn sie wissen nicht, was sie tun}. Für Natalie war die Zeit mit Elvis »wie eine Romanze, die ich auf der High-School nie hatte«. Besonders beeindruckt war sie von Elvis' religiöser Hingabe. Sie selbst war Jüdin und hatte, bevor sie Elvis traf, noch nie jemanden kennengelernt, der sich so ernsthaft über Gott und die Bibel Gedanken machte. Konnte ein Mann, der eine derart erotische Ausstrahlung besaß, in so aufrichtiger Weise fromm sein?
»Er spürte, daß ihm dieses Geschenk, dieses Talent von Gott gegeben war. Er nahm das nicht als selbstverständlich hin, und er glaubte, es sei etwas, das er beschützen müsse«, erinnerte sich Wood, die zutiefst gerührt war von der Art, wie Elvis versuchte, freundlich gegenüber anderen Menschen zu sein. Wenn er das nicht wäre, erklärte Elvis, nähme ihm Gott alles weg, was er ihm gegeben hatte.
Natalies Eltern waren von Elvis' Liebenswürdigkeit sehr beeindruckt, und so durfte sie ohne weiteres die Presleys in Memphis besuchen. Während ihres Aufenthaltes in Memphis, bei dem auch Nick Adams dabei war, verschaffte ihr Elvis mehrere Live-Interviews mit Dewey Phillips. Jedesmal, wenn Elvis in der Stadt war, versuchte er, im Hotel Chiska vorbeizuschauen, um Dewey und seine Radiohörer über seine Karriere auf dem laufenden zu halten.
Elvis fand sein Haus, wie immer bei der Rückkehr in die Heimat, von Fans belagert. Natalie war schockiert, wie gleichgültig es Elvis war, praktisch in einem, wie es ihr vorkam, Schaufenster zu leben. »Viele Leute harrten Tag und Nacht vor dem Haus aus, und jemand verkaufte sogar von einem Wagen aus Hot dogs und Eis«, erinnerte sich Wood. »Es war, wie wenn ein Zirkus in die Stadt kam.« Als sie am Audubon Drive eintrafen, kurbelte Elvis das Fenster herunter und bat die Fans, ihnen den Weg zur Einfahrt freizugeben. »Habt ein paar Minuten Geduld. Wir kommen gleich zurück und plaudern ein wenig mit euch.«
Wood dachte, Elvis mache einen Witz, doch er führte Natalie und Nick, nachdem sie ihr Gepäck ins Haus gehracht und Gladys und Vernon begrüßt hatten, wieder nach draußen, wo sie auf dem Rasen standen und sich über eine Stunde lang mit den Fans unterhielten.
»Elvis, ein Autogramm...«, kreischte ein Mädchen.
»Natalie, haben Sie irgendwelche Pläne, Elvis zu heiraten? Oder Nick?« schrie ein anderer Fan.
Gladys, die froh war, ihren Sohn wieder zu Hause zu haben, bereitete ein Begrüßungsessen mit Elvis' Lieblingsspeisen zu: Schinken, Langbohnen, Kartoffelpüree, Maisbreigrütze, Maisbrot, heiße Brötchen, gerösteten Mais und eßbaren Eibisch. »Eßt, soviel ihr wollt«, strahlte Gladys. Wood nahm höflich eine kleine Portion von jedem Gericht, doch Adams blickte mißtrauisch auf das Maisbrot und den Eibisch und fragte: »Was ist das?« Die Presleys brachen alle zugleich in Gelächter aus.
Elvis, Nick und Natalie unternahmen später eine Motorradfahrt, woraufhin sich sofort ein Autokorso hinter ihnen formierte. »Der Korso muß einen Häuserblock lang gewesen sein. Ich kam mir vor, als führte ich eine Parade an«, sagte Wood.
Natalie Wood lehnte es ab, irgendwelche öffentlichen Kommentare über ihr Abenteuer in Tennessee abzugeben, als sie nach einigen Tagen wieder nach Hause zurückgekehrt war. Tatsächlich sprach sie jahrelang nicht über ihre Beziehung zu Elvis. Bis heute gibt es die unterschiedlichsten Darstellungen darüber, was zwischen den beiden prominenten Persönlichkeiten vorgefallen war. Lana Wood berichtet in einem Buch über ihre berühmte Schwester, Natalie habe nach der ersten Plauderei mit den Presleys völlig außer sich zu Hause angerufen und gesagt: »Gladys hat alles kaputtgemacht. Ich habe keine Chance. Holt mich hier raus, schnell.« Zurück in Los Angeles vertraute Natalie Lana an: »Mein Gott, es war furchtbar. Er kann singen, aber sonst kann er nicht viel.«
Vor seinen Kumpels aus Memphis prahlte Elvis jedoch, Wood »flachgelegt« zu haben. Es sei in der Nacht passiert, bevor er eine besonders traurige Filmszene spielen mußte. »Leute, ich hatte Schwierigkeiten, etwas Trauriges zu spielen, weil ich letzte Nacht mit Natalie Wood im Bett war. Wie kann man danach unglücklich sein?«
Dewey Phillips hörte noch etwas anderes über Elvis und Natalie Wood. Dewey und Sam Phillips hatten einmal ihren Spaß daran gehabt zu sehen, wie verlegen der junge Elvis reagierte, wenn sie sich über ihre Bettgeschichten unterhielten. Laut Dewey bekannte Elvis nach seiner Zeit mit Natalie: »Erinnerst du dich, wie du mich früher mit dem Gerede übers +++Zensur+++ krank gemacht hast? Neulich habe ich das auch gemacht. Aber jetzt stecke ich in Schwierigkeiten.« Und Elvis erklärte: »Verdammt, ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen.«
Fortsetzung folgt
<!--EDIT|cisco| 7. 09. 2002, 00:28-->
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Manchmal war Elvis dabei, wenn Weisbart gegenüber Presseleuten die beiden Schauspieler miteinander verglich. Elvis sei »ein Sicherheitsventil«, jemand, dem sich die Jugendlichen kreischend und schreiend hingeben könnten, Dean gegenüber hielten sie ihre Gefühle jedoch zurück. Weisbart erwähnte auch, daß Elvis stets pünktlich und kooperativ war, die Arbeit mit Dean hingegen sei häufig wie ein »Gang über einen Scherbenhaufen« gewesen. Und Dean war ein auf der Bühne geschulter Künstler, der mit Schauspiellehrern arbeitete, doch niemand glaubte, daß Elvis von einer Ausbildung profitieren könnte. Dean war aktiv an der Ausarbeitung seiner Spielfilme beteiligt; Elvis dagegen tat, was man ihm sagte.
Elvis äußerte sich auch in der Öffentlichkeit nicht darüber, daß The Reno Brothers hastig umgearbeitet wurde, um seinen Gesang hervorzuheben, denn er mochte die Ballade »Love Me Tender« (gleichzeitig der neue Titel des Films). Elvis sang das Stück sogar für seine Freundin June Juanico am Telefon vor. Als dann drei weitere Stücke eilig hinzugefügt wurden, rief er June noch einmal an. Er war ziemlich sauer: »Mist! Sie haben irgendwelchen Schund dazugetan, ein paar dumme Songs!«
Elvis war zudem aufgebracht, weil man nicht zuließ, daß er zusammen mit Scotty Moore und Bill Black die Musik einspielte. Statt dessen sollte er mit dem Ken Darby Trio spielen, das gerade in Mode war, dessen musikalische Fähigkeiten jedoch eher durchschnittlich waren.
Dann entschied Century-Fox, daß der Film einen neuen Schluß benötigte. Der Schicksalsschlag durch den Tod der von Presley verkörperten Figur erschien ihnen zu stark. Presley meldete sich in den New Yorker Filmstudios für Neuaufnahmen, die acht Stunden dauern sollten. Nun schloß der Spielfilm mit Elvis' gespenstischem Porträt, das durch Mehrfachbelichtung über die Schlußszene gelegt worden war. Dazu wurde der schwermütige Titelsong abgespielt.
Die Fans schienen sich nicht daran zu stören, daß ihr Idol zwischen klatschenden Veteranen der Konföderierten rockte. In drei Tagen spielte der Film sein Budget von einer Million Dollar ein. Als Pulverdampf und heiße Lieder im Paramount Theater in New York anlief, glich die Stimmung einem Live-Konzert. Eine über zwölf Meter hohe Figur von Elvis war an dem Vordach befestigt worden und wurde kurz bevor sich die Türen des Kinos öffneten enthüllt. An ihrem gigantischen Handgelenk befand sich das »größte Armband der Welt«. Im Innern des Kinos erhielten die Käufer der ersten 2000 Eintrittskarten »Geschenke« von Elvis - selbstverständlich eine Idee des Colonels. Die Glücklichen stürzten sich auf die Elvis-Schals, -Hüte, -Anstecknadeln und -Armbänder. Als die Horde dann auch noch über die Absperrungen stieg, schritten die Beamten des New York Board of Education ein und überwachten die Eingangshalle.
Es war nicht überraschend, daß die Filmkritiker ebenfalls auf der Lauer lagen. »Ist das eine Wurst?« begann Time ihre gehässige Attacke. »Sie sieht weich und saftig aus, aber gibt es eine 78 Kilogramm schwere und 1,83 Meter große Wurst? Ist es ein Walt-Disney-Gold-fisch? Der Goldfisch hat dieselben großen, sanften, schönen Augen mit langen, gebogenen Wimpern, aber wer hat je von einem Goldfisch mit Koteletten gehört? Ist es eine Leiche? Das Gesicht hängt einfach dort, schlaff und weiß mit seinem kleinen Mund in Form eines Klappsitzes, das ist eher wie Lord Byron im Wachsfigurenkabinett.« Janet Winn, die für The New Republic schrieb, schlug vor, Elvis solle sich mit Marilyn Monroe für den Film Die Brüder Karamazov zusammentun. Die Monroe hatte erklärt, daß sie bei diesem Film mitspielen wollte. Elvis, höhnte Winn, wäre »einfach großartig als der andere Bruder«. Bosley Crowther von der New York Times rechnete Presley die Begeisterung für ein B-Movie hoch an, meinte aber, Elvis »mache sich daran, als wäre es Vom Winde verweht«. Der Rezensent für die New York Herald-Tribune konnte zu den Dialogen keinen Kommentar abgeben, weil er wegen des Geschreis der Zuschauer kein Wort verstanden hatte.
Elvis war am Boden zerstört und peinlich berührt. Er sagte, um sein Gesicht zu wahren, später über sein Filmdebüt: »Der Film war ziemlich übel... Als er fertig war, erkannte ich, daß er schlecht war. Ich bin mein eigener, strengster Kritiker.« Doch Elvis machte weiter:
Im Januar 1957 kehrte er für die Arbeit an seinem zweiten Film nach Los Angeles zurück. Diesmal sollte er einen jungen Musiker darstellen, der mit seinem wachsenden Ruhm zu kämpfen hat.
Elvis war allerdings noch nicht bereit, sich ganz dem Filmgeschäft zu widmen. Im März ging er wieder auf Tournee, wo er - und nicht die Filmindustrie - alles unter Kontrolle hatte. Er mochte bei den Filmkritikern durchgefallen sein, doch er wußte, daß er mit seinen Live-Shows begeistern konnte. In Detroit kamen jeweils über vier-zehntausend Fans zu den beiden Konzerten, die Presley im Olympia-Stadion gab. Dort, so meinte die Free Press, habe er »mehr Elektrizität freigesetzt, als die Sendegeräte der Detroit Edison Company zusammen«. Kein Wunder, denn Elvis betrat die Bühne in einem 2500 Dollar teuren goldfarbenen Lame-Anzug, dazu trug er eine schmale goldene Krawatte und goldene, mit Pailletten besetzte Schuhe. Auf seiner Gitarre war in goldener Schrift sein Name eingraviert.
Fortsetzung folgt
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Elvis tauschte die goldfarbene Hose seines Anzugs gegen eine schwarze, wodurch das funkelnde Jackett um so stärker wirkte. Nudie's in Hollywood, berühmt für seine mit Bergkristall besetzte Cowboykleidung, hatte Elvis' Anzug auf Wunsch des Colonels angefertigt.
In den Maple Leaf Gardens von Toronto gingen 15.000 Glühbirnen aus, als Elvis die Bühne betrat: Sein Jackett glitzerte durch das grelle Licht eines einzigen Spots so sehr, daß man den Eindruck hatte, er sei noch aus einer Entfernung von mehreren Kilometern zu sehen. Unter dem Jackett trug er ein schwarzes, offenes Hemd, dazu mit goldenen Pailletten besetzte Schuhe, mit denen er es schaffte, in einer der Schwerkraft spottenden Haltung auf den Zehen - und mit nach vorn gebeugten Knien - zu balancieren.
Auf dieser Kanada-Tour kam Elvis auch nach Ottawa, wo ihn ein Reporter des Evening Journal dabei beobachtete, wie er, nachdem er aus dem Zug gestiegen war, »wie ein Mädchen« herumhüpfte. Zudem »konnten Spuren von Make-up und etwas, das wie Mascara aussah, die Ermüdungsfältchen nicht verdecken, die sich um die griechische Nase des Sängers gebildet hatten«. Auch dieser Spott spiegelte den Aufruhr wider, den Elvis nach wie vor auslöste. In Ottawa wurden Schüler des Notre Dame Convent über die Lautsprecheranlage der Schule angewiesen, nicht zu dem Elvis-Presley-Konzert zu gehen, die Mädchen mußten einen Schwur an die Tafel schreiben: »Ich verspreche, daß ich nicht an dem Empfang für Elvis Presley teilnehmen werde, und ich werde nicht zu seinem Konzert im Auditorium am Mittwoch, dem 3. April 1957, gehen.« Acht Mädchen wurden letztendlich von der Schule verwiesen.
In St. Louis verbrannten Mädchen der High-School ein lebensgroßes Bild von Elvis und sprachen dazu Gebete als öffentliche Wiedergutmachung für die Exzesse, die andere Jugendliche begangen hatten. In einem Gerichtsfall in Los Angeles, der sich mit Jugendkriminalität beschäftigte, machte ein Richter Schlagzeilen mit der Aussage: »Es ist seltsam, daß in all den Fällen, in die minderjährige Jungen verwickelt sind, jeder eine Frisur im Stil Elvis Presleys trug.« Und er fügte hinzu: »Ich wünschte, Elvis Presley wäre nie geboren worden.«
Auf gleiche Weise reagierte die iranische Regierung, die zur selben Zeit eine »Haßt Elvis «-Kampagne startete und Rock 'n' Roll als eine »Bedrohung für die Zivilisation« brandmarkte. Eine Folge davon war, daß Radio Teheran keine von Presleys Platten mehr spielen durfte, die bei iranischen Jungen mittlerweile sehr gefragt waren; die Mädchen widersetzten sich muslimischen Vorschriften, indem sie sich eine Plakette mit der Aufschrift »Ich mag Elvis« ansteckten - ein Beweis dafür, daß auch auf der anderen Seite der Welt dieser Mann und seine Musik Freiheit repräsentierten.
Ein Leser aus der kommunistischen Tschechoslowakei schrieb in einem Brief an Harper's: »Ich habe von dem Rock 'n' Roll gehört. Ist das ein neuer Stil des Jazz, oder gehört das zur Popmusik? Ich würde mich freuen, diese Musik zu hören. Wie singt Elvis Presley? Ich habe mir die kanadische Zeitschrift Liberty vom August 1956 geliehen, und darin war ein Bild von Elvis Presley, wie er singt und auf der Gitarre spielt. Er sieht aus wie in Ekstase. Seien Sie bitte so nett, und geben Sie mir ein paar Informationen.«
Doch Presleys ekstatische Auftritte waren gezählt. Dieses Leben, immer unterwegs auf Tournee, das er 1955 begonnen hatte, ging seinem Ende entgegen.
ENDE
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