Elvis als Schauspieler

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06 Sep. 2002 23:01 #10111 von cisco
cisco antwortete auf Elvis als Schauspieler
Valerie Allen sah Elvis zum erstenmal, als er und Gene Smith auf dem Paramount-Gelände Football spielten. »Er sah einfach großartig aus, und ich kann nicht genug betonen, wieviel besser er in Realität aussah als auf der Kinoleinwand oder auf Fotos. Man mußte einfach auf ihn aufmerksam werden, überall auf der Welt.«
Die junge Schauspielerin hatte kein ernsthaftes Verhältnis mit Presley (»Ich hatte zu dieser Zeit eine andere Beziehung«), dennoch kamen sie sich sehr nahe. »Er liebte Frauen. Er war ausgesprochen männlich, aber er hatte auch keine Angst, seine Empfindsamkeit zu zeigen.«
Die Belastungen, die der Erfolg mit sich brachte, forderten weiterhin ihren Tribut. Gene Smith, der mit Elvis in einem Zimmer schlief, wachte nachts häufig auf und sah, wie sein Cousin hochschreckte, wenn er von Alpträumen geplagt wurde. Elvis erzählte ihm einmal einen Traum von »drei Männern mit Messern«, in dem er versuchte, einen der unsichtbaren Angreifer niederzukämpfen. »Sieh dich vor!« warnte er, und er teilte einen Tritt aus, mit dem er nur das Bett traf. Am nächsten Morgen lachte Elvis darüber, als er von seiner neuesten nächtlichen Schauspieleinlage erfuhr. Doch das Gefühl der Bedrohung wurde in Hollywood noch stärker, da er sich zunehmend als Außenseiter fühlte. Der Colonel hingegen konnte nicht genug mit diesem Charakterzug von Elvis prahlen. In seinen Augen blieb Elvis trotz Geld und Erfolg der Junge vom Land, der »nicht vorhatte, sich zu ändern... Man kriegt Elvis in kein schickes Restaurant oder in einen Nachtclub. Er fühlt sich dort einfach fehl am Platz, und ich weiß nicht, ob er sich je dort wohl fühlen wird.«
Der Manager wußte, daß er leichter die Kontrolle über den jungen Künstler behalten würde, solange Elvis weltfremd und unerfahren blieb. Parker war verständlicherweise besorgt, als sich Elvis kurzzeitig einer Hollywood-Clique anschloß, nämlich dem Kreis um Nick Adams, Natalie Wood und Dennis Hopper, die aus einer ganz anderen Welt stammten als Elvis und seine Freunde.
Adams war blond, drahtig und besaß den Ruf eines erfolgshungrigen jungen Schauspielers. Er hatte sich wortgewandt Nebenrollen in Spielfilmen wie Keine Zeit für Heldentum, Picknick und ...denn sie wissen nicht, was sie tun verschafft. Adams Darstellungskunst besaß eine tiefe Eindringlichkeit, derentwegen er später für den Academy Award nominiert werden und eine Hauptrolle in der Fernsehserie The Rebel bekommen sollte, die die Zeit nach dem Sezessionskrieg zum Thema hatte und in den frühen sechziger Jahren sehr beliebt war. Da er eine Rolle in Presleys Film haben wollte, schmeichelte sich Adams bei Elvis ein. Nachdem er sich vorgestellt hatte, sagte er: »He, Cameron Mitchell kann den Film nicht machen. Deshalb braucht man jemanden für diese Rolle, richtig?« Presley war beeindruckt von Adams' Elan und legte gutmütig ein Wort für ihn ein, doch der Regisseur Robert Webb entschied sich für einen älteren Schauspieler.
Adams und Presley schlössen trotzdem Freundschaft, was Elvis Zugang zu jener Hollywood-Gruppe verschaffte. Die Clique um die junge Natalie Wood und die leidenschaftlichen jungen Schauspieler Dennis Hopper und russ Tamblyn galt als »in«. Hopper hatte sich damals hauptsächlich als Nebendarsteller in den James-Dean-Filmen ...denn sie wissen nicht, was sie tun und Giganten einen Namen gemacht. Tamblyn, ein ehemaliger Kinderstar, konnte sowohl als hervorragender Tänzer in Eine Braut für sieben Brüder als auch als jugendlicher Ganove überzeugen. Elvis war geschmeichelt, der Clique anzugehören.
Natalie Wood war fasziniert, als sie erkannte, daß Elvis Presley seinem Image in keinster Weise entsprach: »Er war kein Schwerenöter.« Wood war praktisch vor Filmkameras aufgewachsen. Sie war in der Rolle des kleinen Mädchens, das in dem Klassiker Das Wunder von Manhattan nicht an den Weihnachtsmann glauben wollte, ein rührender Kinderstar gewesen. Als sie Elvis kennenlernte, war sie achtzehn Jahre alt und wandte sich nunmehr Erwachsenenrollen zu wie in... denn sie wissen nicht, was sie tun, wo sie sich als in sich zerrissener Teenager mit Dean zusammenschließt. Die attraktive, braunäugige Wood war auch privat kein Kind von Traurigkeit: eine kettenrauchende, häufig auf Partys anzutreffende junge Frau, viel erfahrener, als es ihrem Alter entsprach.
Natalie Wood und Elvis Presley waren sehr gegensätzliche Persönlichkeiten. »Warum mußt du diese Dinger rauchen?« fragte Elvis, wenn sie fortwährend angeberisch mit einer Zigarette herumwedelte. Er bestellte, wenn Wood auf Partys Alkohol trank, lauthals »eine Coca-Cola«. Es war ihm unverständlich, warum sie ein eigenes Apartment hatte. Warum konnte sie nicht einfach zu Hause bei ihren Eltern wohnen, wie es sich für junge Mädchen gehörte?
Dennoch mochte er Natalie Wood. Sie war aufsässig, charmant und so talentiert, daß sie bereits für einen Oscar nominiert worden war (für ihre Rolle in ...denn sie wissen nicht, was sie tun}. Für Natalie war die Zeit mit Elvis »wie eine Romanze, die ich auf der High-School nie hatte«. Besonders beeindruckt war sie von Elvis' religiöser Hingabe. Sie selbst war Jüdin und hatte, bevor sie Elvis traf, noch nie jemanden kennengelernt, der sich so ernsthaft über Gott und die Bibel Gedanken machte. Konnte ein Mann, der eine derart erotische Ausstrahlung besaß, in so aufrichtiger Weise fromm sein?
»Er spürte, daß ihm dieses Geschenk, dieses Talent von Gott gegeben war. Er nahm das nicht als selbstverständlich hin, und er glaubte, es sei etwas, das er beschützen müsse«, erinnerte sich Wood, die zutiefst gerührt war von der Art, wie Elvis versuchte, freundlich gegenüber anderen Menschen zu sein. Wenn er das nicht wäre, erklärte Elvis, nähme ihm Gott alles weg, was er ihm gegeben hatte.
Natalies Eltern waren von Elvis' Liebenswürdigkeit sehr beeindruckt, und so durfte sie ohne weiteres die Presleys in Memphis besuchen. Während ihres Aufenthaltes in Memphis, bei dem auch Nick Adams dabei war, verschaffte ihr Elvis mehrere Live-Interviews mit Dewey Phillips. Jedesmal, wenn Elvis in der Stadt war, versuchte er, im Hotel Chiska vorbeizuschauen, um Dewey und seine Radiohörer über seine Karriere auf dem laufenden zu halten.
Elvis fand sein Haus, wie immer bei der Rückkehr in die Heimat, von Fans belagert. Natalie war schockiert, wie gleichgültig es Elvis war, praktisch in einem, wie es ihr vorkam, Schaufenster zu leben. »Viele Leute harrten Tag und Nacht vor dem Haus aus, und jemand verkaufte sogar von einem Wagen aus Hot dogs und Eis«, erinnerte sich Wood. »Es war, wie wenn ein Zirkus in die Stadt kam.« Als sie am Audubon Drive eintrafen, kurbelte Elvis das Fenster herunter und bat die Fans, ihnen den Weg zur Einfahrt freizugeben. »Habt ein paar Minuten Geduld. Wir kommen gleich zurück und plaudern ein wenig mit euch.«
Wood dachte, Elvis mache einen Witz, doch er führte Natalie und Nick, nachdem sie ihr Gepäck ins Haus gehracht und Gladys und Vernon begrüßt hatten, wieder nach draußen, wo sie auf dem Rasen standen und sich über eine Stunde lang mit den Fans unterhielten.
»Elvis, ein Autogramm...«, kreischte ein Mädchen.
»Natalie, haben Sie irgendwelche Pläne, Elvis zu heiraten? Oder Nick?« schrie ein anderer Fan.
Gladys, die froh war, ihren Sohn wieder zu Hause zu haben, bereitete ein Begrüßungsessen mit Elvis' Lieblingsspeisen zu: Schinken, Langbohnen, Kartoffelpüree, Maisbreigrütze, Maisbrot, heiße Brötchen, gerösteten Mais und eßbaren Eibisch. »Eßt, soviel ihr wollt«, strahlte Gladys. Wood nahm höflich eine kleine Portion von jedem Gericht, doch Adams blickte mißtrauisch auf das Maisbrot und den Eibisch und fragte: »Was ist das?« Die Presleys brachen alle zugleich in Gelächter aus.
Elvis, Nick und Natalie unternahmen später eine Motorradfahrt, woraufhin sich sofort ein Autokorso hinter ihnen formierte. »Der Korso muß einen Häuserblock lang gewesen sein. Ich kam mir vor, als führte ich eine Parade an«, sagte Wood.
Natalie Wood lehnte es ab, irgendwelche öffentlichen Kommentare über ihr Abenteuer in Tennessee abzugeben, als sie nach einigen Tagen wieder nach Hause zurückgekehrt war. Tatsächlich sprach sie jahrelang nicht über ihre Beziehung zu Elvis. Bis heute gibt es die unterschiedlichsten Darstellungen darüber, was zwischen den beiden prominenten Persönlichkeiten vorgefallen war. Lana Wood berichtet in einem Buch über ihre berühmte Schwester, Natalie habe nach der ersten Plauderei mit den Presleys völlig außer sich zu Hause angerufen und gesagt: »Gladys hat alles kaputtgemacht. Ich habe keine Chance. Holt mich hier raus, schnell.« Zurück in Los Angeles vertraute Natalie Lana an: »Mein Gott, es war furchtbar. Er kann singen, aber sonst kann er nicht viel.«
Vor seinen Kumpels aus Memphis prahlte Elvis jedoch, Wood »flachgelegt« zu haben. Es sei in der Nacht passiert, bevor er eine besonders traurige Filmszene spielen mußte. »Leute, ich hatte Schwierigkeiten, etwas Trauriges zu spielen, weil ich letzte Nacht mit Natalie Wood im Bett war. Wie kann man danach unglücklich sein?«
Dewey Phillips hörte noch etwas anderes über Elvis und Natalie Wood. Dewey und Sam Phillips hatten einmal ihren Spaß daran gehabt zu sehen, wie verlegen der junge Elvis reagierte, wenn sie sich über ihre Bettgeschichten unterhielten. Laut Dewey bekannte Elvis nach seiner Zeit mit Natalie: »Erinnerst du dich, wie du mich früher mit dem Gerede übers +++Zensur+++ krank gemacht hast? Neulich habe ich das auch gemacht. Aber jetzt stecke ich in Schwierigkeiten.« Und Elvis erklärte: »Verdammt, ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen.«
Fortsetzung folgt



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06 Sep. 2002 23:03 #10112 von cisco
cisco antwortete auf Elvis als Schauspieler
Bei der Entstehung des Films Pulver dampf und heiße Lieder äußerte sich Elvis hoffnungsvoll darüber, James Dean darzustellen. »Ich glaube, das würde mir leichtfallen«, meinte er zu dem Produzenten David Weisbart. »Ich wünsche mir mehr als alles andere, sein Leben zu erzählen.« Weisbart, der höflich zuhörte, hatte ...denn sie wissen nicht, was sie tun produziert und dachte nun über eine Filmbiografie über James Dean nach.

Manchmal war Elvis dabei, wenn Weisbart gegenüber Presseleuten die beiden Schauspieler miteinander verglich. Elvis sei »ein Sicherheitsventil«, jemand, dem sich die Jugendlichen kreischend und schreiend hingeben könnten, Dean gegenüber hielten sie ihre Gefühle jedoch zurück. Weisbart erwähnte auch, daß Elvis stets pünktlich und kooperativ war, die Arbeit mit Dean hingegen sei häufig wie ein »Gang über einen Scherbenhaufen« gewesen. Und Dean war ein auf der Bühne geschulter Künstler, der mit Schauspiellehrern arbeitete, doch niemand glaubte, daß Elvis von einer Ausbildung profitieren könnte. Dean war aktiv an der Ausarbeitung seiner Spielfilme beteiligt; Elvis dagegen tat, was man ihm sagte.
Elvis äußerte sich auch in der Öffentlichkeit nicht darüber, daß The Reno Brothers hastig umgearbeitet wurde, um seinen Gesang hervorzuheben, denn er mochte die Ballade »Love Me Tender« (gleichzeitig der neue Titel des Films). Elvis sang das Stück sogar für seine Freundin June Juanico am Telefon vor. Als dann drei weitere Stücke eilig hinzugefügt wurden, rief er June noch einmal an. Er war ziemlich sauer: »Mist! Sie haben irgendwelchen Schund dazugetan, ein paar dumme Songs!«
Elvis war zudem aufgebracht, weil man nicht zuließ, daß er zusammen mit Scotty Moore und Bill Black die Musik einspielte. Statt dessen sollte er mit dem Ken Darby Trio spielen, das gerade in Mode war, dessen musikalische Fähigkeiten jedoch eher durchschnittlich waren.
Dann entschied Century-Fox, daß der Film einen neuen Schluß benötigte. Der Schicksalsschlag durch den Tod der von Presley verkörperten Figur erschien ihnen zu stark. Presley meldete sich in den New Yorker Filmstudios für Neuaufnahmen, die acht Stunden dauern sollten. Nun schloß der Spielfilm mit Elvis' gespenstischem Porträt, das durch Mehrfachbelichtung über die Schlußszene gelegt worden war. Dazu wurde der schwermütige Titelsong abgespielt.
Die Fans schienen sich nicht daran zu stören, daß ihr Idol zwischen klatschenden Veteranen der Konföderierten rockte. In drei Tagen spielte der Film sein Budget von einer Million Dollar ein. Als Pulverdampf und heiße Lieder im Paramount Theater in New York anlief, glich die Stimmung einem Live-Konzert. Eine über zwölf Meter hohe Figur von Elvis war an dem Vordach befestigt worden und wurde kurz bevor sich die Türen des Kinos öffneten enthüllt. An ihrem gigantischen Handgelenk befand sich das »größte Armband der Welt«. Im Innern des Kinos erhielten die Käufer der ersten 2000 Eintrittskarten »Geschenke« von Elvis - selbstverständlich eine Idee des Colonels. Die Glücklichen stürzten sich auf die Elvis-Schals, -Hüte, -Anstecknadeln und -Armbänder. Als die Horde dann auch noch über die Absperrungen stieg, schritten die Beamten des New York Board of Education ein und überwachten die Eingangshalle.
Es war nicht überraschend, daß die Filmkritiker ebenfalls auf der Lauer lagen. »Ist das eine Wurst?« begann Time ihre gehässige Attacke. »Sie sieht weich und saftig aus, aber gibt es eine 78 Kilogramm schwere und 1,83 Meter große Wurst? Ist es ein Walt-Disney-Gold-fisch? Der Goldfisch hat dieselben großen, sanften, schönen Augen mit langen, gebogenen Wimpern, aber wer hat je von einem Goldfisch mit Koteletten gehört? Ist es eine Leiche? Das Gesicht hängt einfach dort, schlaff und weiß mit seinem kleinen Mund in Form eines Klappsitzes, das ist eher wie Lord Byron im Wachsfigurenkabinett.« Janet Winn, die für The New Republic schrieb, schlug vor, Elvis solle sich mit Marilyn Monroe für den Film Die Brüder Karamazov zusammentun. Die Monroe hatte erklärt, daß sie bei diesem Film mitspielen wollte. Elvis, höhnte Winn, wäre »einfach großartig als der andere Bruder«. Bosley Crowther von der New York Times rechnete Presley die Begeisterung für ein B-Movie hoch an, meinte aber, Elvis »mache sich daran, als wäre es Vom Winde verweht«. Der Rezensent für die New York Herald-Tribune konnte zu den Dialogen keinen Kommentar abgeben, weil er wegen des Geschreis der Zuschauer kein Wort verstanden hatte.
Elvis war am Boden zerstört und peinlich berührt. Er sagte, um sein Gesicht zu wahren, später über sein Filmdebüt: »Der Film war ziemlich übel... Als er fertig war, erkannte ich, daß er schlecht war. Ich bin mein eigener, strengster Kritiker.« Doch Elvis machte weiter:
Im Januar 1957 kehrte er für die Arbeit an seinem zweiten Film nach Los Angeles zurück. Diesmal sollte er einen jungen Musiker darstellen, der mit seinem wachsenden Ruhm zu kämpfen hat.
Elvis war allerdings noch nicht bereit, sich ganz dem Filmgeschäft zu widmen. Im März ging er wieder auf Tournee, wo er - und nicht die Filmindustrie - alles unter Kontrolle hatte. Er mochte bei den Filmkritikern durchgefallen sein, doch er wußte, daß er mit seinen Live-Shows begeistern konnte. In Detroit kamen jeweils über vier-zehntausend Fans zu den beiden Konzerten, die Presley im Olympia-Stadion gab. Dort, so meinte die Free Press, habe er »mehr Elektrizität freigesetzt, als die Sendegeräte der Detroit Edison Company zusammen«. Kein Wunder, denn Elvis betrat die Bühne in einem 2500 Dollar teuren goldfarbenen Lame-Anzug, dazu trug er eine schmale goldene Krawatte und goldene, mit Pailletten besetzte Schuhe. Auf seiner Gitarre war in goldener Schrift sein Name eingraviert.
Fortsetzung folgt

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06 Sep. 2002 23:04 #10114 von cisco
cisco antwortete auf Elvis als Schauspieler
Es waren zusätzlich 140 Polizisten im Einsatz, wie auch ein Dutzend Polizeikommandos und zehn Polizistinnen, die jedoch alle die Menge nicht bändigen konnten, die sich nach dem zweiten Konzert versammelte. Elvis war noch auf der Bühne, als Tausende von Fans auf ihn zustürzten. Er griff sich seine neue Gitarre und schrie: »Los, schnell weg hier... sie sind hinter uns her!« Die Musiker und die Background-Sänger rannten los. »Das sah aus, als hätte jemand Millionen Bienen freigelassen, die die Gänge entlangschwärmten, über Sitzplätze hinweg und zur Bühne hinauf«, erinnerte sich Gordon Stoker. Mit Elvis an der Spitze rannten die Musiker die Stadiontreppe hinunter und stürzten sich in einen wartenden Wagen, der von der Polizei abgeschirmt war. Schließlich saßen alle im Auto und beglückwünschten sich, »Elvis vor einer sicheren Katastrophe« gerettet zu haben. Presley jedoch war unbeeindruckt. »Leute, wir haben Glück gehabt«, meinte er zu seinen entsetzten Kollegen. »In einer solchen Menge verliere ich gewöhnlich ein Jackett und ein Hemd!«
Elvis tauschte die goldfarbene Hose seines Anzugs gegen eine schwarze, wodurch das funkelnde Jackett um so stärker wirkte. Nudie's in Hollywood, berühmt für seine mit Bergkristall besetzte Cowboykleidung, hatte Elvis' Anzug auf Wunsch des Colonels angefertigt.
In den Maple Leaf Gardens von Toronto gingen 15.000 Glühbirnen aus, als Elvis die Bühne betrat: Sein Jackett glitzerte durch das grelle Licht eines einzigen Spots so sehr, daß man den Eindruck hatte, er sei noch aus einer Entfernung von mehreren Kilometern zu sehen. Unter dem Jackett trug er ein schwarzes, offenes Hemd, dazu mit goldenen Pailletten besetzte Schuhe, mit denen er es schaffte, in einer der Schwerkraft spottenden Haltung auf den Zehen - und mit nach vorn gebeugten Knien - zu balancieren.
Auf dieser Kanada-Tour kam Elvis auch nach Ottawa, wo ihn ein Reporter des Evening Journal dabei beobachtete, wie er, nachdem er aus dem Zug gestiegen war, »wie ein Mädchen« herumhüpfte. Zudem »konnten Spuren von Make-up und etwas, das wie Mascara aussah, die Ermüdungsfältchen nicht verdecken, die sich um die griechische Nase des Sängers gebildet hatten«. Auch dieser Spott spiegelte den Aufruhr wider, den Elvis nach wie vor auslöste. In Ottawa wurden Schüler des Notre Dame Convent über die Lautsprecheranlage der Schule angewiesen, nicht zu dem Elvis-Presley-Konzert zu gehen, die Mädchen mußten einen Schwur an die Tafel schreiben: »Ich verspreche, daß ich nicht an dem Empfang für Elvis Presley teilnehmen werde, und ich werde nicht zu seinem Konzert im Auditorium am Mittwoch, dem 3. April 1957, gehen.« Acht Mädchen wurden letztendlich von der Schule verwiesen.
In St. Louis verbrannten Mädchen der High-School ein lebensgroßes Bild von Elvis und sprachen dazu Gebete als öffentliche Wiedergutmachung für die Exzesse, die andere Jugendliche begangen hatten. In einem Gerichtsfall in Los Angeles, der sich mit Jugendkriminalität beschäftigte, machte ein Richter Schlagzeilen mit der Aussage: »Es ist seltsam, daß in all den Fällen, in die minderjährige Jungen verwickelt sind, jeder eine Frisur im Stil Elvis Presleys trug.« Und er fügte hinzu: »Ich wünschte, Elvis Presley wäre nie geboren worden.«
Auf gleiche Weise reagierte die iranische Regierung, die zur selben Zeit eine »Haßt Elvis «-Kampagne startete und Rock 'n' Roll als eine »Bedrohung für die Zivilisation« brandmarkte. Eine Folge davon war, daß Radio Teheran keine von Presleys Platten mehr spielen durfte, die bei iranischen Jungen mittlerweile sehr gefragt waren; die Mädchen widersetzten sich muslimischen Vorschriften, indem sie sich eine Plakette mit der Aufschrift »Ich mag Elvis« ansteckten - ein Beweis dafür, daß auch auf der anderen Seite der Welt dieser Mann und seine Musik Freiheit repräsentierten.
Ein Leser aus der kommunistischen Tschechoslowakei schrieb in einem Brief an Harper's: »Ich habe von dem Rock 'n' Roll gehört. Ist das ein neuer Stil des Jazz, oder gehört das zur Popmusik? Ich würde mich freuen, diese Musik zu hören. Wie singt Elvis Presley? Ich habe mir die kanadische Zeitschrift Liberty vom August 1956 geliehen, und darin war ein Bild von Elvis Presley, wie er singt und auf der Gitarre spielt. Er sieht aus wie in Ekstase. Seien Sie bitte so nett, und geben Sie mir ein paar Informationen.«
Doch Presleys ekstatische Auftritte waren gezählt. Dieses Leben, immer unterwegs auf Tournee, das er 1955 begonnen hatte, ging seinem Ende entgegen.

ENDE

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07 Sep. 2002 10:57 #10140 von Ito Eats
Ito Eats antwortete auf Elvis als Schauspieler
Tolle Leistung Cisco, hab das Buch leider nicht.Vielen Dank für Deine Info's.
Schreib doch mal näheres zu diesem Buch :up: :up: :up:

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07 Sep. 2002 11:09 #10143 von Charles
Charles antwortete auf Elvis als Schauspieler
Auch von mir :up: für diese Leistung!
Wenn Du näheres über das Buch schreibst, mach nen neuen Thread in der entsprechenden Rubrik auf.

„Zeit, die man zu verschwenden genießt, ist nicht verschwendet.“ —  John Lennon

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09 Sep. 2002 10:56 #10358 von Copperhead
Copperhead antwortete auf Elvis als Schauspieler

in einer dokumentation hat mal jemand gesagt (ich sehe später nach, wer das war), dass man meistens dann erfolgreich ist, wenn man etwas primitiveres macht als das, was derzeit standard ist


primitiver halt ich für das falsche wort - denke, "ursprünglicher" oder "back to the roots" trifft es eher...

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09 Sep. 2002 11:00 #10360 von Gelöschter Nick
Gelöschter Nick antwortete auf Elvis als Schauspieler
so war es dort auch gemeint.

beispiel: die großen fernsehshows in den usa anfang der 50er - bombastische orchester, alles bis ins detail durchgestylt, aufwendige tanzchoreografien und mittendrin "saubermänner" wie frank sinatra, dean martin & co. und dann kam so ein junger kerl aus den slums von memphis mit langen haaren, kotletten und grünen und pinken klamotten auf die bühne und wird "nur" begleitet von gitarre und bass ..

oder 60er: vietnamkrieg, kalter krieg, die "intellektuellen" bands philosophieren über eine bessere welt, man experimentiert herum, mixt die scheinbar unmöglichsten musikstile zusammen (z.B. die beatles mit indischen sounds usw.), alles wird so aufwendig, dass manche bands (z.B. beatles) mit diesen songs nicht mal mehr live auftreten können und dann ... steht da wieder dieser mann im schwarzen lederanzug auf der bühne, singt gospel, blues und rock'n'roll .... die leute sagten: "das klingt gut, das geht ins herz, in den bauch und in die beine und nicht nur ins hirn .." der KING war wieder da ! :)



<!--EDIT|TCB3001| 9. 09. 2002, 10:11-->

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