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Der Herr der Ringe
- Manhattoe
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18 Dez. 2002 09:02 #32118
von Manhattoe
Der Herr der Ringe wurde erstellt von Manhattoe
Gestern Nacht habe ich mir Doppelpack Die Gefährten/Die zwei Türme gegeben. Ich bin ja bereits vom ersten Teil nicht so überzeugt gewesen, aber wenn ich die letzten Stunden Revue passieren lassen, muss ich sagen, dass Teil 1 doch der bessere von beiden ist. Wenn Ihr Tolkien-Liebhaber seid, überlegt Euch, ob Ihr wirklich reingeht. Man hat sich einiges an Freiheiten herausgenommen (z.B. Frodo als Gefangener Faramirs in Osgiliath; Elben aus Lorien helfen bei der Verteidigung von Helms Klamm), die weder im Einklang mit Tolkiens Buch/Welt noch dramaturgisch sinnvoll sind. Der Film besteht zum Großteil entweder aus Gemetzel oder etwas seelenloser Tricktechnik (z.T. auch an der Grenze zum Pfusch). Die Erstürmung von Helms Klamm ist allerdings grandios, und auch Gollum kommt ganz gut rüber. Aber die einmalige Stimmung des Buches vermittelt sich kaum.
Und Elvis spielt auch nicht mit.
Und Elvis spielt auch nicht mit.
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- Viva Las Vegas
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18 Dez. 2002 09:06 #32119
von Viva Las Vegas
Viva Las Vegas antwortete auf Der Herr der Ringe
Letztgenanntes ist Grund genug, diesen Film nicht anzuschauen!
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- Charles
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18 Dez. 2002 11:08 #32157
von Charles
„Zeit, die man zu verschwenden genießt, ist nicht verschwendet.“ — John Lennon
Charles antwortete auf Der Herr der Ringe
Kritk aus dem Spiegel:
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Ein Jahr hat man gewartet, nun ist der zweite Teil da, und schon ärgert er durch drei Dinge: flache Charaktere, einen überdramatisierten Plot und Pathos, der zum Kichern anregt. Doch halt: Es gibt auch viel zu befreuen. Regisseur Peter Jackson hat es wieder einmal vermocht, drei Stunden wie im Flug vergehen zu lassen und den Zuschauer in eine phantastische Ausstattungsorgie inmitten der neuseeländischen Panorama-Landschaft eintauchen zu lassen - trotz einer knifflig zu verfilmenden Vorlage, die von Handlungssträngen nur so strotzt, deren Zahl nur von der Menge der Mitwirkenden überboten werden. Trotzdem brilliert Jackson wie schon im ersten Teil "Die Gefährten" in der hohen Kunst des Weglassens.
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Was bleibt: Der Krieg. In dem Spektakel "Die zwei Türme" kämpft die Menschheit zur gewohnt enervierenden Filmmusik von Howard Shore gegen eine bombastische Streitmacht des Bösen. Orkköpfe fliegen, Pfeile surren, Schwerter werden gezückt, Helden strahlen. Währenddessen treffen die Hobbits Pippin und Merry auf das geheimnisvolle Baumvolk der Ents, und Frodo (so schlecht wie erwartet: Elijah Wood) zieht mit Diener Sam (angenehm: Sean Astin) und dem vom Ring verkorksten Gollum nach Mordor.
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Nun könnte man zu Elijah Woods Verteidigung anmerken, dass er von dem schlicht besseren Gollum an die Wand gespielt wird. Dumm nur, dass es sich dabei um eine komplett animierte Figur handelt. 250 verschiedene Gesichtsausdrücke wurden für den kriecherischen Unsympath im Rechner zurecht geschneidert - Elijah Woods lassen sich wie gehabt an einer Hand abzählen. Dazu kommt die Komplexität Gollums Charakters. So wird der Schleimer als erster digitaler Schizophrener in die Geschichte des Films eingehen: In ihm kämpfen Gut und Böse gegeneinander und führen virtuos gefilmte Streitgespräche. Solche Pixel machen glücklich.
Was nicht heißt, dass digital gleich genial bedeutet. Denn weniger beglückend kommen für den effektverwöhnten Zuschauer die Ents daher. Selten haben phantastische Figuren so überzeugend bewiesen, dass sie aus Nullen und Einsen bestehen. Charakterlich uncharismatisch wie technisch holzschnittartig kommt Ent Baumbart daher und lässt sich dann durch einen Trick von Merry und Pippin zeigen, dass der böse Zauberer Saruman seine Lieblingsbäume abgehackt hat. Warum die Hobbits im Gegensatz zu ihm schon von der Ökokatastrophe wissen, ist rätselhaft. Aber dank der Hobbit-List beschließt Baumbart entgegen seinem vorhergehenden Entschluss, nun doch mit seinen berindeten Freunden gegen den Baummörder Saruman vorzugehen. Es folgt ein pixeliges 'Bäume aller Festplatten, vereinigt Euch!'.
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Diese Episode steht stellvertretend für etliche Sequenzen im Film. Abweichend von der Vorlage J.R.R. Tolkiens hat Regisseur Peter Jackson dramatiksteigernde Schlenker in seinen Film eingebaut. Das ist meist legitim, haut aber nicht immer hin. So wurde aus dem friedliebenden Gondorianer Faramir ein Ebenbild seines im ersten Teil gefallenen ringgeifernden Bruders Boromir. Das Resultat besteht allerdings nur darin, dass sich Vorlagenkenner über die Änderung ärgern und Erstseher ob der Ähnlichkeit zum toten Bruder irritiert sind. Als ob es nicht schon schwer genug ist, sich alle dreckbeschmierten Gesichter zu merken.
Jacksons Intention mag darin liegen, den düsteren Einfluss des Rings unterstreichen zu wollen, aber Frodos und Sams Gebaren reicht dafür schon aus. Wie ein eigener Charakter steht das Kleinod zwischen dem Hobbit-Pärchen. Eifersüchtig äußert Sam: "Du denkst nur noch an den Ring!" - und wie schon im ersten Teil verleitet das liebliche Verhalten der beiden Hobbits zum Ausruf: "Gleich küssen sie sich!"
Auch andernorts überrascht der Film mit romantischen Einlagen. Zuweilen erinnert er sogar an schnulzige Cowboy-und-Indianer-Epen: Reiter erscheinen im Gegenlicht auf dem Bergkamm, und der mit Pfeil und Köcher behangene Legolas sinniert: "Die Sonne geht rot auf. Es ist viel Blut geflossen." Hugh, Winnetou lässt grüßen.
Doch der Geschmacksverirrung nicht genug: So tapsen Frodo, Sam und Gollum auf dem Weg nach Mordor durch die Totensümpfe, eine ewige Fenne mit irrlichternden Geistern von vor langer Zeit gefallenen Kriegern. Erstaunlich jedoch, dass der Morast mit seinen als Irrlicher dienenden Fackeln mehr an ein Musikvideo der achtziger Jahre gemahnt als an einen vergangenen Krieg - mit dem Unterschied, dass die Videomacher vor 20 Jahren sumpfgerecht auf Nebelmaschinen setzten.
Euphemistisch betrachtet bedient der Film "Die zwei Türme" also viele mediale Geschmäcker: Ob Naturliebhaber, Effekthascher, Kriegsfilmveteranen, Indianerherzen oder Videonostalgiker - sie alle werden mehr oder weniger beglückt. Nur die engherzigen Fantasy-Puristen werden ob Jacksons Genre-Gießkannen-Prinzips unmutig das Kapuzen-Cape enger um die Schultern ziehen und 12 weitere Monate warten - bis dass der dritte Teil erscheint.
<span style='font-size:8pt;line-height:100%'>Quelle: Spiegel.De</span>
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Ein Jahr hat man gewartet, nun ist der zweite Teil da, und schon ärgert er durch drei Dinge: flache Charaktere, einen überdramatisierten Plot und Pathos, der zum Kichern anregt. Doch halt: Es gibt auch viel zu befreuen. Regisseur Peter Jackson hat es wieder einmal vermocht, drei Stunden wie im Flug vergehen zu lassen und den Zuschauer in eine phantastische Ausstattungsorgie inmitten der neuseeländischen Panorama-Landschaft eintauchen zu lassen - trotz einer knifflig zu verfilmenden Vorlage, die von Handlungssträngen nur so strotzt, deren Zahl nur von der Menge der Mitwirkenden überboten werden. Trotzdem brilliert Jackson wie schon im ersten Teil "Die Gefährten" in der hohen Kunst des Weglassens.
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Was bleibt: Der Krieg. In dem Spektakel "Die zwei Türme" kämpft die Menschheit zur gewohnt enervierenden Filmmusik von Howard Shore gegen eine bombastische Streitmacht des Bösen. Orkköpfe fliegen, Pfeile surren, Schwerter werden gezückt, Helden strahlen. Währenddessen treffen die Hobbits Pippin und Merry auf das geheimnisvolle Baumvolk der Ents, und Frodo (so schlecht wie erwartet: Elijah Wood) zieht mit Diener Sam (angenehm: Sean Astin) und dem vom Ring verkorksten Gollum nach Mordor.
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Nun könnte man zu Elijah Woods Verteidigung anmerken, dass er von dem schlicht besseren Gollum an die Wand gespielt wird. Dumm nur, dass es sich dabei um eine komplett animierte Figur handelt. 250 verschiedene Gesichtsausdrücke wurden für den kriecherischen Unsympath im Rechner zurecht geschneidert - Elijah Woods lassen sich wie gehabt an einer Hand abzählen. Dazu kommt die Komplexität Gollums Charakters. So wird der Schleimer als erster digitaler Schizophrener in die Geschichte des Films eingehen: In ihm kämpfen Gut und Böse gegeneinander und führen virtuos gefilmte Streitgespräche. Solche Pixel machen glücklich.
Was nicht heißt, dass digital gleich genial bedeutet. Denn weniger beglückend kommen für den effektverwöhnten Zuschauer die Ents daher. Selten haben phantastische Figuren so überzeugend bewiesen, dass sie aus Nullen und Einsen bestehen. Charakterlich uncharismatisch wie technisch holzschnittartig kommt Ent Baumbart daher und lässt sich dann durch einen Trick von Merry und Pippin zeigen, dass der böse Zauberer Saruman seine Lieblingsbäume abgehackt hat. Warum die Hobbits im Gegensatz zu ihm schon von der Ökokatastrophe wissen, ist rätselhaft. Aber dank der Hobbit-List beschließt Baumbart entgegen seinem vorhergehenden Entschluss, nun doch mit seinen berindeten Freunden gegen den Baummörder Saruman vorzugehen. Es folgt ein pixeliges 'Bäume aller Festplatten, vereinigt Euch!'.
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Diese Episode steht stellvertretend für etliche Sequenzen im Film. Abweichend von der Vorlage J.R.R. Tolkiens hat Regisseur Peter Jackson dramatiksteigernde Schlenker in seinen Film eingebaut. Das ist meist legitim, haut aber nicht immer hin. So wurde aus dem friedliebenden Gondorianer Faramir ein Ebenbild seines im ersten Teil gefallenen ringgeifernden Bruders Boromir. Das Resultat besteht allerdings nur darin, dass sich Vorlagenkenner über die Änderung ärgern und Erstseher ob der Ähnlichkeit zum toten Bruder irritiert sind. Als ob es nicht schon schwer genug ist, sich alle dreckbeschmierten Gesichter zu merken.
Jacksons Intention mag darin liegen, den düsteren Einfluss des Rings unterstreichen zu wollen, aber Frodos und Sams Gebaren reicht dafür schon aus. Wie ein eigener Charakter steht das Kleinod zwischen dem Hobbit-Pärchen. Eifersüchtig äußert Sam: "Du denkst nur noch an den Ring!" - und wie schon im ersten Teil verleitet das liebliche Verhalten der beiden Hobbits zum Ausruf: "Gleich küssen sie sich!"
Auch andernorts überrascht der Film mit romantischen Einlagen. Zuweilen erinnert er sogar an schnulzige Cowboy-und-Indianer-Epen: Reiter erscheinen im Gegenlicht auf dem Bergkamm, und der mit Pfeil und Köcher behangene Legolas sinniert: "Die Sonne geht rot auf. Es ist viel Blut geflossen." Hugh, Winnetou lässt grüßen.
Doch der Geschmacksverirrung nicht genug: So tapsen Frodo, Sam und Gollum auf dem Weg nach Mordor durch die Totensümpfe, eine ewige Fenne mit irrlichternden Geistern von vor langer Zeit gefallenen Kriegern. Erstaunlich jedoch, dass der Morast mit seinen als Irrlicher dienenden Fackeln mehr an ein Musikvideo der achtziger Jahre gemahnt als an einen vergangenen Krieg - mit dem Unterschied, dass die Videomacher vor 20 Jahren sumpfgerecht auf Nebelmaschinen setzten.
Euphemistisch betrachtet bedient der Film "Die zwei Türme" also viele mediale Geschmäcker: Ob Naturliebhaber, Effekthascher, Kriegsfilmveteranen, Indianerherzen oder Videonostalgiker - sie alle werden mehr oder weniger beglückt. Nur die engherzigen Fantasy-Puristen werden ob Jacksons Genre-Gießkannen-Prinzips unmutig das Kapuzen-Cape enger um die Schultern ziehen und 12 weitere Monate warten - bis dass der dritte Teil erscheint.
<span style='font-size:8pt;line-height:100%'>Quelle: Spiegel.De</span>
„Zeit, die man zu verschwenden genießt, ist nicht verschwendet.“ — John Lennon
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