Southern Nights

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11 Jan. 2006 14:59 #444973 von etp
Southern Nights wurde erstellt von etp
SOUTHERN NIGHTS
Elvis lässt locker laufen


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Titel:

THAT’S ALL RIGHT 2:24 ; IT’S NOW OR NEVER 2:41 ; HELP ME 2:40 ; STEAMROLLER BLUES 3:28 ; HEARTBREAK HOTEL 2:14 ; RELEASE ME 2:25 ; POLK SALAD ANNIE 4:12 ; I’LL REMEMBER YOU 2:36 ; LITTLE DARLIN’ 2:57 ; BRIDGE OVER TROUBLED WATER 4:11 ; TRYING TO GET TO YOU 2:39 ; YOU GAVE ME A MOUNTAIN 3:17 ; HELP ME MAKE IT THROUGH THE NIGHT 1:55 ; FAIRYTALE 3:03 ; JAMBALAYA 0:36 ; BIG BOSS MAN 2:50 ; IT’S MIDNIGHT 3:05 ; PROMISED LAND 2:47 ; TROUBLE 1:05 ; T-R-O-U-B-L-E 3:31 ; HAWAIIAN WEDDING SONG 2:35 ; BLUE SUEDE SHOES 1:15 ; FOR THE GOOD TIMES 3:18 ; I CAN’T STOP LOVING YOU 2:24 ; I’M LEAVIN’ 3:29





Elvis 1975. Kaum ein Tourjahr ist wohl besser auf Bootleg dokumentiert als dieses. Ob es um das Vegas-Engagement im März geht, oder um die April-Tour, die Juni/Juli-Konzerte oder das kurze Vegas-Gastspiel im August – und schließlich die Nachholkonzerte vom Dezember in Vegas: wir haben einen recht genauen Überblick darüber, was Elvis im Jahr 1975 gemacht hat.
Mit dem Re-Issue von „Elvis Today“ hat FTD das Bild dankenswerterweise und auf interessante Art vervollständigt. „Southern Nights“ soll dieses Bild weiter verfeinern. Tut es dies?

Fakt ist: wir bekommen - ganz im Stile der interessanten „Spring Tours’77“ - eine Compilation mit einem „Best Of“ der Frühling/Frühsommer-Tour des Jahres. 25 Titel sind eine recht ansehnliche Zahl für eine CD: nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Auswahl ist interessant, sammelt sie doch die Perlen dieser Konzerte zusammen, also die Songs, die Elvis selten oder sogar nur einmalig auf seiner Tour durch den Süden der USA darbot. Da „Southern Nights“ als Nachfolger und Ergänzung zur FTD-CD „Dixieland Rocks“ zu sehen ist, finden sich hier auch die Songs, die Elvis im Jahr 1975 öfter im Programm hatte, die aber eben nicht auf dem Vorgänger zu finden waren, so zum Beispiel „Promised Land“, „It’s Midnight“ oder „Big Boss Man“. Wie immer gilt für Soundboards: der Ton kann variieren, ein einheitliches Klangbild ist so gut wie unmöglich – und speziell die frühen Mitschnitte (Datum) leiden unter einem recht einseitigen Klangbild, das Glen D. Hardins Piano betont, die Drums von Ronnie Tutt dabei aber fast verschluckt. Aber damit müssen wir leben – es ist der berühmte „historic content“, auf den die Macher immer mal wieder hinweisen. Freuen wir uns, daß die Aufnahmen überhaupt existieren und nicht in den Weiten der Vergangenheit verschollen sind.

Die CD eröffnet mit „That’s All Right Mama“ – interssanterweise wählte FTD also den gleichen Opener wie bei der „Spring Tours“-CD. Und dieser quasi parallele Eröffnungstrack ist bezeichnend: begann er bei „Spring Tours“ noch mit einem Fehlstart und diversem Gitarrenstimmen, zieht Elvis hier (2 Jahre vorher) richtig vom Leder. Welten liegen zwischen diesen beiden Versionen – und wer diesen Song betrachtend immer noch behauptet, Elvis sei 1977 wahnsinnig gut gewesen, der verkennt schlichtweg die Realität. Elvis wartet bei dieser Version ein Intro gar nicht erst ab, er will sofort loslegen. Dabei unterschätzt er aber James Burton. Elvis’ Leadgitarrist besteht auf das Solo – und Elvis begleitet ihn stimmlich mit einem langgezogenen, bluesig-rockigen „yeeeeeaaaahhhhhhhhhthat’s all right mama“. Es ist ganz klar eine spontane Jam-Version, aber sie ist das Paradebeispiel für einen Jam: der Song ist wirklich spontan, er ist wirklich gejammt, und er ist verdammt cool. Elvis singt seine erste Single straight aber rockig durch, er taumelt nicht mit der Stimme quer durch die Tonarten, er lässt sich von seiner Band mitreißen. Herrlicher Einstieg in einen außergewöhnlichen Frühling.

A propos Frühling. Elvis legt nach „That’s All Right“ direkt nach mit „It’s Now Or Never“. Die BILKO CD „Electrifying“ hat uns vor Jahren schon gezeigt, wie einzigartig Elvis diesen Song bringen konnte, wenn er Lust auf ihn hatte. Auch bei dieser Aufnahme ist das der Fall: Elvis gibt der Band mit einem kurzen „Let’s do It’s Now Or Never“ das ultimative Zeichen, daß jetzt etwas besonderes kommen sollte. Die Band und ihr Chef enttäuschen den Hörer auch nicht. Es folgt eine schöne und inspirierte Version dieses Mega-Sellers von 1960. Fazit nach zwei Titeln: Fan und Nicht-Fan steigen mit vollem Dampf in diese CD ein und werden zum allergrößten Teil ihre Freude haben.

Mit Track 3 fällt die Freude zumindest des Fans dann aber erst einmal kurzfristig ab. Das Wort „Qualitätsmanagement“ scheint bei FTD ein unbekanntes zu sein. Denn wie sonst könnte das passieren: Elvis kündigt nach „It’s Now Or Never“ relativ nuschelig „Let Me Be There“ an. Wir hören, wie James Burtno zum Intro ansetzt: „da dadada .....“ – crossfade – „I did a song a year ago called Help Me“. Was soll das? Würde ich so einen Fade von einem Freund auf einer selbstgebrannten CD bekommen, würde ich gnädig darüber hinwegsehen, bei Bootleggern würde ich sagen: „verdammte Amateuere“, aber bei einem als professionell auftretenden Label wie FTD ist das ein absolutes „nono“. Das geht gar nicht! Es vermiest einem die ersten Takte dieses wunderschönen Gospels, dessen Text mich immer wieder berührt. Das Schöne an dieser Version ist, daß Jerry Scheff endlich wieder am Bass steht und ihn gefühlvoll zu reiten weiß. Duke Bardwell war gerade bei diesem Song eine absolute Fehlbesetzung. Elvis bleibt straight und das wunderschöne Klavierintro ist auch noch da (es sollte erst mit dem Weggang von Glen Hardin verschwinden).

Haben wir uns gerade wieder abgeregt über diesen Fehlschnitt, rege ich mich nach Help Me umso mehr auf, denn schon wieder haben die Produzenten die Schere falsch angesetzt. Nachdem die letzten Töne von „Help Me“ verklungen sind, klatscht das Publikum Applaus. Dann folgt ein Beckenschlag – offensichtlich das Ende eines anderen Songs – noch mal wird geklatscht und Elvis kündigt den „Steamroller Blues“ an. Was folgt ist eine recht fetzige Version dieser Aloha-Geständnis-Nummer, leider hat Elvis für meine Begriffe nur eine wirklich gute Version dieses Songs hingelegt und die entstand am 12. Januar 1973 während der Aloha Rehearsal Show. Diese Version hier hat Dampf, Elvis verzichtet auf die Stimmkapriolen, die seine Version auf „Dragonheart“ noch einigermaßen versemmelt hatte – Ergebnis ist eine sogenannte „erdige“ Version des Songs.

Fortsetzung folgt .....

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11 Jan. 2006 15:20 #444980 von Donald
Donald antwortete auf Southern Nights
Lange keine Review mehr gelesen. Diese hier wird Deinem Posting-Vorbild Riderburns schon sehr gerecht: informativ und gut schrieben. Klasse, etp!

Laß locker weiterlaufen! :up:

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11 Jan. 2006 16:32 #445007 von Oliwa
Oliwa antwortete auf Southern Nights

Elvis verzichtet auf die Stimmkapriolen, die seine Version auf „Dragonheart“ noch einigermaßen versemmelt hatte – Ergebnis ist eine sogenannte „erdige“ Version des Songs.

Könne man den interessierten Leser denn auch mal aufklären was man unter "Stimmkapriolen" versteht? :huh:

Dieses Wort samt seiner Erklärung sollte man ins FAQ aufnehmen :up:

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11 Jan. 2006 16:40 #445012 von User gelöscht
User gelöscht antwortete auf Southern Nights

Fans - ganz gleich welchen Künstlers - sind nie ganz normal. Der Normalbürger versteht z. B. auch oft nicht, wie man sich ernsthaft einen Elvis-Film anschauen oder zu einem Konzert gehen kann, auf dem der Hauptprotagonist (wenn auch entschuldigt) fehlt.

Darum geht es auch weniger.
Daß Elvis einen Stein bei jedem Fan im Brett hat und man grds. seine Leistungen eher positive bewerten will und auch tut ist normal und davon bin auch ich nicht frei.

Mir geht und ging es nur um die doch recht extremen Übertreibungen, die Elvis in diesem Jahr aussehen lassen, als hätte Elvis mit jedem Song ein Feuerwerk an Energie und Sangeskunst im Jahre 1975 abgebrannt.

Und das kann ich (so wie einige andere auch) so in dieser Übertreibung nicht unterschreiben.
Unabhängig davon bleibt die Tatsache evt., dass Elvis 1975 durchaus gut drauf war und solide Leistunegn ablieferte.
(Diverse SB`s udn AR`s sowie footage sind mir bekannt - wie den meisten anderen auch).

Sorry, die Oldies sind auch 1975 so ziemlich runtergeleiert und nasal - da hilft es auch nicht, wenn "It`s Midnight" oder "Promised Land" etc. mal sehr gut gesungen werden.

Wenn Elvis 1975 angeblich schon "hard am limit pushte"...ja, was tat er dann 1969 oder 1970 erst?

Um mehr ging es nicht.

Aber gut, man kann natürlich auch sagen, dass ich (wie Michael Werner, der sich auch zu 1975 kritisch äusserte) keine Ahnung haben und nichts von der Materie wissen. Gutes Argument. :up: Durchdacht und vor allem sehr glaubwürdig. :up:





:kopf1:



Nebenbei: das Cover dieser FTD betrachte ich als gelungen.

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11 Jan. 2006 17:45 #445039 von etp
etp antwortete auf Southern Nights
Waren die letzten beiden Tracks gesetzte Titel auf der Playlist des Abends, wenden wir uns jetzt wieder den spontanen Songs zu – und erkennen einmal mehr, dass Elvis gerade in späteren Jahr dann am besten war, wenn er spontan war und mal was neues ausprobierte. Track 5 öffnet mit Elvis’ Ankündigung: „we use to play Burning Love at this spot, but we will do HEATRBREAK HOTEL, okay!?“
Sollte also doch was dran sein an den Gerüchten, daß Elvis “Burning Love” nicht leiden konnte? Wir werden später noch mal auf das Thema zurückkommen. Jetzt soll es aber erst mal mit Elvis’ erstem Nummer Eins Hit weitergehen. Doch da ist noch jemand, der sein Einverständnis geben muß: Charlie Hodge.
Elvis wendet sich an ihn: „Ich muß erst Charlie fragen, ob ich seine Erlaubnis habe.“ Schade. Auf jedem anderen Soundboard hören wir Charlie Hodge vor allen Dingen dann, wenn wir ihn gar nicht hören wollen. Entweder er singt mit als sei er der Star auf der Bühne oder er lacht, als sei er Elvis lebender Sitcom-Lacher. Doch dieses Mal hören wir nichts. Leider erschließt sich mir nicht, ob es an der Aufnahme oder an Charlie liegt, der vielleicht diesen Gag überhaupt nicht witzig fand.
Auf jeden Fall aber scheint er sein OK zu geben und Elvis steigt ein .... nicht ohne Zögern, offenbar fällt ihm im ersten Moment der Text nicht ein .... er stimmt die Tonlage an mit einer uns sehr bekannten Zeile aus den Stax-Sessions: „Hey, little lover boy“ – 1973 im Studio sang er danach noch die Zeilen „bring that motor `round. If you don’t like your job, then I ain’t bother you now.” Jetzt, zwei Jahre später, beschränkt er sich auf die erste Zeile, um dann voll einzusteigen: “Well since my baby left me…..” –
Was folgt ist eine wirklich einzigartige und besondere Version dieses Songs. Denn das Joe Guercio Orchestra (das zu diesem Zeitpunkt leider nur noch aus der Horn-Section besteht) verleiht den Strophen-Breaks einen satten Sound. Vor allem in der letzten Strophe, die Elvis etwas abändert, klingen sie satt aus den Boxen: „So if your baby leaves ya“ *ba ba* „you need a tale to tell“ *ba ba* „just fake a walk down lonely street to Hearbreak Hotel….”
Am Ende trifft lediglich der gute alte J.D. Sumner den Ton nicht. Ansonsten eine erstklassige Version, die dem Publikum damals bestimmt extremst Laune machte.


Wie gut Elvis selbst bei Laune gewesen sein muß, zeigt sich direkt im Anschluß. Wäre es ein echtes Konzert, spätestens jetzt hätte ich es in den siebten Himmel gehoben.
„Release Me“ war – so habe ich das Gefühl – immer ein echter „feel good“-Song für Elvis gewesen: ging es im gut, gefiel ihm seine Show, gefiel ihm das Publikum, dann gab er diesen Song als Zugabe. Darauf musste die TCB-Band stets gefasst sein.
Jerry Scheff erzählte einmal in Bad Nauheim, wie aufregend es war, wenn Elvis auf der Bühne spontan wurde: „Er rief uns einen Titel zu und wir mussten ihn spielen. Mitten in der Show“. Und „Release Me“ war immer ein guter Kandidat.
Glen Hardin improvisiert ein Intro, das stark an das Intro von Faded Love erinnert, wie wir es von den 74er Proben kennen. Es passt im Grunde überhaupt nicht. Aber egal: man ist in dem Song drin und Elvis legt los. Tendierte er früher immer dazu, dem Song Tempo und Groove zu geben, scheint er sich dieses Mal am Original zu orientieren. Sein Gesangspart enthält deutliche Anleihen von Engelbert.
Daß er Spaß hat, hört man: „Please Release Me let me go - Sing that song, baby! – fooor I just don’t love you anymore.” Zweieinhalb Minuten später ist er fertig und ein neuer harter Schnitt kündigt den nächsten Track an.


Als ich das erste Mal in die CD reinskippte, dachte ich: das darf doch nicht wahr sein. Da schreiben sie „POLK SALAD ANNIE“ in die Tracklist und was höre ich: BURNING LOVE.
Burton stimmt das Intro an, die Band steigt ein, Elvis wartet ab (es hört sich an wie bei Suspicious Minds in der Aloha-Show), steigt dann aber ein: „Lord Almighty, I feel my temperature rising....“ und vergisst den Text.
Phänomen Elvis. Es gab Texte, die merkte er sich bis an sein Lebensende, ohne sie scheinbar großartig zu üben („Wooden Heart“ zum Beispiel brachte er Ende des Jahres scheinbar mühelos und fast perfekt über die Lippen). Aber bei anderen Titeln versagte sein Textgedächtnis permanent. „My Way“ war so ein Fall oder „I Just Can’t Help Believing“.
“Burning Love” ist also offenbar auch so ein Kandidat gewesen. Oder lag es daran, dass er keine Lust auf den Song hatte? Bei den neu aufgetauchten ON TOUR Tapes hat sich dieser Eindruck bei mir jedenfalls nicht bestätigt! Elvis scheint bereits 1972 Spaß an dem Song gehabt zu haben, und 1975 sollte sein aktuellster Hit offenbar die Stelle des abgedudelten Suspicious Minds einnehmen. Ähnlich wie seinen 69er Hit versah er „Burning Love“ mit einem langen, rockigen Ende und pushte so sein Publikum an.
Heute sollte es nicht so sein – denn das Textsheet war offensichtlich nicht aufzufinden. Er erkundigt sich bei den Sweet Inspirations, die ihm die richtige Textzeile zurufen, aber er scheint sich nicht sicher, bricht einen neuen Versuch ab: „I don’t wanna do that anymore. I wanna do POLK SALAD ANNIE.”
Also doch kein Fehler in der Tracklist. Elvis war eben Profi. War er seiner Sache nicht mehr sicher, machte er eben kehrt und machte was anderes. Das aber umso fetziger, klar, schließlich sollte das Publikum danach glücklich sein, dass Elvis Polk Salad Annie gebracht hatte und nicht Burning Love hinterhertrauern.
Also gibt Elvis Gas – und die Band auch. Die Abmischung lässt uns Jerry Scheffs Bass außergewöhnlich deutlich hören. Wie wahnsinnig gut, dass Jerry wieder dabei war! Er spielt während des ganzen Songs praktisch sein eigenes Solo. Er reitet den Fender-Baß rauf und runter. Ein harte Schicksal denke ich mir: da spielst du dir den Wolf, aber kaum einer hört dein exzellentes Spiel in der Halle. Glücklicherweise hören wir es jetzt. Am Ende hämmert Jerry den Bass ohne Ende, bis sich die Nummer in einen riesigen Akkord ergießt. Oder in Jerry Scheffs Worten: „The biggest chord that was ever played in the history of music. Baaaaaaaaaaaaaaaah.”


Eigentlich wäre jetzt Zeit zum Luftholen angesagt.
Aber der Produzent will uns nicht lange aufhalten, unterbricht Elvis scheinbar mitten in dem Dialog mit einem Fan, um ihn den Song ankündigen zu lassen, den sie vor eineinhalb Jahren in dem Aloha-Special in Hawaii gebracht haben.
Klar: jetzt kommt „I’ll Remember You“.
Ja, was Zeit anging, war Elvis offenbar nicht der Größte, aber welcher Mann ist das schon? Frauen sind im Daten und Zeiträume merken schon immer die Besseren gewesen. Uns ist es auch egal, denn es folgt eine der schönsten Versionen dieses Liedes, die ich je gehört habe.
Auch hier verzichtet Elvis wieder auf überflüssige Schnörkel, versucht nicht, durch eine höhere Lautstärke den schnellen Effekt zu erzielen, sondern konzentriert sich ganz auf den Gesang und die Melodie. Ich muß sagen: so gefällt mir Elvis besser. Kein Überbetonen der bekannten Melodie, sondern sich mit der Melodie treiben lassen, neue Töne finden, mal mit der Stimme nach unten gehen anstatt nach oben. Den Song neu erfinden. Es gelingt ihm hier und spontan habe ich entschieden: nach der Version aus dem Madison Square Garden ist das meine neue Lieblings-Version von „I’ll Remember You“.


Der Schnitt danach ist nicht nur technisch unglücklich (mal wieder), sondern auch dramaturgisch.
Ich habe „Little Darlin’“ nie gemocht. Und 1975 schon mal gar nicht. Die overdubbte Version vom „Moody Blue“ Album klingt noch ganz nett, aber schon die Version der „Live In Dallas“-LP entsprach nicht mehr dem, was ich von einem Live-Song erwartet hatte.
Was Elvis mit diesem Song bezwecken wollte, blieb mir lange schleierhaft, bis ich es eines Tages schaffte, die Bootleg „Home Made Recordings“ fast ganz durchzuhören. 1959 saß Elvis mit Eddie Fadal und anderen Kumpels und Mädels in dessen Haus in Texas. Sie sangen und hörten Platte und nahmen alles das auf Band auf. Unter anderem legte Elvis auch eine Platte von „Little Darlin’“ auf (waren es die „Platters“? Ich weiß es nicht) – und schon damals sang Elvis die Harmony Vocals. Faszinierend, dachte ich, wie Elvis am Ende seines Lebens zu den frühen Liedern seines Lebens zurückkehrte. Und einmal mehr ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass Elvis durchaus wusste oder spürte, dass sein Stern rapide am verglühen war.
Diese Version hier ist so ziemlich die schlechteste, dich ich bisher gehört habe. So ziemlich alles geht schief: Ronnie weiß nicht, wie er trommeln soll, die Back-Ups wissen nicht, wie sie singen sollen – und Elvis selbst ist danach recht unzufrieden und erklärt seinen Leuten, wer wo wie was singen soll.
Meine Gedanken gehen noch einmal zurück an Jerry Scheffs Besuch in Bad Nauheim: „There were no rehearsals in later years. The shows were the rehearsals.” In der Tat.

Elvis verabschiedet sich danach von einem einzigartigen Publikum in Huntsville und verspricht: „If you want us back, just let us know and we’llll come back.“ Dabei zieht er bei den letzten drei Worten die Stimme extrem sexy runter. Aber die Show ist für uns noch lange nicht zu Ende. Wir haben noch einige Südstaaten-Nächte vor uns ....

.... so, stay tuned.

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11 Jan. 2006 18:52 #445063 von Harty
Harty antwortete auf Southern Nights
sehr schön geschrieben..

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11 Jan. 2006 22:27 #445084 von epe
epe antwortete auf Southern Nights
Du schreibst, etp, dass der Sound von Song zu Song recht unterschiedlich sei.....

Wenn Du das mit der 4. CD der Las Vegas Box vergleichst, ist der Sound insgesamt besser oder schlechter?

epe

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11 Jan. 2006 23:11 #445095 von Oliwa
Oliwa antwortete auf Southern Nights
Ganz tolle Arbeit, hast du SUPER geschrieben! :respekt: :apl:

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12 Jan. 2006 00:46 #445103 von Mickey
Mickey antwortete auf Southern Nights
Solche Beiträge, für die ich auch Timothy Sideburns liebe, sind der Grund, weshalb ich nicht umhin komme, immer wieder in das Forum zurückzukehren. Sehr schön geschrieben - ausführlich (aber nicht langatmig), fundiert (aber nicht besserwisserisch) und in anständigem Deutsch. Was will ich mehr? Nichts. :up: :rose:

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15 Jan. 2006 13:57 #445885 von Mickey
Mickey antwortete auf Southern Nights
Wann geht's hier weiter, etp?

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