FTD Complete Sessions: Kid Galahad

Donald schrieb:

Honeybee schrieb: Wie gesagt: was fronk da erlebt hat, ist bestimmt nicht an der Tagesordnung.

Vielleicht nicht an der Tagesordnung. Aber ich habe über die Jahre durchaus immer mal wieder Geschichten gehört, die auch in diese Richtung gehen, was das Blaue angeht.

U.a. sicherlich auch von meiner Wenigkeit. Es wurde auch mal ein Beitrag editiert, meine Argumentation damit verfälscht, dann konnte man die natürlich easy widerlegen. Komplett ekliges Verhalten,mMn.Ich erinnere mich, dass es ein/zwei User gab mit denen man sehr interessante Diskussionen führen konnte, da wurde aber auch immer dazwischen gegrätscht wenn mal ein Album/Konzert als nicht so genial dargestellt wurde. Auch das war enorm nervig, weshalb keiner der reflektierteren User dort lange geblieben ist. Ich dann ja auch nicht. Ist aber alles lange her, es mag also durchaus sein, dass das inzwischen dort etwas offener zugeht. Ich hege da auch keinen Groll, aber das war schon irgendwie befremdlich wie geradezu faschistoid manche Menschen unterwegs sind, selbst bei so Nebensächlichkeiten wie uralter Popmusik.

Atomic Powered Poster schrieb: ...selbst bei so Nebensächlichkeiten wie uralter Popmusik.

Naja, das ist halt mancher Leute Religion, vielleicht sogar einziger oder zumindest wichtigster Lebensinhalt. Den will man dann eben nicht in Frage stellen lassen...

Manche Menschen scheinen sich in nicht unerheblichem Umfang darüber zu definieren welchen Star sie toll finden. Da wird Kritik an der Kunst/dem Künstler dann eben auch persönlich genommen. Ist auch nichts Elvis spezifisches. Ich war ja auch in einigen allgemeinen Musik-Foren unterwegs in all den Jahren, allerdings immer nur kurz. Es ist eben überall der gleiche Nervkram. Einmal erwähnte ich im Zusammenhang mit den Stones, dass ich den Song Satisfaction persönlich gar nicht mal soooo geil finde (reine Geschmacksäußerung -ich erwähnte sogar ihn nicht mies zu finden, sondern eben nur nicht unfassbar toll) da brach gleich die Hölle los. Schließlich sei der Song ja ach so bedeutend, was ich wohl nicht wüsste, da ich ein kulturloser Trottel sei. Gleiches passierte als ich das damals aktuelle Album von U2 als langweilig bezeichnete. Ich kann mich nicht mehr erinnern welches Album das war, aber die Band hatte am Ende der dazu absolvierten Tournee nur noch einen Song oder so von der Scheibe im Set und bezeichnete das Album dann glaube ich auch als Fehlschlag. Ganz so abwegig war mein Urteil also vielleicht nicht. Und sowohl mit den Stones als auch mit U2 kann ich durchaus was anfangen, sonst hätte ich mich zu diesen Bands auch gar nicht geäußert.

Ich kann diese Empfindlichkeit nicht so recht nachvollziehen. Ich erinnere mich an Diskussionen mit Leuten die Alben und Filme die ich mochte und mag richtiggehend auseinander genommen haben - häufig sogar mit allem richtig lagen was sie kritisierten - und das war/ist teilweise auch interessant. Aber meine Begeisterung konnten sie mir nie nehmen. Man kann Kunst ja aus unterschiedlichen Gründen schätzen - oder kacke finden.

Atomic Powered Poster schrieb: ... Gleiches passierte als ich das damals aktuelle Album von U2 als langweilig bezeichnete.

Da bin sogar ich dabei, wahrscheinlich sogar bei beiden letzten Alben. Und ich bin Fan.

Man kann Kunst ja aus unterschiedlichen Gründen schätzen - oder kacke finden.

So isses.

Meine Freunde im echten Leben sind ja mehrheitlich Musik/Filmnerds ... und wir haben da zwar durchaus Schnittmenge, aber eben auch krasse Unterschiede in der Wahrnehmung. Da gibt es immer tolle Diskussionen, weil jeder interessante Blickwinkel hat, seine Vorlieben und Aversionen eben auch vernünftig begründet. Und ich finde es immer geil, wenn sich jemand auch mal begeistert, oder was richtig scheiße findet - eben nicht so schulterzuckend abtut - egal ob ich dann damit konform gehe oder eben nicht. Ich habe einen Kumpel (schon seit der Pubertät) mit dem ich jedes Mal wenn wir uns treffen mindestens 1x über Hitchcock diskutiere. Ganz automatisch. Wir finden seine Filme beide grandios, aber schätzen beide unterschiedliche Filme mehr oder weniger aus unterschiedlichen Gründen. Ich liebe es mich mit ihm auszutauschen und dann zu denken "spannend, darüber habe ich noch nie nachgedacht", und dann den entsprechenden Film noch mal zu schauen um seine Punkte nachzuprüfen. Ich liebe diesen nerdigen Austausch.

Ja, manchen fehlt die Fähigkeit zu differenzieren. Da darf nichts - aber auch gar nichts - in einem schlechten Licht erscheinen.
Als wenn sie dadurch ihren Glauben verlieren würden. Als wenn das ganze Fangerüst dadurch ins Wanken geraten würde.
Ich frage mich dann: was sind das für Fans, wenn sie einen Star nur toll finden können, wenn er übermenschlich perfekt war?

Vielleicht reagiert man manchmal auch so empfindlich, weil man ahnt, dass an einigen Punkten was dran ist, man selbst im Inneren von dem was man verteidigt nicht überzeugt ist. Schreibt jemand, Elvis live 1970 war jetzt soooo der Hammer auch nicht, dann kommt keine krasse Reaktion, weil man zwar (wie bei absolut allem) den einen oder anderen Punkt kritisieren kann, aber die Qualität der Aufnahmen jedem mit dem nackten Arsch ins Gesicht springt. Aber wenn man was kritisiert, dass der Kritik nicht standhalten kann, dann sieht die Welt schon anders aus.

Aber gerade wenn man im Prinzip weiß, dass etwas dran ist, sollte man doch wissend reagieren. Dieses Aufbegehren gegen Tatsachen ist ja genau das, was ich so befremdlich finde.

Es ist halt leider nicht jeder dazu in der Lage oder willens, sich selbst zu reflektieren.

Klar. Aber nehmen wir die späten Shows. Die sind ja auch ein Eckpfeiler, weil es eben das letzte ist, was wir von dem Mann zu hören bekommen haben. Wenn man sich nun stark mit einem Star identifiziert, dann ist natürlich ein innerer Druck da die Mängel dieser Aufnahmen zu relativieren, da das Bild das diese Performances hinterlassen eben nicht mehr durch ein Comeback o.ä. gerade gerückt werden konnte. Und dann müssen sich (einige wenige) Fans einreden, dass das alles gar nicht so furchtbar war. Das finde ich auch grundsätzlich nicht verwerflich. Aber dieser (von mir vermutete) innere Zwang, der führt dann manches Mal zu Beißattaken die ich dann schon weniger schön finde.